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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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«Ausrottung des Partisanenunwesens».
    Kurzerhand werden alle durch Genickschüsse erledigt … Uns allen lacht das Herz, endlich mal zu einem ernsten Einsatz zu kommen … Mittags erledigte ich einen hundertprozentigen Helfershelfer … Auf dem Gehöft erhasche ich mir gerade noch einen mit der Pistole, der schon über den Acker stiften geht … Und nach unserem Erfolg ist mit einem Mal Wodka da, und wir feiern erst mal.
    Endlich brach Saskia das Schweigen. «Der Fund muss ein Schock für dich gewesen sein.»
    «Als Sohn einer Terroristin war ich einiges gewöhnt. Aber Enkel eines Nazis zu sein hat dem die Krone aufgesetzt.»
    Ihre Hand legte sich auf seine.
    «Wann triffst du Max Dilling?», fragte er.
    «Morgen.»
    «Bringst du ihm bitte den Karton mit? Er braucht das Zeug für die Ausstellung.»
    «Mach ich gern.»
    Vincent dachte an den Brief mit dem Baby. Vielleicht stöbert sie in der Sammlung, bevor sie den Karton abgibt. Hoffentlich tut sie es nicht.
    Sie gingen hinaus auf den Balkon. Vincent klappte die Liege auf und goss nach.
    «Magst du mich jetzt immer noch?», fragte er. «Den Bullen mit den Nazi-Genen?»
    «Idiot», antwortete sie.
    Sie legten sich eng aneinander und schauten in die Sterne. Irgendwann küssten sie sich. Wie weich ihre Lippen waren. Wie fest ihr Körper. Muskeln, kein Babyspeck. Sie pressten sich gegeneinander, um der aufziehenden Kälte zu trotzen. Um einander zu spüren.
    Ein Knarren in Vincents Rücken.
    «Lasst euch nicht stören.»
    Er fuhr herum. Nina stand in der offenen Balkontür.

73

    Ein zorniger Blick, dann drehte sich Nina um und verschwand in der Wohnung.
    «Du hast gelogen», sagte Saskia. «Ihr seid noch zusammen!»
    «Sie ist vor drei Tagen zu einer Kollegin gezogen. Ich hatte keine Ahnung, dass sie ausgerechnet heute …»
    «Vor drei Tagen erst?»
    «Saskia …»
    «Das ist mir so peinlich!»
    Sie stürmte hinein. Vincent folgte ihr. Von Nina nichts zu sehen. Saskia durchschritt das Zimmer, lief in den Flur, riss ihre Jacke von der Garderobe, öffnete die Wohnungstür.
    «Saskia, warte!»
    Leise, aber giftig: «Werd dir erst einmal über deinen Beziehungsstatus klar. Ruf mich nicht an, bevor du wirklich weißt, was du willst.»
    Vincent schloss die Tür. Er fand Nina im Schlafzimmer, wo sie frische Sachen in ihre Reisetasche packte. Scheinbar ruhig faltete sie Blusen und T-Shirts.
    «War das die Tussi, mit der du in der Kneipe Händchen hältst?»
    «Und wenn schon.»
    «Ging ja schnell. Ist die überhaupt schon volljährig?»
    Achtundzwanzig und in mancher Hinsicht taffer als du, dachte Vincent.
    Nina hielt inne und starrte ihn an. Tränen schimmerten in den Augen.
    Er machte einen Schritt auf sie zu.
    Sie wehrte ab. «Rühr mich nicht an. Ich dachte, wir könnten reden, aber dazu ist mir die Lust vergangen.»
    Er setzte sich auf das Bett. «Wo willst du hin? Zurück zu deiner … Kollegin?»
    «Nein, zu Brigitte.» Nina wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht und wandte sich ab, Socken und Unterwäsche in ihre Tasche stopfend. «Deine Mutter ist in Sorge wegen irgendwelcher anonymen Anrufe, aber du kümmerst dich ja nicht um sie.»
    «Warum sollte ich? Mich ruft sie nur an, wenn sie betrunken ist.»
    «Hast du dich mal gefragt, warum das so ist? Vielleicht hasst sie es, ständig von dir Vorhaltungen gemacht zu bekommen. Mit allen Frauen springst du so um. Deine Tussi wird das auch noch merken.»
    Vincent wollte Nina erwidern, dass er ihr gar nichts vorgeworfen habe, sie aber gerade damit anfange. Er ließ es bleiben, denn er kannte Nina. Sie würde nicht lockerlassen.
    Er war es satt.
    Als Nina gegangen war, fühlte er sich leer. Noch einmal schaltete er den Fernseher ein. Der Moderator der Tagesthemen leistete ihm Gesellschaft, berichtete aber nichts Neues.
    Vincent fragte sich, ob er jemanden anrufen sollte, um sich auszuquatschen. Doch wer sollte das sein? Über Dominiks Privatleben wusste er so gut wie nichts, wahrscheinlich würde er ihn nur stören. Ingo Ritter war ihm in den Jahren, in denen sie sich kaum gesehen hatten, fast fremd geworden. Es gab ein paar alte Freunde, die nicht bei der Polizei arbeiteten – aber Vincent hatte keine Lust, sich zu rechtfertigen, warum er sich so lange nicht gemeldet hatte.
    Er schnappte sich die Hanteln und trainierte, bis sich die Muskeln verweigerten. Er nahm einen Proteincocktail zu sich, wiederholte sämtliche Übungen und trank den lauwarmen Rest aus der Weißweinflasche. Dann stemmte er noch einmal die

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