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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Zapfsäule, Markowitz bei der Rückkehr mit zwei Kaffeebechern.
    «Wo hast du das her?», fragte Dominik.
    «Geklaut.»
    Der Mund des Neulings stand offen.
    «Als Beweismittel werden wir die Bilder nicht verwenden können, aber wenn sie uns auf die Sprünge helfen, war es nicht umsonst.»
    Vincent klickte weiter. Eine weiß gestrichene Altstadtfassade. Drei Fahnen über dem Eingang, einmal das weiße Kreuz auf rotem Grund, zweimal ein Logo in Weiß und Blau. Metallene Buchstaben an der Wand. Diese Aufnahme kannte Vincent bereits – der Chefredakteur des Blitzes hatte sie ihm gezeigt.
    «Widder-Hotel.»
    «Ich kann lesen, Dominik.»
    «Sorry, Chef.»
    Ein scharfer Blick.
    «Sorry, ich sag’s nicht wieder.» Ein Grinsen. «Ich geb mir Mühe.»
    Die nächsten Schnappschüsse zeigten das Pärchen an einer Bar. Sesselbezüge im Zebralook, viel schwarzbraunes Holz. Castorp, jetzt ohne Sonnenbrille, beide rührten im Cappuccino. Beim Betreten des Aufzugs legte er den Arm um ihre Taille. Offenbar guter Dinge.
    Eine weitere Serie: Castorp und Markowitz beim Candle-Light-Dinner. Händchenhaltend. Sich zuprostend. Turtelnd. Ein gut gelaunter nordrhein-westfälischer Ministerpräsident, der ein paar Scheine als Trinkgeld zurückließ. Ein Kuss beim Verlassen der Tafel, seine Hand auf dem Hintern der Referentin.
    «Damit weiß die Ehefrau Bescheid», stellte Dominik fest.
    Vincents Handy. Felix May war dran.
    «Anna hat gerade den Zwischenstand ihrer Befragung in der Düsseldorfer CDU-Zentrale durchgegeben.»
    «Warum ruft sie mich nicht direkt an?»
    Felix ignorierte die Frage. «Castorp hatte das geplante Treffen mit seinem Wahlkampfteam am Tag seines Todes überraschend abgesagt. Ebenso eine Vorstandssitzung und einen Auftritt am Abend in Wuppertal. Gegen vierzehn Uhr rief er deshalb an. Angeblich hat er dabei auch die Pressekonferenz für den darauffolgenden Tag in Frage gestellt.»
    «Und warum?»
    «Einen Grund hat er laut Anna nicht genannt.»
    «Danke, Felix.»
    «In einer Stunde sind wir mit Castorps Witwe verabredet. Du wolltest doch mitfahren, oder? Hör mal, wir sollten allmählich aufbrechen. Die Autobahn wird voll sein. Und das Wetter …»
    «Gib mir noch fünf Minuten.»
    Dominik hatte inzwischen die Diashow fortgesetzt. Schaffhausen. Touristenkram. Vincent erkannte weitere Fotos, die ihm der Chefredakteur des Blitzes als Papierausdruck gegeben hatte.
    Plötzlich zeigte der Monitor einen weiten, mit Steinplatten belegten Platz, der Vincent vertraut vorkam. Ein Haus ragte auf, ein gläserner Eingang: Osterkamps Büroimmobilie im Düsseldorfer Rheinhafen.
    Drei Männer, aus größerer Distanz geknipst. Vincent konnte Castorp ausmachen, obwohl er sich mit Sonnenbrille und Baseballkappe getarnt hatte. Die beiden anderen, die ihn begrüßten, kannte Vincent nicht.
    Ein Spaziergang zu dritt. Vor einem Kran, der als Denkmal der einstigen Industriekultur vor dem Abriss bewahrt worden war, blieb die Gruppe stehen.
    «Was sagt uns das?», fragte Vincent.
    «Keine Ahnung.»
    «Die Detektivin tut mehr, als zu ihrem Auftrag gehört. Oder teilen uns diese Bilder etwas über das Verhältnis von Castorp zu Markowitz mit?»
    «Das ist wahr.»
    «Warum hat sie ihn nach seiner Rückkehr noch beobachtet?»
    Die letzten Schnappschüsse: Castorps Begleiter trugen dunkle Anzüge und gestreifte Krawatten. Der eine war älter und stark übergewichtig. Der andere jung, hoch aufgeschossen. Er beugte den Rücken, als schäme er sich seiner Länge. Einmal hielt er sein Gesicht fast frontal in die Kamera.
    «Wie Pat und Patachon», kommentierte Dominik. «Wer ist das wohl?»
    «Das nennt man die Preisfrage.»
    «Meinst du, das könnten unsere Täter sein?»
    Vincent betrachtete die letzten Bilder noch einmal. Der Schatten, den der Kran warf, war kurz und stand senkrecht zu den Hafenbecken. Als das Foto geknipst wurde, war die Sonne im Süden gestanden. Also etwa um dreizehn Uhr – vier Stunden bevor oben im Penthouse der Schuss fiel. Um vierzehn Uhr hatte Castorp in seiner Parteizentrale angerufen, um die Pläne für den Tag über den Haufen zu werfen.
    Vincent rief Felix zurück. «Ist Anna noch bei der CDU?»
    «Warum fragst du sie nicht direkt?»
    Vincent wählte Annas Nummer. «Bist du noch in der Wasserstraße?»
    «Ja, klar. Es scheint, als hätte Castorp um die Bedingungen seines Rückzugs aus der Politik verhandeln wollen. Die Kanzlerin muss darüber hochgradig sauer gewesen sein. Der Typ hat tatsächlich geglaubt, sie könnte ihn

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