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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Aktenführer gemacht», bemerkte Felix.
    Der Staatsanwalt traf ein und entschuldigte sich wegen der Verspätung. Es war Martin Kilian, ein älteres Semester, faltiges Gesicht und graues Haar, das sich über Ohren und Kragen wellte.
    Vincent stellte die Ermittlungskommission zusammen und setzte so viele Kollegen wie möglich auf den Fall an. Thilo Becker, dem zweiten MK-Leiter, übertrug er die Mordbereitschaft für die nächsten Tage sowie die Zuständigkeit für alle übrigen Leichensachen. Der Kollege zeigte keine Regung, aber Vincent vermutete, dass sich Becker von ihm nicht gern etwas sagen ließ.
    Vincent beauftragte Bruno Wegmann, eine erneute Befragung im Bürohaus am Hafen zu organisieren. Felix May sollte Osterkamp und die Putzfrau ins Präsidium einbestellen. Carmen Markowitz, die Sekretärin und angebliche Geliebte, wollte sich Vincent selbst vorknöpfen.
    Am Ende der Sitzung bat er Anna, für ein paar Worte im Besprechungsraum zu bleiben.
    «Was willst du noch?», fragte sie. «Ich muss zur Rechtsmedizin, die Straßen sind voll, es wird knapp.»
    «Ich weiß, dass du dich für unschlagbar bei der Spurensicherung hältst. Aber sei froh, dass du ausschlafen konntest. Das mit der Fehlgeburt tut mir übrigens leid. Wie geht es dir?»
    «Du musst mich nicht schonen, Vincent.»
    «Ist sicher nicht einfach für dich, hier zur Tagesordnung überzugehen.»
    «Darf ich dich mal was fragen?»
    «Nur zu.»
    «Hast du noch deinen Blinddarm?»
    «Ja, warum …»
    «Bist du mal angeschossen worden?»
    «Nein, aber man hat mal auf mich geschossen.»
    «Und? Albträume? Schlaflosigkeit, Flashbacks? Vielleicht ein kleines Burnout-Syndrom?» Ihr Blick fixierte ihn. Zornig, rote Flecken auf den Wangen. «Zeigst du mir etwa deine Krankenakte?»
    «Entschuldige, Anna, ich hab’s nicht so gemeint.»
    Sie wandte sich um, packte Stift und Notizbuch in ihre Mappe.
    «Ich würde dich gern als dritte MK-Leiterin vorschlagen.»
    Anna sah ihn an.
    «Die Funktion ist frei geworden, weil ich aufgerückt bin, und …»
    «Vorübergehend, dachte ich.»
    Vincent zuckte mit den Schultern. «Thann will, dass es weiterhin drei Mordkommissionen mit jeweils einem Leiter gibt, und ich finde, du bist dran.»
    «Du willst mich echt vorschlagen?»
    «Das bedeutet natürlich mehr Verantwortung, längere Arbeitszeiten. Das Privatleben könnte leiden.»
    Anna reichte ihm die Hand. «Ich freue mich, dass du mir das zutraust.»
    Vincent schlug ein.
    Im Flur stieß er auf Staatsanwalt Kilian, der offenbar auf ihn gewartet hatte. «Gratulation zur Beförderung. Ich find’s gut, wie Sie das alles handhaben.»
    «Eigentlich bräuchten wir viel mehr Leute. Weitere Kräfte aus anderen Dienststellen.»
    «Ich weiß.»
    «Aber meine Vorgesetzten …»
    «Meine auch. Glauben Sie mir, die politische Rücksichtnahme geht mir genauso auf die Nerven wie Ihnen, Herr Veih. Wir müssen zusammenhalten, sonst fliegt uns der Fall noch gewaltig um die Ohren.»
    «Aber Sie könnten anordnen, dass die Ermittlungskommission aufgestockt wird.»
    «Kann ich nicht. Eine Anweisung aus dem Justizministerium.»
    «Na, super.»
    «Nicht verzagen, Herr Veih. Hab Sie beim Düsseldorf-Marathon gesehen, echt gut. Früher bin ich auch gelaufen.»
    «Jetzt nicht mehr?»
    «Meniskus.» Kilian verzog das Gesicht. «Hab mich aufs Schwimmen verlegt, hält ebenfalls fit.»
    Noch einmal Händeschütteln, der Staatsanwalt verabschiedete sich und verschwand in Richtung Treppenhaus.
    Thilo Becker schleppte das Stehpult vorbei, an dem er ab und zu arbeitete, um seinen Rücken zu schonen. «Du hast doch nichts dagegen, wenn ich Elas Zimmer beziehe?», fragte er Vincent.
    «Das nehme ich. Du kannst mein Büro haben. Da hörst du ebenfalls keinen Busverkehr.»
    Becker stellte das Pult ab. «Warum grenzt du mich aus, Vincent? Ein Neuling wie Dominik Roth wird dir im Fall Castorp keine Hilfe sein. Weißt du, was der bis vor kurzem gemacht hat? Sich um Lotterien kümmern, die alten Leuten am Telefon angedreht werden. Anzeigen abheften, Statistiken anlegen, solchen Kram. Der darf doch nur bei uns mitspielen, weil er ständig auf Engels Schoß sitzt.»
    Das dumme Gerücht. Vincent versuchte es mit einem Lächeln. «Du musst schon mir überlassen, wen ich hinzuziehe und wen nicht.»
    Der Kollege hob den Zeigefinger. «Du übernimmst dich, mein Guter.»
    «Wie kommst du darauf?»
    «Der Geschäftsführer eines Restaurants muss nicht auch noch selbst kochen. An deiner Stelle hätte Ela die Ermittlungen mir

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