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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Eisen, bis gar nichts mehr ging.
    Die Erschöpfung tat gut. Versehentlich krachte ihm eine Hantel zu Boden, was er sonst tunlichst vermied. Aufgeregtes Klopfen antwortete aus der Wohnung unter ihm.
    Scheiß drauf.
    Ohne zu duschen, sank er ins Bett und schlief sofort ein.

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    Teil fünf
    Freitag, 17. Mai

    74

    London Calling .
    Schlaftrunken fasste Vincent nach dem Handy. «Ja?»
    «Benzi?», hauchte jemand in sein Ohr.
    «Felicitas?»
    «Er ist hier, in der Wohnung.»
    Vincent glaubte, sich verhört zu haben. «Wer? Borsig?»
    «Ja.»
    «Wo bist du?» Vincent war zum Schrank gegangen und wühlte mit der freien Hand nach Unterwäsche.
    «Im Bad. Die Wohnung ist im ersten Stock.»
    «Schließ dich ein!»
    «Hab ich schon.»
    «Wo ist deine Mutter?»
    Sie flüsterte etwas, das Vincent nicht verstand.
    «Bitte?»
    «Weiß nicht, wo sie ist. Hab solche Angst!»
    «Wie lautet die Adresse?»
    «Weiß ich nicht.»
    «Düsselstraße achtunddreißig?» Vincent war Blümchen gestern Abend gefolgt und hatte sie im Eingang eines Altbaus verschwinden sehen.
    «Kann sein.»
    «Rühr dich nicht und öffne auf keinen Fall die Tür. Ich bin in zehn Minuten bei dir.»
    «Geht das nicht schneller?»
    «Ich geb meinen Kollegen Bescheid. Bleib, wo du bist, versprichst du mir das?»
    «Ja.»
    Er wählte eins-eins-null und presste das Smartphone an sein Ohr.
    Die Leitstelle meldete sich.
    «Ein Überfall auf eine Frau und ihre Tochter. Der Mann könnte bewaffnet sein.» Er nannte die Adresse.
    «Welche Wohnung?»
    «Verdammt, keine Ahnung, ruf den nächsten Streifenwagen!»
    Jeans und das Hemd von gestern. Auf dem Weg zum Auto knöpfte er es zu. Seine Waffe lag natürlich im Büro.
    Er beschleunigte mit Vollgas, doch hinter einem Mülltransporter musste er abbremsen. Es war zwanzig vor acht. Sämtliche Muskeln taten Vincent weh. Endlich kam er an dem Müllfahrzeug vorbei.
    Der Verkehr floss weniger zäh, als Vincent befürchtet hatte. Die zehn Minuten waren nur knapp gelogen.
    Ein blau-silberner Passat stand schräg in der Durchfahrt zum Hinterhof. Vincent hielt dahinter an, würgte den Motor ab und sprang aus seinem Wagen.
    Aus dem Haus traten zwei Uniformierte.
    «Habt ihr ihn?», fragte Vincent atemlos und fing die Tür auf, damit sie nicht ins Schloss fiel.
    «Wer will das wissen?», brummte der Ältere der beiden Beamten. Schnurrbart, Tränensäcke, ein Ring im linken Ohr.
    Vincent zeigte die Marke. «Veih, KK11.»
    «Hast du uns gerufen?»
    «Ja.»
    «Fehlalarm. Da ist nichts.»
    «Habt ihr nachgesehen?»
    «Natürlich, was meinst du denn?»
    «An keiner Tür auch nur die geringste Einbruchspur», erklärte der Jüngere. Stirnglatze, Übergewicht, ein Riesenbaby: fast einen Kopf größer als sein Partner.
    Vincent traute dem Frieden nicht. «Wer hat euch ins Haus gelassen?»
    «Uns hat ’ne Frau aufgemacht, die vom Bäcker kam.»
    «Blümchen!»
    «Bitte?»
    «Wart ihr in der Wohnung dieser Frau?»
    «Nein, wieso?»
    «Bist du dir wirklich sicher, dass die Adresse stimmt?», fragte der Ältere.
    Irgendwo im Haus ertönte ein mehrstimmiges Geschrei. Es mündete in ein Kreischen, das Vincent durch Mark und Bein ging.
    Er lief los, nahm zwei Stufen auf einmal, trotz der Schmerzen, die ihm plötzlich in seinem Knie zu schaffen machten. Er strauchelte, biss die Zähne zusammen und hastete weiter. Als sie den ersten Stock erreichten, brach der Schrei ab.
    «Kam das von hier?», fragte der ältere Kollege außer Atem und zeigte auf die linke Wohnungstür.
    «Ich glaube», sagte Vincent.
    Das Riesenbaby zog die Waffe und warf sich gegen die Tür. Das Schloss krachte, Holz splitterte.
    Vincent machte kehrt. Der Täter würde versuchen, über die Hofseite zu fliehen. Treppabwärts schmerzte auch das andere Knie. Vincent rannte hinaus, rempelte zwei Schulkinder zur Seite, rutschte auf einer sandigen Stelle aus und rappelte sich wieder hoch.
    Im Hof parkten Autos. Dahinter reihten sich Müllcontainer und ein Stapel Holzpaletten. Ein Transporter stand verlassen mit geöffneter Hecktür an der Rückseite eines Supermarkts.
    In einem geöffneten Fenster des ersten Stocks hockte ein Mann und schien zu überlegen, ob er springen sollte. Er bemerkte Vincent, ließ sich fallen, knickte ein und landete auf dem Hosenboden. Bevor Vincent bei ihm war, stand er wieder.
    Der bleiche Typ.
    Vincent erkannte Klemens Borsig, den einstigen Dealerboss von Holthausen. Er trug ein hellrot geflecktes T-Shirt, das flächendeckende Tattoos an

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