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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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verschiedenen Radio- und Fernsehstationen frei geräumt worden, acht große Transporter, die meisten davon mit Satellitenschüsseln. Braun zählte auf, welche Sender live berichten würden. Vincent hätte es sich denken können, aber erst jetzt wurde ihm bewusst, welche Bedeutung die gesamte Republik dem überraschenden Tod des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten zumaß – auch wenn es für viele nur der Kitzel einer unerhörten Sensation sein mochte.
    «Worauf warten wir?», fragte Vincent.
    «Schindhelm», antwortete Braun.
    Engel blickte auf seine Uhr, ein großes, klobiges Ding. «Der Innenminister hat dem Papst offenbar eine Menge zu sagen.»
    «Je nachdem, wie die Wahl am Sonntag ausgeht», sagte Braun, «wackelt womöglich sogar der Stuhl der Kanzlerin.»
    «Und für wie sicher halten Sie Ihren?», fragte Thann und fegte Schuppen von seiner Jacke.
    «Ich bin nur A13 und komme mit jedem Behördenleiter zurecht.»
    Engel zupfte die Manschette über seine Uhr. Weißes, eng sitzendes Hemd zur schwarzen, gut geschnittenen Anzughose – der Typ hätte den adligen Gestütsbesitzer in einer Rosamunde-Pilcher-Verfilmung spielen können, fand Vincent. Einst hatte Engel das KK11 geleitet, lange her. Mit Ela Bach war er per Du gewesen. Ob es vielleicht doch stimmte, dass Dominik Roth dem Kripochef Interna aus der Dienststelle zutrug?
    «Ich brauche mehr Leute», sagte Vincent.
    Thann verdrehte die Augen. «Wie oft soll ich es Ihnen noch sagen? Jeder Dienststellenleiter hätte gern mehr Personal. Ich kann die Leute nicht herbeizaubern. Wenn Sie auf Zack sind, kommen Sie auch so zurecht, nicht wahr?»
    Vincent sah Kilian an, doch der zuckte nur mit den Schultern.
    «Und sollten wir etwa in der Presse lesen», fuhr Thann fort, «dass Ihre Kommission zu schwach bestückt ist, dann bringen wir Ihnen bei, was ‹Karriereknick› bedeutet, Herr Veih.» Der Inspektionsleiter bedachte ihn mit einem bohrenden Blick.
    Die Tür ging auf, Polizeipräsident Schindhelm segelte herein, ein korpulenter Mittfünfziger im dreiteiligen Anzug, der auf Vincent wie so oft den Eindruck machte, als sei er in Gedanken ganz weit weg. Ein maskenhaftes Lächeln, kein Gruß, stocksteife Haltung.
    «Dann wollen wir mal die Marschrichtung für die verdammte Pressekonferenz festlegen», begann Engel, während sie sich an den Besprechungstisch setzten. «Herr Kilian?»
    «Über die Bedeutung des Falls muss ich kein Wort mehr verlieren», sagte der Staatsanwalt. «Bringen Sie uns auf den neuesten Stand, Herr Veih.»
    Vincent fasste die Ergebnisse der letzten Stunden zusammen und erklärte, welches Bild sich daraus ergab.
    «Also zweifelsfrei ein Tötungsdelikt?», fragte Engel.
    «Wir ermitteln gegen Unbekannt wegen Fremdverschulden. Die Version mit dem Unfall können wir abhaken.»
    Engel und Thann wechselten Blicke mit dem Polizeipräsidenten, der kaum eine Regung zeigte.
    «Erst die Abhöraffäre, jetzt das noch!», sagte Braun.
    «Castorp hat sogar im eigenen Haus Kameras anbringen lassen und konnte online seine Frau observieren.»
    «Mein Gott», entfuhr es Thann.
    «Weiß sie das schon?», fragte der Polizeipräsident.
    Vincent schüttelte den Kopf. «Haben wir eben erst entdeckt.»
    «Dann machen wir das auf keinen Fall zum Thema. Frau Castorp soll es nicht durch die Medien erfahren.»
    Thann und Braun nickten synchron.
    «Was noch?»
    Vincent warf dem Präsidenten einen kurzen Blick zu. «In Osterkamps Wohnung …»
    «Diesen Namen muss die Presse auch nicht unter die Nase gerieben bekommen. Meinen Sie nicht auch, Herr Staatsanwalt?»
    Kilian nickte.
    Vincent fing noch einmal an. «Also in der Wohnung des Unternehmers, dessen Namen wir nicht nennen dürfen, fehlen zwei Aktenkoffer. Castorp hatte sie bei sich, als er aus der Schweiz zurückkehrte. Vielleicht haben sie die Einbrecher mitgehen lassen.»
    «Inhalt?», fragte Engel.
    «Kennen wir nicht. Und dann hat mich noch ein Typ aus Berlin angerufen und im Namen der Bundeskanzlerin seine Mitarbeit angeboten.»
    «Brennecke oder so? Dann ist der Ihnen also auch schon auf den Geist gegangen. Ich frag mich nur, woher der unsere Durchwahlnummern hat.» Engel wandte den Blick zum Inspektionsleiter.
    «Was schaust du mich an?», empörte sich Thann und zeigte seine Handflächen.
    Polizeipräsident Schindhelm hakte die Daumen in die Armlöcher seiner Weste. «Das Kanzleramt hat naturgemäß ein vitales Interesse an dem Fall.» Er räusperte sich. «Können wir nicht vorerst an der Unfallthese

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