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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Ministerien, Landtag, die CDU-Zentrale an der Wasserstraße und diverse Nummern in Berlin. Noch haben wir nicht alles überprüft, aber bislang nichts Ungewöhnliches gefunden.»
    «Danke.»
    «Ach ja, und das Knöllchen. Börsenstraße 18, da residiert eine Bank. Gleich um die Ecke liegt die Bahnhofstraße, die wichtigste Einkaufsstraße Mitteleuropas. Luxusboutiquen, Restaurants. Wenn du mich fragst, war Castorp mit seiner Mieze shoppen.»
    «Haben wir die Uhrzeit?»
    «Dank der Schweizer Präzision auf die Minute genau.»
    «Wir müssen Markowitz noch einmal fragen. Schick Dominik hin.»
    «Unseren Neuling? Warum nicht Bruno?»
    «Dominik hat für sein Alter ein gutes Gespür, glaub mir. Der Champion soll sich weiter um Castorps Laptop kümmern.»
    «Wie du meinst, Chef.»
    Vincent sagte leise, aber mit Nachdruck: «Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich nicht …»
    Aufgelegt.
    Markus Braun sprach ihn wieder an. «Da ist eine Dame vom Fernsehen, die gerne noch ein Interview hätte. Draußen auf dem Parkplatz, unser Gebäude im Hintergrund. Du hast doch nichts dagegen?»
    «Mit mir?»
    «Klar, du wirkst kompetent und authentisch, die Leute mögen das.» Braun zog einen Mundwinkel hoch, ein halbes Lächeln. «Die Obermuftis wissen schon, warum sie dich zum Nachfolger von Ela Bach gemacht haben.»
    Vincent warf einen Blick hinüber zu Schindhelm, der ein Handy am Ohr hatte, mehr zuhörte als sprach und in Weste und Sakko sichtlich schwitzte. Sie hatten der Presse gegenüber das M-Wort vermieden und nur allgemein von einem Tötungsdelikt gesprochen. Trotzdem würde morgen in allen Zeitungen von Mord die Rede sein, dessen war sich Vincent sicher. Die Sensation war perfekt und stellte den bisherigen Castorp-Skandal in den Schatten.
    Der Polizeipräsident hatte sein Telefonat beendet. Auf seinem Weg zum Ausgang kam er an Vincent vorbei. Ausgestreckter Zeigefinger. «Ich baue auf Sie, Herr Veih.»
    «Danke», antwortete Vincent, weil ihm nichts anderes einfiel.
    Schindhelm lockerte seine Krawatte. «Dieser brutale Mord an unserem Ministerpräsidenten muss so schnell wie möglich aufgeklärt werden.»
    «Mord? Ich dachte, das M-Wort sei streng tabu!»
    «Ach was, warum sollen wir die Tatsachen nicht klar und deutlich aussprechen? Unser Landesvater wurde das Opfer eines ruchlosen, mörderischen Überfalls.» Er wandte sich an seinen Sprecher. «Nicht wahr?»
    «Natürlich», sagte Braun, als hätte nie eine andere Sprachregelung gegolten.
    «Reden Sie also Klartext, Herr Veih, wenn Sie gleich vor die Kamera des WDR treten.»
    «Ein Kurswechsel des Ministers?», fragte Vincent. «Sollen die Leute jetzt aus Mitleid mit Castorp die CDU wählen?»
    Schindhelm drehte sich weg und verließ den Saal.
    «Übertreib’s nicht, Veih», sagte Braun leise.

    «Saskia Baltes», stellte sich die Frau vor und gab Vincent die Hand. «WDR-Fernsehen.»
    «Baltes?», fragte er. «Etwa verwandt mit Heiner Baltes, dem legendären Abwehrspieler von Fortuna Düsseldorf?»
    Sie lachte und schüttelte den Kopf.
    Der Kameramann ruderte mit den Armen. «Wenn Sie bitte dort … und du, Saskia, stellst dich hierhin …»
    Vincent staunte, wie jung die Dame vom Fernsehen war. Wie ein Mädchen, mit dem man als Teenager ins Schwimmbad gegangen war und danach ein Eis essen. Musste man für ihren Job nicht studieren und eine mehrjährige Ausbildung machen? Ihr offener Blick gefiel ihm, das entwaffnende Lächeln, bei dem sich die Haut auf dem Nasenrücken kräuselte. Der schwarze Blazer spannte ein wenig. Babyspeck, dachte Vincent.
    «Mikro im Bild», beschwerte sich der Kameramann.
    Sein Assi senkte die Stange, an deren Ende ein riesiger Windschutz aus zotteligem Fell aufgepflanzt war.
    Die Reporterin nickte dem Kollegen hinter der Kamera zu, dann stellte sie die erste Frage, die Augen in gespielter Neugier geweitet: «Was war Ihr erster Gedanke, als Sie am Tatort den toten Ministerpräsidenten erkannten?»
    «Wir gehen bei unseren Ermittlungen stets gewissenhaft vor, egal, um welche Person es sich handelt. Sonst würde unsere Aufklärungsquote nicht bei annähernd einhundert Prozent liegen. Aber natürlich war mir sofort klar, dass im Fall Walter Castorp das öffentliche Interesse besonders groß sein würde. Deshalb ist mein Team von Anfang an mit äußerster Sorgfalt zu Werke gegangen.» Zwei Lügen in einer Antwort, dachte Vincent, ohne sich schlecht dabei zu fühlen.
    Saskia Baltes nickte mehrfach. «Und so sind Sie schließlich auf Spuren

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