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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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…»
    «Wenn ich Hilfe brauche, sag ich Bescheid, Thilo. Danke für das Fachgespräch.»
    Vincent ließ den Kollegen stehen und machte einen Abstecher ins Geschäftszimmer.
    «Du hast recht, Nora. Wir werden Nachbarn, am besten noch heute.»
    Sie zwinkerte ihm zu. «Hatte schon Angst, hier vorn zu vereinsamen.»
    In seiner Ablage steckte schon wieder etwas, er griff danach. Da war sie: die landesweite Ausschreibung der Leitung des Kriminalkommissariats 11 im Düsseldorfer Polizeipräsidium. Vincent las sie auf der Stelle durch. Zu seiner Erleichterung gab es keine Klausel, dass man eine Frau als Nachfolgerin Ela Bachs suchte. Keine Fallstricke, keine Anforderung, die er nicht erfüllte. Allerdings war der Text auch nicht speziell auf ihn zugeschnitten.
    «Ein paar Kollegen stänkern hinter deinem Rücken über dich», sagte Nora.
    «Sollen sie doch.»
    Sein Handy spielte The Clash , das Display zeigte eine unbekannte Nummer. Auf dem Weg in sein Büro nahm Vincent das Gespräch an.
    Eine Frauenstimme. «Ich bin’s, Dorothee König. Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt.»
    Da müsstest du deutlich früher aufstehen, dachte Vincent. Wer war die Frau?
    «Ihre Mutter hat mir Ihre Nummer gegeben.»
    Jetzt fiel es ihm ein: die Kuratorin der Fotoausstellung. Er schloss die Tür hinter sich.
    «Wie war der Cellist?», fragte er.
    Ein Lachen. «Er sah ganz anders aus als Sie. Dafür hat er recht gut gespielt.»
    Vincent legte die Stellenausschreibung auf den Stapel. «Was kann ich für Sie tun?»
    «Ich würde mich gern mit Ihnen treffen.»
    «Schön, aber im Moment …»
    «Brigitte und ich planen nämlich ein Buch.»
    «Über die Fotos?»
    «Nein, eine Autobiografie. Das bewegte Leben der Brigitte Veih. Ein toller Stoff, finde ich. Und ich denke, dazu könnten Sie sicher das eine oder andere beitragen.»
    «Das interessiert doch keinen mehr», versuchte Vincent abzuwiegeln.
    «Im Gegenteil. Ich habe Angebote von drei Verlagen. Denen kann es gar nicht schnell genug gehen. Alle Welt redet über die Ereignisse von damals. Jetzt, nachdem auf diesen Bankenboss geschossen wurde. Und wo doch in Stuttgart wegen des Anschlags auf Buback neu verhandelt wird.»
    Alles in Vincent verkrampfte sich. Er wollte nicht, dass die Vergangenheit aufgerollt wurde. Was war er deshalb schon gemobbt worden! Wie oft hatte er sich in der Schule wegen seiner Mutter geprügelt! Meist zog er dabei den Kürzeren, wurde beklaut, begann deshalb den Unterricht zu schwänzen und die Großeltern zu belügen. In den ersten Jahren bei der Polizei war es wieder mit den Sticheleien losgegangen. Alles wegen Brigitte.
    «Ich halte das für keine gute Idee.»
    Bevor die Frau etwas antworten konnte, drückte er den Anruf weg. Dann sprang er auf und öffnete das Fenster. Tief durchatmen.
    Seine schreckliche Mutter.
    Vincent erinnerte sich an den April 1991, als Detlev Rohwedder in seiner Villa erschossen worden war, drüben, auf der Niederkasseler Rheinseite. Eine neue Tätergeneration, hieß es damals. Max Dilling, Vincents Gruppenleiter, hatte sich als Einziger herausgehalten, wenn die Kollegen Vincent aufzogen und gegen ihn stänkerten. Und zwei Jahre später erneut: Weiterstadt, Bad Kleinen.
    Brigitte Veih saß zu dieser Zeit längst im Gefängnis, wurde aber verdächtigt, aus der Zelle heraus den Terror zu steuern – und Vincent musste sich ohne Unterlass rechtfertigen.
    Hörte das denn nie auf?
    Das Telefon. Nora. «Ich habe das Kanzleramt in der Leitung.»
    «Das Kanzleramt?»
    «Ich stell durch.»

15

    Der Typ hörte sich an wie ein Streber, der sich für den sicheren Aufsteiger von morgen hielt. «Mein Name ist Florian Brennecke. Ich möchte Ihnen im Namen der Bundeskanzlerin unsere Mitarbeit anbieten.»
    «Im Namen der Kanzlerin, höre ich richtig?»
    «Ganz genau.»
    «Sie rufen tatsächlich aus Berlin an?»
    «Wenn Sie wollen, rufen Sie mich gern zurück. Berliner Vorwahl, eins, acht, vier und drei Mal die Null. Brennecke verlangen, Florian Brennecke.»
    «Was verstehen Sie unter Mitarbeit?»
    «Informationsaustausch, kurze Wege.»
    «Wenn Sie über Informationen verfügen, dann her damit. Wenn Sie Informationen haben wollen, wenden Sie sich an die Pressestelle.»
    «Die Bundeskanzlerin …»
    «Um was geht es denn konkret?» Vincent fragte sich, wie die Nachricht von Castorps Tod so schnell bis ins Kanzleramt gedrungen war.
    Ein Räuspern in der Leitung. «Wie gesagt …»
    «Am besten, Sie schicken mir eine Mail. Vincent Punkt Veih @ Polizei Punkt

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