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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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durchsichtigen Glascharakter wieder zur Geltung zu bringen. Während ich zwei der Gläser füllte, dachte ich bereits an die kommende schlaflose Nacht mit quälend brennender Speiseröhre.
    Alessia hatte das Geräusch der in die Gläser fließenden Flüssigkeit gehört und kam zu mir in die Küche. Sie nahm mir eine der Sekttulpen ab.
    »Auf dein Wohl, Daddy! Ich finde es toll, dass ich dich kennenlernen darf!«
    »Ganz meinerseits«, antwortete ich und wir tranken einen großen Schluck des sprudelnden Getränks. »Ich sags schon immer, das Leben ist immer für eine Überraschung gut. Und das auch ohne Kartenlegen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ach nichts, das war nur eine kleine Anspielung auf meinen aktuellen Fall.«
    »Du hast gerade einen Fall zu lösen? Das klingt echt interessant, erzähl mal!«
    In selben Moment klingelte es an diesem Abend zum dritten Mal. Es war Stefanie.
    Ohne das Glas aus der Hand zu nehmen, ging ich in Richtung Eingangstür. »Ich bin gleich wieder da«, informierte ich meine Tochter.
    Ich öffnete die Tür und sah Stefanie vor mir. Ich kam gar nicht auf den Gedanken, dass das, was jetzt geschah, in ihren Augen absolut eindeutig war.
    »Ups, hallo, Reiner, du hast mich ja noch nie mit einem Glas Sekt direkt an der Haustür begrüßt.« Sie strahlte mich an und gab mir einen Kuss. »Oh, du hast wohl schon getrunken, ich rieche den Alkohol. Was hast du heute mit mir vor?«, grinste sie schelmisch. Sie ging an mir vorbei in die Wohnung. »Äh, Stefanie, da ist etwas, was du wissen solltest.«
    Sie blieb stehen und drehte sich zu mir um. Stefanies Stimmung schlug von einer auf die andere Sekunde um.
    »Aha, da kommt der Pferdefuß. Du bietest mir zuerst Sekt an, und im nächsten Moment bringst du mir langsam bei, dass wir in den Herbstferien nicht kommen können.«
    »Nein, Stefanie, so ist das nicht.«
    Doch sie hörte mich nicht, oder sie wollte mich nicht hören. Sie ging ins Wohnzimmer und stand Alessia gegenüber, die ebenfalls noch ihr Glas Sekt in der Hand hielt.
    Stefanie blieb mit offenem Mund wie angewurzelt stehen und starrte die ihr unbekannte junge Frau an.
    »Hallo, ich bin Alessia«, stellte sich meine Tochter vor.
    Stefanie kochte. »Ach, so ist das also. Daher der Sekt. Oh Reiner, du bist das Letzte!« Sie holte aus und versetzte mir eine gesalzene Backpfeife. Bevor ich ihr die Sache erläutern konnte, hatte sie das Haus bereits verlassen. Ich lief ihr nach, doch sie stellte sich taub, stieg in ihren Wagen und brauste davon.
    Frustriert ging ich zurück zu Alessia. »Falls du wissen willst, wer das war: Die Dame heißt Stefanie und ist meine Frau.«
    »Das habe ich mir fast gedacht. Es tut mir wirklich leid, Daddy. Kann ich dir irgendwie helfen? Soll ich zu ihr fahren und das alles richtigstellen?«
    »Nein«, wiegelte ich ab. »Das bringt nichts. Sie ist im Moment so sehr in Rage, da stößt Du nur auf taube Ohren. Warten wir lieber bis morgen ab.«
    »Wie du meinst, ich werde dann mal langsam gehen. Darf ich morgen wiederkommen?«
    »Wo willst du denn hin? Wo wohnst du überhaupt?«
    »Noch nirgendwo, ich bin vorhin erst mit meinem Fiat angekommen. Ich muss mir erst eine Pension suchen. Kannst du mir hier in Schifferstadt eine empfehlen?«
    Ich zögerte einen Moment, bevor ich ihr einen Vorschlag machte. »Weißt du was, wenn es dir nichts ausmacht, kannst du bei mir im Gästezimmer übernachten, dann sparst du die Übernachtungskosten.«
    Ohne zu zögern, stimmte sie zu: »Das wäre wirklich prima, Daddy, dann können wir uns heute noch ganz lange unterhalten.«
    Es wurde spät. Sehr spät. Nachdem wir gemeinsam das Gästezimmer hergerichtet und das Bett frisch bezogen hatten, fuhr ich an der Tankstelle vorbei, um für das Frühstück etwas im Haus zu haben. Alessia wäre von den liegen gebliebenen Bananen, die ich noch unbemerkt entsorgen konnte, sicherlich nicht begeistert gewesen. Alessia war genauso redselig wie schön. Zwar nicht so penetrant wie meine Nachbarin, aber sie wollte trotzdem möglichst viel aus meinem Leben wis sen. Während sie den Sekt leer trank, erzählte ich ihr von meinem momentanen Fall, was sie sehr interessant fand. Zwischendurch berichtete sie von ihrem Leben in Turin und ihren Ausflügen nach Deutschland. Bei Heidelberg wohnte eine Freundin von ihr, die sie in den nächsten Tagen besuchen wollte.
    Kurz nach Mitternacht gingen wir zu Bett. Ich versprach ihr, sie morgen früh schlafen zu lassen, wenn ich ins Büro ging.
    Als gefühlte fünf

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