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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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er.
    «Als freie Mitarbeiterin nimmt man, was man kriegen kann. Aus dem Material von heute Abend wird einer der festen Redakteure etwas stricken. Ich liefere nur zu. Wer weiß, ob man mir jemals wieder die Politik anvertraut. Ob ich in der Redaktion überhaupt noch richtige Beiträge machen darf.»
    «Tut mir leid. Und ich bin schuld daran.»
    «Quatsch.»
    «Doch. Neutralität und so.»
    Sie rührte mit dem Strohhalm, Eiswürfel klickten.
    «Würde es dir helfen, wenn ich dir etwas exklusiv verrate?», fragte er.
    «Kommt darauf an.»
    «Die Wohnung, in der Castorp gefunden wurde, gehört Hartmut Osterkamp.»
    « Dem Osterkamp?»
    «Die Zukunft beginnt jetzt. Genau der. Aber ich habe nichts gesagt. Wir haben heute Abend kein Wort über meine Arbeit geredet.»
    Ein Grinsen, ihr Nasenrücken kräuselte sich. «Danke, Vincent!»
    «Schon gut.»
    «Passt eigentlich genau ins Bild. Osterkamp hat dem Ministerpräsidenten auch schon mal einen Urlaub spendiert. Weißt du noch, wie sich Castorp gewunden hat, als er sich dazu erklären musste?»
    «Soweit ich mich erinnere, konnte ihm nicht nachgewiesen werden, dass er Einfluss auf die Genehmigungsverfahren für Osterkamps Projekte genommen hätte.»
    «Ja, leider.»
    Sie schwiegen. Aus den Lautsprechern drang ein Lied, das Vincent kannte. Eine Frau mit dunkler Stimme sang My favorite things .
    «Ich habe deinen Namen gegoogelt.» Saskia hielt ihr Glas mit beiden Händen fest. «Brigitte Veih. Irgendeine Verwandtschaft?»
    «Meine Mutter.»
    «Oh.» Sie trank in winzigen Schlucken. «Sie ist Ende der Siebziger festgenommen worden, stimmt’s?»
    «Stimmt. Augsburg, 1979. Wüster Showdown, ein Toter.»
    «Mein Gott.»
    «So waren die Zeiten.»
    «Damals musst du noch ein Baby gewesen sein.»
    «Jetzt liegst du beim Schätzen daneben. Als Brigitte gefasst wurde, war ich immerhin schon neun.»
    Saskia hob das Glas etwas an, stellte es wieder ab. «Wie war das für dich?»
    «Zum Feierabendbier ist das Thema eigentlich nicht so der Kracher.»
    «Tut mir leid. Ich stelle zu viele Fragen. Mein Fehler, schon immer gewesen.»
    «Kein Problem.» Vincent dachte an die Zeit, als die Fernsehnachrichten häufig das Fahndungsfoto seiner Mutter gezeigt hatten. Ein verstörendes Gefühl. Als würde mit ihm selbst etwas nicht stimmen. Er gehörte nicht zu seiner Mutter, aber doch nicht richtig zur Gesellschaft. Auch die Großeltern konnten daran nichts ändern.
    Saskia räusperte sich. «Warst du dabei?»
    «Bitte?»
    «In Augsburg.»
    «Du fängst ja schon wieder an.»
    «Sorry.»
    «Nein, meine Mutter hat mich zu Freunden weggegeben, bevor sie in den Untergrund ging. Da war ich sieben.»
    «Hast du ihr damals die Daumen gedrückt?»
    «Dazu war ich viel zu sauer auf sie.»
    Die Erinnerung an die Trennung war ihm stets gegenwärtig: Als seine Mutter wegfuhr, hatte er sich die Lunge aus dem Leib gebrüllt, doch sie hatte sich nicht einmal umgedreht. Er war immer nur ein lästiges Anhängsel für sie gewesen.
    Vincent spürte einen Kloß im Hals. «Lass uns bitte über etwas anderes …»
    Saskia legte ihre Hand auf seine.
    Ein Typ, der ihm bekannt vorkam, schlenderte zum Ausgang. Ihre Blicke kreuzten sich, und Vincent spürte, wie sich sein Magen zusammenzog.
    Künzel, der Anwalt.
    Nina war also nicht bei dem Kerl. Nicht heute Abend.
    Vincent suchte die Toilette auf. Blitzblanke Becken aus Edelstahl statt der stinkigen Pissrinne von früher. Es war nicht alles schlecht an den neuen Zeiten. Man vergaß es nur manchmal.
    Als er sich die Hände wusch, meldete sich sein Handy. Kein Papier im Spender – mit nassen Fingern nahm Vincent das Gespräch an.
    «Hab dich in der Aktuellen Stunde gesehen», sagte Ela Bach, seine Chefin. Bis gestern.
    «Autogrammanfragen bitte über meinen Agenten.»
    Sie lachte. «Im Fernsehen finden sie kein anderes Thema mehr. Castorp auf allen Kanälen. Mensch, Vincent. Gleich am ersten Tag solch eine große Sache!»
    «Ich bin sauer auf dich, Ela. Du hast mich da in eine Schlangengrube geworfen.»
    «Wenn einer die Reptilien bändigt, dann du.»
    «Wie hast du das nur all die Jahre ausgehalten?»
    «Leitest du die Mordkommission selbst?»
    «Ja.»
    «Dachte ich mir.»
    «Hätte ich Thilo Becker damit beauftragen sollen?»
    «Um Gottes willen, das giftigste Reptil von allen!»

    Als er zu Saskia zurückkehrte, kam gerade ein Zeitungsverkäufer zur Tür herein. Vincent winkte ihn an den Tisch.
    Der Mann hatte den Blitz und die Morgenpost im Angebot. Vincent kaufte beide

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