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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Armen und Hals sehen ließ und beeindruckende Muskelpakete zur Geltung brachte.
    Borsig reckte ein Messer in Vincents Richtung, ein Killergerät mit Zwanzig-Zentimeter-Klinge, Schneide auf der einen Seite, Sägezähne auf der anderen. Der Stahl war blutverschmiert. Vincent wurde klar, dass auch die Flecken auf Borsigs Shirt von Blut stammten.
    Er zeigte seine Marke. «Leg das Ding weg. Du hast genügend Scheiß gebaut. Mach es nicht noch schlimmer.»
    Borsig griff an. Vincent wich aus und kickte nach dem Knie des Exknackis. Der Mann fiel, musste sich abstützen, Vincent trat gegen die rechte Faust, Borsig stöhnte, noch ein Tritt, das Messer schlitterte zur Seite.
    Der Kerl schnellte hoch, packte Vincent am Hals und drückte zu. Vincent sah ein, dass es nutzlos war, an den dicken Unterarmen zu zerren. Ihm fehlte die nötige Kraft – noch ausgepowert vom nächtlichen Training.
    Er versuchte einen Kopfstoß und würgte Borsig seinerseits, leider nicht mit der gewünschten Wirkung. Der Druck auf Luftröhre und Halsschlagadern verringerte sich nicht.
    Vincent vernahm sein eigenes Röcheln, vergeblich schlug er mit den Füßen aus. Sein Herz klopfte wild, ihm drohten die Sinne zu schwinden.
    Schließlich kippte der Boden, der rissige Asphaltbelag stürzte auf ihn zu. Der Himmel blendete, die beiden Uniformierten zeichneten sich als Silhouetten ab. Sie hatten Borsig umgerissen, damit auch Vincent, der zugleich wieder Luft bekam und den Hals seines Gegners fest umklammert hielt.
    «Hey, du musst loslassen, sonst stirbt uns der Mann», sprach ihn der Ältere an.
    Handschellen klickten. Die Kollegen zerrten Borsig zu ihrem Streifenwagen.
    Vincent wollte sich für die Rettung bedanken, bekam aber nur ein Krächzen zustande. Seine Kehle schmerzte, als sei etwas darin gebrochen.
    «Ihr habt ausgesehen wie zwei Prachtathleten in einer sehr, sehr schrägen Disziplin», bemerkte der Jüngere.
    «Was ist mit Blümchen?», versuchte Vincent zu artikulieren.
    «Du kennst die Frau?»
    «Sag schon, was ist mit ihr?»
    Die zwei Uniformierten blickten sich an, sahen zu Boden. Martinshorngeheul kam näher.
    Der Jüngere räusperte sich. «Man glaubt kaum, wie viel Blut in einem Menschen steckt.»
    «Was heißt das?»
    «Ich glaube, ‹abgeschlachtet› wäre das richtige Wort.»
    «Und das Mädchen?»
    «Welches Mädchen?»
    Vincent lief zurück auf den Hof. Zwei Männer entluden jetzt den Transporter, als sei nichts gewesen. Vincent drehte sich im Kreis – ringsum keine Spur von der Zwölfjährigen.
    Er ging zu den Müllcontainern hinüber. Zwei waren geöffnet. Er schob die Klappe des dritten Behälters auf.
    Das dünne Ding blinzelte ins Tageslicht. Es zitterte wie ein verwundetes Reh. Unter ihm ein Berg an stinkenden Verpackungen und Lebensmittelresten.
    «Feli, ich bin’s.» Das Sprechen tat immer noch weh. «Der Mann kann dir nichts mehr tun. Wir haben ihn festgenommen.»
    Er half ihr aus dem Container. Sie war schwach auf den Beinen. Der Schock, dachte er. Dann sah er, dass ihr rechter Unterarm stark blutete.
    «Hat er dich verletzt?»
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. «Der Müll. Eine Blechdose oder so.»
    Vincent zog sein Hemd aus, wickelte einen Ärmel stramm um Felis Schnittwunde, packte den Rest darauf und fixierte das Ganze mit dem zweiten Ärmel.
    Er brachte Felicitas zum Auto. Der Notarztwagen war bereits eingetroffen, die Besatzung im Haus verschwunden. Vincent beschloss, das Mädchen selbst ins Evangelische Krankenhaus zu fahren, es lag nur ein paar Blocks entfernt.
    Jemand klopfte an die Scheibe. Klaus Schranz, einer der MK-Leiter.
    «Thilo meint, ich soll den Fall übernehmen.»
    «Gut, wenn er das meint.»
    Schranz zog sein Hemd über den Kopf. Im Unterschied zu Vincent trug er ein Shirt darunter. «Hier, damit du die Leute nicht erschreckst.»
    «Heiliger Sankt Martin, was?»
    «Und du?» Er deutete auf Felis eingepackten Arm. «Komm, nimm schon.»
    Vincent streifte es über. Es war eine Art Hawaiihemd mit aufgedruckten Palmen – der Kollege hatte ein Faible für schrille Klamotten.
    Vincent fuhr los. Im Auto roch es nach den Abfällen aus dem Container.
    «Was ist mit meiner Mutter?», fragte das Mädchen.
    Vincent überlegte, was er antworten sollte. Ihm fiel ein, dass Nina in der Klinik arbeitete. Vielleicht konnte sich die Psychologische Kinderambulanz um Felicitas kümmern, sobald ihre Wunde versorgt war.
    «Sag schon. Ich hab gehört, wie sie geschrien hat.»
    «Es geht ihr nicht gut», antwortete

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