Schwarzkittel
Zusammensetzung für den richtigen Farbton aus. Damit bessert man dann den Kratzer aus. Es ist anschließend kein Unterschied zu vorher erkennbar.«
Ich verzichtete darauf, ihn zu fragen, ob er wohl den Kratzer an meinem Wagen unsichtbar machen könnte.
»Na, prima, darüber werden die Autowerkstätten aber nicht sehr erbaut sein.«
»Gegen so gut wie jede Erfindung gab es zunächst Widerstände. Doch ohne Entdeckungen und neue Entwicklungen würden wir noch in der Steinzeit leben.«
Da ich nichts erwiderte, fragte er: »Aha, so langsam wird mir etwas klar. Was brauchst du diesmal von mir?«
Ich versuchte, ihn von dem Gedanken abzulenken, was mir aber nicht gelang. »Äh, nein, es ist nicht so, wie du denkst. Ich wollte dich nur mal wieder besuchen, mein lieber Jacques.«
»Du redest schon wieder Stuss, mein Junge. Schon als Kind habe ich dir angesehen, wenn du was zu verbergen hattest. Raus mit der Sprache. Halt, sag mal, hat das was mit den vielen Mordfällen zu tun, von denen ich in den letzten Tagen ständig in der Zeitung las?«
Ich gab auf. »Du hast natürlich recht. Heute hat es schon wieder zwei Tote gegeben.«
Jacques schüttelte den Kopf. »Wahnsinn, in unserer beschaulichen Vorderpfalz jagt ein Verbrechen das andere. Habt ihr schon eine Ahnung, wer der Täter ist?«
»Ja und nein. Eine der heutigen Taten ist aufgeklärt. Nach bisherigen Ermittlungen ist das Opfer gleichzeitig der Täter der vorherigen Verbrechen.« Ich machte eine kleine Pause. »Doch ich bin mir nicht sicher. Mein Bauch sagt mir etwas anderes, da ist was viel Größeres im Busch.«
Er blickte interessiert auf meinen Bauch.
»Dein Bauch sagt mir höchstens, dass du dich mal gesünder ernähren solltest, Reiner. Du hast eine ganz schöne Wampe bekommen.«
»Ach, lass das. Es ist alles so unbefriedigend. Ich habe zwar eine blasse Ahnung, weiß aber nicht, wie ich das Motiv finden und den Täter überführen kann.«
»Du denkst mal wieder an eine Falle in Eigenregie? Willst du mir das damit sagen?«
Ich nickte. »Ich konnte vor dir wirklich noch nie ein Geheimnis verbergen.«
»Dann sag schon, was brauchst du diesmal?«
»Deine Infraschallkanone * ?«, fragte ich zaghaft.
»Meine was?«, schrie Jacques mich an. »Weißt du, was du da sagst? Damit bringst du nicht nur deine Umgebung in Gefahr sondern auch dich selbst!«
»Ich weiß nur zu gut, wie die Kanone wirkt«, warf ich ein.
»Gar nichts weißt du. Vergiss nicht, die Waffe gibts offiziell gar nicht. Selbst in Lexika wird die IS-Kanone nur als hypothetisch beschrieben. Und nicht nur, weil sie unvorstellbar groß sein müsste.«
»Du hast sie doch aber erfunden!«
»Ja«, bestätigte mein Freund voller Stolz. »Natürlich habe ich das Ding erfunden. Und noch viel mehr. Mir ist es gelungen, die IS-Kanone auf Koffergröße zu verkleinern. Aber sie ist kein Spielzeug, Reiner. Ich habe das Ding nicht für die Waffenindustrie entwickelt, sondern für friedliche Forschungen. Doch die Welt ist derzeit nicht soweit.«
»Ich will damit doch keinen Krieg anzetteln, Jacques. Nur mit einem Überraschungsschlag einen Gegner kurzfristig kampfunfähig machen.«
»Warum nehmt ihr den Kerl nicht einfach fest? Ein Sondereinsatzkommando sollte das doch hinkriegen.«
»Weil er dann niemals ein Geständnis ablegen wird. Das macht er nur, wenn er sich überlegen fühlt und nichts zu befürchten hat. Das siehst du im Fernsehen in jedem Krimi. Selbst auf der Polizeischule lernt man so etwas.«
* Die Frequenz von Infraschall liegt unterhalb von etwa 16 bis 20 Hz und kannvomMenschenerstbeihohenSchalldrückenwahrgenommenwerden. Trommelfellrisse können ab etwa 185 bis 190 dB Schalldruck auftreten. Bei längerer Einwirkzeit und sehr hohen Schwingbeschleunigungen können innere Blutungen auftreten. Da der Energieaufwand für den Bau einer so genannten IS-Kanone immens wäre, ist die Wirkungsweise bisher nur hypothetisch geklärt.
»Ich schaue kein Fernsehen und auf der Polizeischule war ich nicht. Doch eines weiß ich: Die IS-Kanone kann bei falscher Benutzung zu inneren Verletzungen führen oder sogar tödlich sein. Es ist nicht zu verantworten, dir dieses Ding auszuliefern. Es ist nicht mal ausgiebig getestet worden. Was da noch alles schief gehen könnte.«
»Okay, ich habs verstanden. Du möchtest mitmachen, stimmts?«
»Du willst wohl mit aller Gewalt an diese Kanone rankommen?«
»Nein, nicht mit aller Gewalt. Nur mit Überzeugungskraft.«
»Na, dann komm mal mit, du
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