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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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den Chef der Staatskanzlei, Staatssekretär Dr. Konstantin Meise.»
    Ein Blick zu Dominik, sie verließen die Zelle.
    «Wie ist dein Eindruck?», fragte Vincent.
    «Der Mann war aufgeregt. Du hättest erst einmal für eine entspannte Atmosphäre sorgen sollen.» Dominik zeigte ein Grinsen.
    Der Neuling wird frech, stellte Vincent fest. Bin ich zu nett zu ihm gewesen?
    «Manchmal ist ein Überraschungsangriff besser», erwiderte Vincent.
    «In diesem Fall offenbar nicht.»
    «Vorsicht, Dominik.»
    «Chef?»
    «Nenn mich nicht so. Und überprüf das Alibi.»
    «Wie heißt das kleine Wörtchen?»
    «Mach schon!»
    Vincent kehrte allein in die Zelle zurück. Er und der Fahrer musterten einander. Vincent musste gähnen, Körber auch.
    «Wie sind Sie in das Penthouse eingedrungen?», fragte Vincent schließlich. «Wo haben Sie die Koffer versteckt? Wer war Ihr Komplize?»
    «Wodka.»
    Vincent musste lachen. «Bitte?»
    «Ich trinke Wodka der Marke Absolut. Jeder hat so seine Art zu trauern. Besorgen Sie mir etwas oder lassen Sie mich raus.»
    «Wollen Sie mir wirklich nichts erzählen?»
    «Nein.»
    «Ein Geständnis wirkt sich mit Sicherheit strafmindernd aus.»
    «Sie müssen mich dem Haftrichter vorführen.»
    «Nicht vor heute Abend, Herr Körber.»

33

    Vincent klopfte an und betrat Markus Brauns Büro. Der Behördensprecher telefonierte gerade, nickte Vincent zu und hob den Finger, als wolle er signalisieren, dass er für ihn recherchiere. Nach einer Weile deckte er den Hörer ab, sagte: «Der Blitz », dann lauschte er weiter seinem Gesprächspartner.
    Draußen ging ein erster Schauer nieder, der Regen prasselte kurz gegen das Fenster. Die Morgenbesprechung der Mordkommission war gerade zu Ende gegangen. Tatsächlich wollte der Staatsanwalt den Durchsuchungsbeschluss für Castorps sämtliche Büros beantragen. Gegen Mittag würden sie mit Unterstützung uniformierter Kollegen in Staatskanzlei, Landtag, Parteizentrale und auch vor dem Wohnhaus in Bochum aufmarschieren, so der Plan, falls ein Richter unterschrieb.
    «Warum nicht?», fragte Braun in den Hörer und verdrehte die Augen.
    Vincent wurde klar, dass die Person am anderen Ende der Leitung keine Details über Castorps Schweizreise nennen würde.
    Er ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. In der Ecke stand eine lebensgroße Puppe in der Polizeiuniform der Nachkriegszeit. Der einstmals grüne Stoff war blau umgefärbt, wie es 1945 die britische Militärregierung angeordnet hatte. Auf dem Kopf saß der helmartige Tschako mit dem Polizeistern. Auf einem Schrank weitere Kopfbedeckungen, sichtlich verstaubt: eine Pickelhaube der Kaiserzeit, ein Tschako mit Hakenkreuz sowie die grüne Mütze, die noch vor kurzem üblich gewesen war.
    Braun ließ sich weiterverbinden. Er bemerkte Vincents Blick und kommentierte: «Das Zeug hat mein Vorgänger privat gesammelt und der Behörde vermacht. Zum Glück will Max Dilling vom Leitungsstab die Staubfänger in seine Ausstellung einbauen. Dann krieg ich hier endlich Platz …» Braun unterbrach sich selbst und hob wieder den Zeigefinger. Am anderen Ende schien sich jemand zu melden.
    «Herr Vogel, grüße Sie, ich bin’s, Braun, Polizeipräsidium.»
    Alex Vogel hieß der Chefredakteur des Blitzes , wie Vincent wusste.
    Sein Handy.
    «Vincent Veih.»
    «Felix hier. Es geht um Ermenegildo Carifolio.»
    «Carofiglio», verbesserte Vincent.
    «Sag ich doch, Taschen und Schuhe made in Italy , nur vom Allerfeinsten. Anna meint, bei den ganzen Filmstars in Hollywood sind die Handtaschen von Ermedingsda der große Hit.»
    «Ja, und?»
    «Die Firma hat ihre Züricher Filiale gleich um die Ecke, wo Castorp sein Knöllchen verpasst bekommen hat. Der Champion hat im Internet Fotos gefunden, die genau die richtige Sorte Aktenkoffer zeigen, braunes Reptilienleder und Messingbeschläge mit Zahlenschloss, wie von den Zeugen beschrieben.»
    «Sehr gut. Wir geben das an die Medien. Schick die Kofferfotos an Braun.»
    «Wird gemacht, Chef.»
    «Und ruf die Kollegen in Zürich an, Kantonspolizei. Vielleicht können sie für uns in dem Laden erfragen, wofür Castorp die Koffer benötigt hat.»
    «Das werden sie erst tun, wenn Deutschland keine geklauten Dateien mit Steuersündern mehr kauft.»
    «Probier’s trotzdem.»
    Zeitgleich mit ihm beendete auch Braun sein Gespräch.
    «Was sagt der Blitz ?», fragte Vincent.
    «Informantenschutz. Auch der Chefredakteur bleibt stur.»
    «Das war’s also?»
    «Nicht, wenn wir uns auf einen Deal

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