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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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mal?
    Saskia.
    Er stieg aus der Dusche und griff nach einem Handtuch. In der Ecke lag ein Schlafanzug. Die Ablage über dem Waschbecken war voller Lippenstifte, Fläschchen mit Nagellack, Duftkerzen. Ein Schminkspiegel und ein Becher mit Zahnbürsten, eine davon unverkennbar für ein Kind. Spielzeugboote und ein Entchen auf dem Wannenrand.
    Vincents Blick fiel auf zwei Bademäntel an einem Haken an der Tür, rot-blau gestreift, der eine die Miniaturausgabe des anderen. Er spürte, wie ihm warm ums Herz wurde.
    Es klopfte, Saskia trat ein, verschlafen.
    «Alles in Ordnung?», fragte sie.
    «Bestens.»
    Sie war ebenfalls nackt, trat ans Waschbecken und trank vom Wasserhahn. Als sie bemerkte, dass er sie anstarrte, lachte sie. Er trat hinter sie, umarmte ihren Schwimmbadmädchenkörper und fühlte die jugendlich straffe Haut.
    Sie drehte sich um. Ihre Hände glitten über seine Schultern. Sie flüsterte seinen Namen und drückte ihre Lippen auf seine Haut.
    «Ich mag deinen Body.»
    «Und ich deinen.»
    Er versuchte, sie zu küssen, aber sie entwandt sich ihm.
    «Raus jetzt, Herr Kommissar! Ich muss aufs Klo.»
    Er wartete im Schlafzimmer auf sie. Er hörte die Spülung, den Wasserhahn, dann neue Musik von nebenan, exotisch, vielleicht etwas Indisches. Saskia kam herein, kroch unter die Decke und schob sich auf ihn.
    Sie hielt seinen Kopf mit beiden Händen fest. Ihr Blick war ernst, die Augen groß und dunkel. Ein Kuss – der intensivste seines Lebens, so kam es Vincent vor.
    Sie liebten sich noch einmal, langsam und begierig, einander zu erforschen.
    Danach lag er in ihrem Arm und schlief sofort ein.

    «Willst du wissen, worüber ich meinen nächsten Beitrag mache?»
    Saskias Frage weckte ihn. Die Lichter waren gelöscht, es war still und stockdunkel. Er wusste sofort, wo er sich befand. Ihre Stimme war wie Samt, ihr Atem strich kühl über seine Schulter.
    «Es wird mein erstes Stück für das Kulturmagazin.»
    Er schmiegte sich ganz dicht an sie.
    «Ich dachte mir, ich biete das Thema mal an, und sie haben sofort angebissen. Stell dir vor, vielleicht gelingt es mir, ganz die Redaktion wechseln.»
    «Ich drücke dir die Daumen.»
    «Mein bisheriger Redaktionsleiter könnte mich dann endlich kreuzweise.»
    «Du schaffst das, Saskia.»
    «Es geht um die Ausstellung, die nächste Woche in eurem Präsidium eröffnet wird. Die Geschichte der Düsseldorfer Polizei. Könnte spannend werden.»
    «Verstehe.»
    Ihre Hand tastete nach seiner.
    Dann rollte sich Saskia zur Seite, bald darauf ging ihr Atem gleichmäßig.
    Vincent war hellwach.

[zur Inhaltsübersicht]
    Teil vier
    Donnerstag, 16. Mai

    54

    Vincent beneidete Saskia um ihren Schlaf. Er sammelte seine Kleidung ein und schlich aus dem Zimmer. Im Flur zog er sich an und verließ die Wohnung.
    Nach kurzer Fahrt erreichte er das Apartment, das Ingo ihm besorgt hatte. Sich im Bett des schwulen Designers wälzend, bekam Vincent mit, wie es dämmerte. Irgendwann schlief er ein, nur um bald darauf vom Alarmton seines Handys geweckt zu werden.
    Er riss das Fenster auf und beschloss, sein Laufprogramm nachzuholen. Ein neuer Morgen – der dritte, seit Castorps Leiche gefunden worden war.
    Die Müllabfuhr dröhnte, ein alter Mann schob einen quietschenden Karren mit Anzeigenblättern von Haus zu Haus. Eine Straßenbahn rumpelte vorbei, müde Gesichter hinter der Scheibe. Vincent erreichte das Rheinufer, machte kehrt und trabte zurück.
    Saskias Worte schwirrten ihm durch den Kopf: Es geht um die Ausstellung, die nächste Woche in eurem Präsidium eröffnet wird – zehn zu eins, dachte er, dass Max Dilling, das alte Schlitzohr, die Fernsehfrau auf ihn angesetzt hatte.
    Schon im Aufzug nahm er die Bleiweste und die Manschetten ab, fühlte sich jedoch keineswegs erleichtert. Alles war schwer, jede Faser seines Körpers schmerzte. Fast dreißig Minuten für weniger als sieben Kilometer, er wurde alt.
    Vincent duschte unter der Luxus-Regenschauer-Brause und zog die letzten frischen Sachen an, die er in seinem Koffer fand. In diesem Moment beschloss er, das alberne Domizil aufzugeben. Die Antiquitäten, den Plüsch, die silbernen Kerzenleuchter. Und den heiligen Sebastian. Allein sein konnte er auch zu Hause.
    Er brachte seine Sachen ins Auto: Schmutzwäsche, Laptop, die Hanteln und den restlichen Kram. Er kontrollierte, ob er auch nichts vergessen hatte, und schloss ab.

    Mit Verspätung erreichte Vincent das Präsidium. Seine Hoffnung, Nora hätte frische Teilchen zum

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