Schwarzlicht (German Edition)
Schlafzimmer, feuert auf sie, wird aber überwältigt.»
« Die Einbrecher?»
«Kann auch einer gewesen sein. Die Fliesen sind glatt. Sogar einen Mann von zwei Zentnern kannst du allein durch die Wohnung schleifen.»
«Einen Täter hätte Castorp mit der Waffe in Schach gehalten.»
«Stimmt», räumte Felix ein. «Es waren mindestens zwei.»
«Die Waffe?»
«Haben die Kerle mitgenommen. Auch die Patronenhülse. Sie wollten die Spuren beseitigen, damit wir an einen Unfall glauben. Hätte fast geklappt. Gerissene Burschen.»
«Aber sie waren nervös», sagte Vincent.
«Wie kommst du darauf?»
«Der Teppich. Einer der Täter hat das Ding einfach auf den ersten Blutfleck geworfen, um ihn wegzumachen. Besonders durchdacht ist das nicht. Erst danach haben sie Eimer und Putzlappen benutzt. Und auch dabei ging es recht hektisch zu. Plötzlich hatten sie Schiss, entdeckt zu werden.»
«Klingt nach einem ziemlichen Fiasko.»
«Das sehe ich auch so. Die Einbrecher dachten wahrscheinlich, es sei niemand zu Hause. Der Mord war nicht geplant. Die Täter hatten es auf etwas anderes abgesehen.»
«Die zwei Koffer.»
«Mag sein.»
Gemeinsam arbeiteten sie die Fallakte durch. Ein Bericht war neu für Vincent. Er stammte von Fabris Leuten, der Spurensicherung, und betraf den Dienstwagen des Ministerpräsidenten, einen Audi A8, die sündhaft teure Zwölfzylinderversion. Die Limousine war heute Morgen zum Präsidium geschleppt und in der Garage der Fahrbereitschaft sichergestellt worden.
Vincent pfiff leise durch die Zähne. Die Kollegen hatten einen Peilsender gefunden, der vermutlich mit Sekundenkleber im Inneren des Radkastens befestigt worden war. Solche Sender gab es in jedem Elektronikshop zu kaufen, aber wenn man sie an einem Fahrzeug anbrachte, das einem nicht gehörte, war das illegal.
Vincent überflog die Liste der Gegenstände, die sich im Wagen befunden hatten. Eine Eintragung machte ihn neugierig: Ordnungsbusse der Stadtpolizei Zürich . Es folgte eine dreizehnstellige Nummer.
«Sie schreiben Buße mit Doppel-s.»
«Wahrscheinlich kostet jeder Buchstabe extra.»
«Hast du das Knöllchen irgendwo?»
«Klar.» Felix klopfte gegen einen Ordner.
«Wenn es wegen Falschparkens war, kriegen wir vielleicht heraus, wo sich Castorp herumgetrieben hat.»
Felix blätterte und wurde fündig. «Vierzig Franken wegen Überschreitens der zulässigen ‹Parkierzeit›. Tatsächlich, hier steht der exakte Ort: Börsenstraße 18. Auf die Schweiz ist Verlass.»
«Finde raus, was sich dort befindet. Zweitens: Wie kamen die Täter unbemerkt in das Haus? Drittens: Ich hätte gern eine Funkzellenauswertung. Ruf das Landesamt für zentrale Dienste an. Alle Mobiltelefone, die sich gestern um siebzehn Uhr in die Zelle eingewählt haben, in der unser Tatort liegt.»
«Das dürfte eine ziemlich lange Liste werden.»
«Vielleicht stehen die Täter drauf, wenn sie ihr Handy dabeihatten und es nicht ausgeschaltet war.»
«Wir brauchen mehr Leute. Verstärkung aus anderen Kommissariaten. Eine richtige Soko.»
«Das habe ich dem Inspektionsleiter auch schon gesagt.»
«Und?»
«Thann muss das erst mit dem Papst beraten. Und der vermutlich mit dem Innenminister.»
«Warum macht der Staatsanwalt nicht Dampf?»
«Dessen Behörde läuft an der kurzen Leine des Justizministers. Die gleiche Partei. Ich fürchte, keiner ist momentan scharf darauf, dass wir Licht in die Sache bringen. Es könnte sich ja politisch auswirken.»
«Du meinst, auf die Posten gewisser Leute.»
«Das ist für sie ein und dasselbe, Felix.»
23
Vincent suchte Anna. In ihrem Büro war sie nicht. Er rief sie auf ihrem Handy an.
«Bin beim Champion», erklärte sie. «Komm her, Vincent, das musst du dir ansehen!»
Er öffnete die Tür zu Bruno Wegmanns Zimmer und sah, wie Anna und ein Kollege aus dem KK14 – Einbruch und Hehlerei – über die breiten Schultern des Exboxers lugten.
«Verrückt», raunte Bruno.
«Schräg», kommentierte Anna und spielte mit ihrer roten Strähne.
Vor ihnen lag der aufgeklappte Laptop des toten Ministerpräsidenten. Vincent trat näher. Auf dem Monitor lief ein Video, auf dem ein Zimmer zu sehen war, orientalisch gemusterte Teppiche und eine Bodenvase mit blühenden Zweigen. Im Vordergrund eine lange Tafel, darauf eine Zeitung und ein Teller mit einem Stück Kuchen.
«Die Kamera ist an der Decke.»
«In der Lampe, wetten?»
Ein großer Hund trottete heran und ließ sich neben dem Stuhl nieder. Eine Frau stellte ihre
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