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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Frühstück besorgt, wurde enttäuscht.
    «Weißt du, was mit Thilo Becker los ist?», fragte sie, als er sich Kaffee holte.
    «Warum?»
    «Er macht einen auf superwichtig und sitzt schon seit einer halben Stunde beim Inspektionsleiter. Hast du Thilo einen größeren Fall übertragen?»
    Die Schießerei in Oberkassel, sonst nichts.
    Dominik betrat das Geschäftszimmer und bediente sich ebenfalls an der Kaffeemaschine. Das gleiche Zwinkern wie gestern beim Abschied. «Na, wie war die Nacht?»
    «Ach», sagte Nora. «Hab ich etwas verpasst?»
    Vincent ging nicht darauf ein. Er leerte sein Posteingangsfach, ihm knurrte der Magen. Thilo Becker ging ihm nicht aus dem Kopf. Was hatte es mit der Schießerei auf sich?
    Anna Winkler stand in der Tür und gähnte. Die Hände in den Taschen ihrer knallroten Windjacke, die gefärbte Strähne baumelte über ihrem rechten Auge.
    «Noch jemand mit einer kurzen Nacht», stellte Dominik fest.
    «Hey, Leute, stimmt es, dass nach Mike Dollinger gefahndet wird?», fragte Anna.
    Vincent erstarrte. «Sag das noch einmal!»
    «Dollinger, der Fußballspieler, du weißt schon. Der vor einiger Zeit den Kokainskandal an der Backe hatte.»
    «Wie kommst du auf ihn?»
    «Es heißt, er hätte gestern auf Kollegen geschossen, die wegen eines Krachs in seiner Wohnung bei ihm geklingelt haben. Was ist los, Vincent, warum weißt du nichts davon? Gefährliche Körperverletzung, versuchte Tötung, das fällt doch in unser Ressort! Wer leitet denn diese Dienststelle?»
    Vincent wandte sich an Nora. «Thilo – beim Inspektionsleiter, sagst du?»
    Nora nickte.
    Vincent stopfte die Post zurück und machte sich auf den Weg.

55

    Er betrat das Vorzimmer, registrierte die offene Verbindungstür, der Raum dahinter war verwaist.
    «Nicht da?», fragte er die Sekretärin.
    «Beim Papst. Ich richte ihm aus, dass Sie ihn sprechen wollten.»
    «Danke.»
    «Gratulation!»
    «Wofür?»
    «Es stimmt doch, dass Ihre Leute den Mord an unserem Ministerpräsidenten so gut wie geklärt haben, oder etwa nicht?»
    Für einen Moment war Vincent verwirrt. Auf dem Rückweg versuchte er, Thilo Becker auf seinem Handy zu erreichen, dann Felix May – beide Male kein Erfolg. Schließlich rief er Klaus Schranz an, den Becker für die Ermittlungen wegen der Schießerei eingespannt hatte.
    Nach dem sechsten Klingeln ertönte ein Ächzen.
    «Klaus? Ich bin’s, Vincent.»
    «Verdammter Mist, wie spät ist es überhaupt? Ich schlafe noch!»
    «Das höre ich.»
    «Keine Witze auf meine Kosten! Ich hab die Nacht für Thilo durchgearbeitet, die ganzen Zeugenaussagen aufgenommen. Als ich nach Hause kam, wurd’s fast schon hell.»
    «Was hat es mit der Schießerei auf sich?»
    «Hält dich Thilo nicht auf dem Laufenden?»
    «Kommunikation ist offenbar nicht jedermanns Sache.»
    «Mike Dollinger hatte Streit mit seiner Freundin. So laut, dass die Nachbarn …»
    «Ja, so viel weiß ich bereits.»
    «Als die Kollegen eintrafen, hat der Irre ohne Vorwarnung geschossen und ist über den Gartenausgang …»
    «Und dann?»
    «Felix hat angedeutet, dass ihr im Rahmen der Castorp-Sache ebenfalls auf Dollingers Namen gestoßen seid. Und dann hat sich der Zusammenhang ja bestätigt. Hat sich Thilo echt nicht mit dir kurzgeschlossen?»
    «Worin soll die Verbindung bestehen?»
    «Diese Koffer, du weißt schon.»
    «Sicher?»
    «Dollinger ist genau mit so einem Edelkoffer abgehauen. Es gibt Zeugen dafür. Lass dir von Thilo die Protokolle zeigen.»
    «Danke, Klaus, hol deinen Schlaf nach. Wir sprechen uns am Nachmittag.»
    Vincent steuerte Thilos Büro an, das bis Montag seines gewesen war.
    Abgeschlossen.
    Er ging weiter, klopfte an die Tür zu Felix Mays Zimmer und drückte die Klinke. Die Tür ließ sich öffnen, aber auch Felix war nicht da. Vincent trat ein, setzte sich hinter den Schreibtisch und begann, in den Unterlagen zu stöbern.
    Eine indirekte Verbindung Mike Dollingers zu dem ermordeten Ministerpräsidenten hatte Vincent gestern von Blümchen erfahren: Carmen Markowitz, die Geliebte von Castorp, war einst auch mit dem Fußballer liiert gewesen. Nur eine Woche nach der OP, noch violett wie Auberginen. Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, nachdem ich es bearbeitet hatte .
    Aber während der Mordermittlungen war der Name Dollinger niemals gefallen. Nicht, soweit Vincent informiert war. Hatte auch Felix ihm etwas verheimlicht?
    Die Ermittlungsakte präsentierte sich exakt so, wie Vincent sie noch am Vortag gemeinsam mit Felix

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