Schwarzlicht (German Edition)
erkennen?»
Vincent blickte Dominik an. Der Kollege hob die Schultern.
«Jede Wette», sagte Vincent.
«O Mann. Wir hatten bereits eine Festnahme und die Durchsuchungen in Castorps Büros. Hat alles nichts gebracht. Der Bogen ist längst überspannt. Minenfeld. Denken Sie daran.»
«Vertrauen Sie mir, Herr Kilian.»
Für einen Moment war es still in der Leitung, dann ein Seufzer. «Gut, ich werde mein Glück beim Richter versuchen.»
«Danke.»
Vincent legte den Hörer auf. Noch immer fuhr das Schiff im Kreis, aber er spürte jetzt immerhin Widerstand, wenn er das Steuerrad bewegte.
Das Handy gab Laut. Vincent nahm das Gespräch an.
«Da steht die ganze Zeit ein Auto vor dem Haus», klagte seine Mutter. «Die Typen haben etwas vor!»
«Keine Zeit, Brigitte. Die tun dir nichts. Die machen nur Fotos.»
«Dürfen die das?»
«Frag deinen Anwalt.» Vincent drückte seine Mutter weg.
Das Telefon auf dem Tisch schrillte.
Vincent ging nicht ran. Wunden und Geschwüre. Die Politik. Seine verrückte Mutter und eine Beziehung, die in die Brüche ging. Tolles Leben, danke. Warum nur alles auf einmal?
Das Telefon verstummte.
«Ist dir nicht gut?», fragte Dominik.
Vincent ignorierte ihn. Das Handy.
«Ja?»
«Ich bin’s, Fabri. Der Schmutz am Geschoss, das wir im Schlafzimmer entdeckt haben, ist Blut. Aber nicht das von Castorp.»
Natürlich nicht, dachte Vincent. An der Leiche des Ministerpräsidenten war keine Schussverletzung festgestellt worden.
«Jetzt musst du nur noch jemanden mit der passenden Wunde finden», sagte der Mann von der Tatortgruppe. «Dann hast du deinen Täter.»
«Super.»
Aufgelegt.
Vincent wandte sich an Dominik: «Drittens: Castorp hat mit seinem Schuss getroffen. Vielleicht hat sich derjenige behandeln lassen. Anfrage an alle Arztpraxen und Kliniken der Region. Felix soll das ebenfalls übernehmen.»
Der junge Kollege räusperte sich.
«Ist noch was?», fragte Vincent.
«Scheiß Politik, oder?»
«Ja, aber bislang dachte ich, wenigstens Engel stünde hinter mir.»
Vincent griff zum Hörer und rief seine Mutter zurück.
«Sind die Typen noch da?»
«Ja.»
«Ich bin in zwanzig Minuten bei dir.»
Der Neuling stand immer noch im Raum. «Soll ich mitkommen?»
Vincent schüttelte den Kopf. «Privatangelegenheit. Ich bin mal für ein gutes Stündchen weg. Nachgeholte Mittagspause, falls jemand fragt.» Da war noch etwas. «Ach, Dominik …»
«Ja?»
Vincent steckte die CD mit den Fotos der Detektivin in die Hülle zurück und wischte seine Fingerabdrücke von der Plastikoberfläche. «Wenn du den Blitz aufsuchst, um nach der Detektivin zu fragen, kannst du der Redaktion bitte dieses Ding unterjubeln?»
«Wie stellst du dir das vor?»
«Dir wird schon etwas einfallen.»
44
Die Klingel klemmte schon wieder. Vincent schlug dagegen, bis sie zurücksprang und der hässliche Ton endlich verstummte. Seine Mutter öffnete und ließ ihn ins Haus.
Bevor sie die Tür schloss, lugte sie durch den Spalt zu dem weißen VW-Bus hinüber, der einen Steinwurf entfernt am Straßenrand parkte.
An den Seiten war der Transporter beschriftet: Zielinski – Ihr Malerfachbetrieb seit über fünfzig Jahren , darunter eine Telefonnummer mit Düsseldorfer Vorwahl.
«Wenn man die Nummer wählt, meldet sich ein Anrufbeantworter», sagte Brigitte.
«Wenn das nicht die Tarnung deiner alten Kumpane aus der RAF ist, die wissen wollen, was du so treibst …»
«Unsinn, die Guerilla existiert nicht mehr.»
«Dann gibt es exakt drei Möglichkeiten: Verfassungsschutz, Landeskriminalamt oder unser Kommissariat für Staatsschutz. Und der Anrufbeantworter steht in irgendeinem Behördenzimmer.»
«Sag den Typen, sie sollen sich verpissen!»
«Klar, auf mich hören die.»
Seine Mutter tischte ihm Brot, Butter und selbst gemachten Kräuterquark auf. «Du siehst hungrig aus. Quark hast du schon als kleiner Junge gern gegessen, weißt du noch?»
«Nein.»
«Wenn du nur gekommen bist, um schlechte Laune zu verbreiten, kannst du auch wieder abhauen. Ich hab schon genug Ärger am Hals.» Zur Decke gerichtet rief sie: «Verpisst euch, ihr Bullen! Schweinebande! Faschistenpack!»
«Es gibt keine Wanzen im Haus.»
«Woher willst du das wissen?»
«Sonst würden sie dich nicht von der Straße aus observieren.»
«Warum tun sie das überhaupt?»
Er biss in das Brot. Tatsächlich hatte er Appetit, und es schmeckte ihm. «Du kannst es dir doch denken.»
«Nein, woher?»
«Du stehst unter Verdacht, hinter
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