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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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kriegt.» Dominik grinste über beide Ohren. «Nein, Scherz. Keine Ahnung, wer das bescheuerte Gerücht in die Welt gesetzt hat.»
    Vincent ärgerte sich, dass er auf den jungen Kollegen hereingefallen war. Ein großer Schluck. Dominik hielt mit.
    Die Bedienung wetzte vorbei. Vincent blickte ihr hinterher. Ein wohlgeformter Hintern. Nina fiel ihm wieder ein. Was sie wohl gerade trieb? Ob er noch einmal anrufen sollte?
    «Ich hab mal ’ne Frage, Vincent.»
    «Bitte.»
    «Manchmal hab ich den Eindruck, du wüsstest mehr über den Fall, als du an das Team weitergibst. Gib’s zu!»
    «Ich habe eine Zeugin gefunden, die bestätigt, dass Castorps Referentin als Prostituierte im Chateau Bellevue gearbeitet hat. Und eine Zeitlang war Carmen Markowitz offenbar mit Mike Dollinger liiert.»
    «Dem Fußballspieler?»
    «Dem ehemaligen Fußballspieler. Einem notorischen Puff-, Party- und Discogänger. In Schlägereien verwickelt und koksabhängig, zumindest gegen Ende seiner aktiven Zeit.»
    Dominik pfiff durch die Zähne.
    «Höchste Zeit für eine Telefonüberwachung», sagte Vincent. «Eigentlich sollten wir Markowitz auf Schritt und Tritt observieren.»
    «Dann hat der Mord doch nichts mit Berlin und der Kanzlerin zu tun?»
    «Langsam, mein Junge. Keine voreiligen Schlussfolgerungen. Feist und Brennecke habe ich noch nicht von der Liste gestrichen.»
    Sie tranken aus.
    «Noch eins?»
    Dominik verneinte. «Es ist halb elf. Ich weiß nicht, wie du das machst, aber ich brauche meinen Schlaf.»
    Eine Frauenstimme mischte sich ein: «Na so was. Guten Abend, die Herren!»
    Vincent sah auf.
    Saskia Baltes stand vor ihm. «Ich hab’s mir fast gedacht, dass ich dich hier treffen würde.»
    Dominik erhob sich von seinem Platz und zwinkerte. «Dann räum ich mal das Feld. Schönen Abend noch, Chef.»
    Saskia setzte sich auf den frei gewordenen Stuhl, die Stirn gerunzelt. «Wie klingt das denn, Vincent?»
    «Was meinst du?»
    «Du lässt dich von deinen Leuten mit Chef anreden?»

53

    Der Discjockey hatte Maiden Voyage aufgelegt, einen Klassiker, den Vincent kannte. Er war zwar kein ausgesprochener Jazzfan, nicht einmal besonders musikalisch, aber bei diesem Stück schmolz er dahin.
    Saskia fragte: «Geht’s dir gut?»
    Er nickte. Die Bedienung brachte Getränke. Noch ein Bier für ihn, Weißwein für Saskia. Sie hob das Glas und prostete ihm zu.
    Nein, er würde Nina nicht noch einmal anrufen und sich zum Affen machen, beschloss Vincent. Soll sie doch mit ihrem Anwalt glücklich werden, wenn sie das so will.
    «Weitergekommen in Sachen Castorp?»
    «Ich glaub schon. Und wie lief’s heute bei dir?»
    «Danke für den Tipp mit der Razzia. Hast du Aktuelle Stunde geguckt?»
    «Bin leider nicht dazu gekommen.»
    «Du kannst es im Internet nachholen. Der Redaktionsleiter hat das Stück gemacht. Ich habe wieder nur zuliefern dürfen. Aber ich bin an einem neuen Thema. Für die Kultursendung am Sonntagabend.»
    «Gratuliere.»
    Sie wechselten Blicke, stießen unter dem Tisch versehentlich mit den Füßen zusammen, zuckten zurück.
    «Kennst du das Gefühl, wenn man eigentlich müde sein sollte, aber noch völlig aufgedreht ist?»
    «Mir geht’s genauso», antwortete er. «Seit du hier bei mir sitzt.»
    Sie lachte.
    «Was hieltest du von einem ruhigeren Plätzchen?»
    Saskia trank einen Schluck und ließ ihren Blick dabei auf Vincent ruhen.
    Er wartete.
    «Ich wüsste da etwas.» Sie stellte das Glas ab. «Wenn dich ein bisschen Unordnung nicht stört.»
    Vincent nahm sein Portemonnaie und holte zwei Zehner hervor, die er auf den Tisch legte. Dann fanden seine Finger ihre Hand. Ihm wurde heiß, und er glaubte zu spüren, dass es ihr genauso ging.
    Sie verließen das Lokal.

    Saskia war in seinem Arm eingeschlafen. Als einzige Beleuchtung flackerten ein paar Windlichter auf dem Teppich, eine Bananenpflanze warf bizarre Schatten. Leise lief noch die Musik, die Saskia im Zimmer nebenan aufgelegt hatte, etwas Lateinamerikanisches, ein Saxophonsolo, ganz entspannt.
    Vincent fragte sich, was die letzte Stunde für seine Beziehung zu Nina bedeutete. Die endgültige Entscheidung, Schluss zu machen? Oder nur Revanche, ein Gleichziehen in der Seitensprungstatistik? Was wollte er wirklich?
    Ihm wurde bewusst, dass er die junge Reporterin kaum kannte. Mehr als zehn Jahre betrug der Altersunterschied. So erregend und zärtlich es gerade noch gewesen war, so aufregend und neu – jetzt kamen ihm Zweifel.
    Behutsam löste er sich von Saskia, stand auf

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