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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Kanzlerin hat ihm einen Job angeboten, Brüssel oder so. Aber das war nicht Walters Kragenweite. Ich denke, er wollte sich ein Sabbatjahr gönnen. Er war fertig mit alldem.»
    «Womit?»
    «Mit der Politik. Mit seiner Partei.»
    Vincent nickte. Er wartete ab, bis Dominik zu Ende getippt hatte, dann nahm er ihn mit auf den Flur und bat ihn, die Chefsekretärin zu befragen, während er das Gespräch mit Markowitz fortsetzen würde.
    Vincent kehrte allein ins Büro des Ministerpräsidenten zurück. Markowitz bemühte sich um ein Lächeln. Sie saß nach vorn gebeugt, die Ellbogen auf die Armlehnen ihres Sessels gestützt. Der Ausschnitt ihrer Bluse bot ihm eine Ahnung ihrer Brüste, eingefasst von einem schlichten weißen BH. Vincent gab sich unbeeindruckt.
    Er ließ sich ihren beruflichen Werdegang erzählen – Abitur, Lehre als Bankkauffrau, ein Studium in politischer Kommunikation an einem Privatinstitut, von dem Vincent noch nie gehört hatte. Dann lernte sie Castorp kennen, der ihr den Job in der Staatskanzlei beschaffte, zuerst als Praktikantin, schließlich als Referentin.
    Vincent fragte ausführlich nach dem Trip in die Schweiz, ließ sich die Namen der Hotels und Restaurants nennen, die sie gemeinsam mit Castorp aufgesucht hatte, und schrieb Seite um Seite seines Notizbuchs voll.
    Von Schaffhausen war das Paar über Landstraßen nach Deutschland gefahren. Erst bei Villingen-Schwenningen hatte Castorp wieder die Autobahn benutzt. Vincent fragte nach dem Grund. Die schöne Landschaft, meinte die Referentin, zuckte mit den Schultern und spielte wieder mit ihrem Kragen.
    Vincent bedankte sich. Im Vorzimmer traf er den Kollegen. Die Chefsekretärin hatte rote Augen, schniefte und starrte aus dem Fenster.

17

    Im Aufzug sagte Dominik: «Die Brünette hat geheult wie ein Schlosshund. Als sei sie die Geliebte von Castorp gewesen, nicht die Blonde. Was denkst du, war die Markowitz nicht erstaunlich kühl?»
    «Leute trauern unterschiedlich.»
    «Okay, du bist der Psychologe.»
    «Was ist dir aufgefallen?»
    «Sie hat ungefragt ein Alibi genannt für gestern Nachmittag.»
    «Richtig. Das ist immer ein Alarmzeichen. Was noch?»
    «Sie war nervös.»
    «Wobei?»
    «Als es um die Schweiz ging.»
    «Genau, und was noch?»
    «Sie ist ein scharfes Weib.»
    «Pass auf dich auf, mein Junge.»
    Der Kollege lachte.
    Vincent wurde ernst. «Markowitz hat kein einziges Mal gefragt, auf welche Art ihr Geliebter ums Leben kam. Würde dich das an ihrer Stelle nicht interessieren?»
    «Ich und Walter Castorp? Kann ich mir irgendwie gar nicht vorstellen.»
    Sie traten auf den Vorplatz. Vincents Handy klingelte.
    Inspektionsleiter Thann, ausnahmsweise ganz entspannt: «Schindhelm ist zufrieden.»
    «Wie schön.»
    «Ihr Unfallbericht. Bis zur Wahl am Sonntag sollten wir die Geschichte nicht unnötig hochkochen, hat er noch einmal betont.»
    «Wenn er das so anordnet …»
    Vincent hatte das Handy noch in der Hand, als es schon wieder den Clash -Song spielte.
    Anna Winkler: «Ich habe es schon mehrfach versucht.»
    «Kann sein. Vielleicht ein Funkloch im Aufzug.»
    «Rate mal, was die Obduktion ergeben hat.»
    «Kein Wasser in der Lunge», spekulierte Vincent. «Er ist erschlagen worden.»
    «Falsch. Er hat noch geatmet, als er in den Pool fiel. Castorp ist einwandfrei ertrunken.»
    Vincent hörte ihr an, dass das nicht alles war.
    «Aber?», fragte er.
    Ein weiterer Anrufer klopfte an. Das elektronische Signal irritierte ihn. Er hatte noch nicht gelernt, wie man von einem Gespräch auf das andere schaltete, ohne jemanden aus der Leitung zu werfen.
    «Halt dich fest, Vincent.»
    «Sag schon, Anna!»
    «Schmauchspuren an seiner rechten Hand. Die typischen Stellen. Er muss eine Waffe abgefeuert haben.»
    «Gib Fabri Bescheid. Wir treffen uns in der Wohnung.»
    Vincent drückte sie weg und hatte Engel in der Leitung, den Kripochef.
    «Es wird am Nachmittag eine Pressekonferenz zum Fall Castorp geben. Wer leitet die Ermittlungen?»
    «Ich.»
    «Dann sollten Sie dabei sein, Kollege Veih. Sechzehn Uhr. Briefing eine halbe Stunde zuvor bei mir?»
    «Gut.»
    «Was meinen Sie, werden wir die Journaille zufriedenstellen? Wenigstens ein paar kleine Fortschritte?»
    «Sicher», antwortete Vincent und fragte sich, welche Art von Fortschritt sich der Kripoleiter wünschte.
    «Ich liebe Mitarbeiter, die knappe Antworten geben», sagte Engel, seltsam aufgekratzt. «Vermitteln den Eindruck von Anstand und Verlässlichkeit. Manchmal meint man, das wäre

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