Schwarzkittel
habe ich für euch besorgen lassen«, erklärte Jutta. »Sonst würdet ihr euren neuen Dienstleihwagen verschmutzen.«
»Vielen Dank, Jutta. Können wir jetzt gehen?«
»Selbstverständlich meine Helden, wenn ihr soweit okay seid. In einer Stunde sehen wir uns dann im Besprechungsraum, passt euch das?«
»Ja, Mama«, antworteten wir gleichzeitig und ohne uns vorher abgestimmt zu haben. Jutta schüttelte den Kopf und ging wieder zurück in das Büro.
Es war komisch, auf dem Parkplatz von allen Passanten angestarrt zu werden. In unseren modischen Outfits schienen wir einen besonderen Blickfang abzugeben. Und der Smart tat sein Übriges.
»Ich habe Hunger«, stellte Gerhard fest, nachdem ich gerade vom Parkplatz heruntergefahren war.
»Okay, ich halte am nächsten Kiosk an. Du steigst aus.«
»Ich mache mich doch nicht zum Affen«, erwiderte mein Kollege.
»Ich hätte einen anderen Vorschlag, Gerhard. Damit versauen wir den Leihwagen nicht so mit Krümeln.«
»Das ist mir so was von egal, ob wir den Wagen vollkrümeln oder nicht. Ich habe Hunger!«
»Zufällig habe ich etwas Essbares zu Hause. Wir fah ren einfach bei mir vorbei. Dann kann ich dir gleich noch eine kleine Überraschung zeigen. Vielleicht fällt es dir dann leichter, mit Maria zu reden.« Fragend sah er mich an, sagte aber kein Ton.
Langsam aber sicher fing meine lädierte Schulter an, Dauerschmerzen zu verursachen. Nicht sehr stark, dafür aber mehr als unangenehm. Nur nichts anmerken lassen, nahm ich mir vor.
»Du hast wirklich was zu essen daheim?«, fragte mich Gerhard, als ich vor meinem Haus anhielt. »Ich dachte, du machst einen Witz.«
»Ich bitte dich, Kollege. Du bist dem Hungertod nahe, da werde ich doch keine Witze machen.«
Wir stiegen aus. Heute konnte ich sogar die Autotür etwas lauter schließen als üblich, da im Moment keine Gefahr vom Ackermann’schen Anwesen drohte. Auf der anderen Seite wollte ich natürlich keine zusätzliche Aufmerksamkeit erregen. Nur ein zufällig vorbeispazierendes Ehepaar starrte uns weiß gekleidete Kuriositäten an.
Ich klingelte, was Gerhard zusätzlich verwunderte. »Warts ab«, sagte ich nur.
Die Tür wurde geöffnet und wir blickten auf meine Tochter. Ich schluckte. Sie hatte einen hautfarbenen Bikini an. Sonst nichts. Gerhard bekam eine Maulsperre.
»Hallo, Alessia, ist es dir nicht zu kalt? Nicht, dass du dich noch erkältest.«
»Ach Daddy, das geht schon in Ordnung. Warum hast du dich so lange nicht mehr gemeldet?«
In diesem Moment registrierte sie meinen Kollegen.
»Ups, du bringst ja jemanden mit. Wieso habt ihr so komische Klamotten an?«
»Alessia, darf ich dir vorstellen: Das ist mein Kollege Gerhard Steinbeißer. Gerhard, das ist meine Tochter Alessia!«
»Deine was?«
»Du hast schon richtig gehört. Traust du mir das vielleicht nicht zu?«
»Äh, nein, äh, doch, natürlich. Du hast noch nie etwas von ihr erzählt.«
Alessia lächelte. »Mein Daddy weiß selbst erst seit gestern von meiner Existenz.«
Gerhard gab meiner Tochter die Hand. »Freut mich, Sie kennenzulernen. So eine Tochter hätte ich meinem Kollegen gar nicht zugetraut.«
Alessia lachte laut heraus. »Das hat meine Mutter auch schon gesagt.« Als sie mein perplexes Gesicht sah, beschwichtigte sie mich: »War doch nur ein Spaß, Daddy. Sag mal, wollt ihr euch nicht besser umziehen? Also, bei uns in Italien würde man euch in dem Aufzug nicht frei rumlaufen lassen.«
»Wir sind Polizisten, meine liebe Tochter. Wir dürfen fast alles.«
Während unserer Unterhaltung waren wir in die Küche gegangen und hatten uns gesetzt. Ich stellte die Reste des Frühstücks auf den Tisch.
»Aber Daddy, du solltest mal was Richtiges essen. Ich werde mal für uns drei kochen, okay?«
»Danke für den guten Willen, Alessia, aber wir müssen gleich weiter. Es ist heute schon einiges passiert. Außerdem dürfte es besser sein, wenn du nicht siehst, wie es unter diesen Einwegoveralls aussieht. Keine Angst, die Hände haben wir uns gewaschen.«
»Euer Abenteuer hört sich echt spannend an, erzähl mal.«
»Gleich, Alessia, ich springe nur schnell unter die Dusche.«
Nachdem ich geduscht und mich umgezogen hatte, gab ich Gerhard einen alten Jogginganzug von mir und schickte ihn ebenfalls duschen. Mein Kollege hatte in der Dienststelle, genau wie ich, Ersatzklamotten deponiert. Dort kann er sich nachher umziehen. Das hatte sich in der Vergangenheit schon mehrfach als sehr hilfreich erwiesen.
Während Gerhard und ich uns
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