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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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zusammengeschoben, der Teppich aufgerollt, Umzugskartons warteten auf den Abtransport. Markowitz schloss die Tür und nahm sich einen der Stühle, Vincent und Dominik taten es ihr nach. Obwohl der Raum nicht groß war, hallten die Geräusche von den kahlen Wänden wider.
    «Das Bundeskanzleramt soll sicher ebenfalls nicht erfahren, dass Sie während Ihres Studiums im Chateau Bellevue gejobbt haben, nehme ich an.»
    «Was wollen Sie von mir?»
    «Wie gut kannten Sie Mike Dollinger?»
    Markowitz fingerte mit der Rechten an ihrem Kragen. Ein Räuspern, ihre Stimme blieb belegt. «Kann sein, dass ich ihn mal in einer Diskothek getroffen habe.»
    «Wir haben Zeugenaussagen, dass Sie mit Dollinger liiert waren. Er war ein guter Kunde im Chateau Bellevue , und ich nehme an, dass Sie sich daher kannten. Kurze Zeit später musste er die Fußballschuhe wegen seines Kokainkonsums an den Nagel hängen. Seitdem lief es nicht mehr so gut für ihn.»
    Die blonde Frau wippte mit dem Oberkörper vor und zurück. Mehr als ihre Wangen war die kleine Narbe rot geworden. Vincent fragte sich, wie sie die Verletzung ihren Eltern erklärt hatte. Ihm fielen Blümchens Worte ein: ‹Mike ist meine große Liebe›, hat sie mir vorgeheult.
    «Frau Markowitz?»
    «Ja?»
    «Sie standen nach wie vor mit Dollinger in Kontakt, stimmt’s?»
    Ein langsames Nicken, wie in Trance.
    «Heißt das, Ihre Beziehung dauerte bis zuletzt?»
    «Mhm.»
    «Parallel zu Ihrer Verbindung mit dem Ministerpräsidenten und obwohl Mike Dollinger wieder mit seiner alten Jugendfreundin zusammenwohnte?»
    Markowitz flüsterte etwas.
    «Etwas lauter bitte.»
    «Ich konnte doch nicht ahnen, dass …»
    «Es besteht gegen Sie der Verdacht der Beihilfe zum Mord an Walter Castorp. Ich belehre Sie, dass Sie sich nicht selbst belasten müssen. Wenn Sie wollen, besorgen wir Ihnen einen Anwalt. Oder Sie kennen einen Anwalt und rufen ihn an.»
    Sie steckte ihre Hände zwischen die Schenkel und ließ den Kopf hängen.
    «War der Überfall auf Castorp Ihr Plan, Frau Markowitz? Haben Sie im Ernst geglaubt, Sie könnten sich durch eine Flucht nach Berlin aus Ihrer Verantwortung stehlen?»
    Sie vergrub das Gesicht in den Händen, die Ellbogen auf die Knie gestützt.
    «Wie kam es zu dem Überfall? Wer war Dollingers Komplize? Wer hat Mike erschossen?»
    «Es tut mir so leid», flüsterte sie, ohne aufzublicken.
    «Wer, Frau Markowitz?»
    «Ich weiß es nicht.»
    Ein Klopfen. In der Tür stand die Mutter. «Carmen! Der rote Sessel – kommt er nach Berlin, oder sollen wir ihn mitnehmen?»
    «Mutter, bitte …»
    «Wir müssen in einer Stunde am Flughafen sein, vergiss das nicht!»
    Vincent stand auf. Die Grauhaarige wich vor ihm zurück. Er drückte die Tür vor ihrer Nase ins Schloss.
    Leise sagte die Tochter: «Versprechen Sie mir, dass keiner etwas über das Chateau erfährt. Bitte!»
    «Ich fürchte, das ist Ihr geringstes Problem, Frau Markowitz.»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Der Staatsanwalt kann Sie anklagen. Ein Anstifter wird wie ein Täter bestraft.»
    «Aber ich habe damit wirklich nichts zu tun.»
    «Mein Kollege und ich glauben Ihnen gern. Doch darauf kommt es nicht an.»
    «Was kann ich machen?»
    «Wir sind nicht daran interessiert, Ihre Vergangenheit an die Öffentlichkeit zu zerren, aber Sie müssen ehrlich zu uns sein. Sagen Sie uns alles, was Sie wissen.»
    «Okay.»
    «Lückenlos und aufrichtig.»
    «Ja.»
    «Wollen wir mit dem Freitag in Zürich beginnen?»
    Sie nickte.
    Dominik klappte den Laptop auf, um das Protokoll zu tippen.
    Vincent setzte sich wieder. «Walter Castorp hat die Banque Suisse Privée aufgesucht. Hat er Ihnen gesagt, was er dort wollte?»
    «Ja.»
    «Und?»
    «Geld abheben.»
    «War das sein eigenes Geld?»
    «Er war überzeugt, dass es ihm zustand.»
    «Eine Art Abfindung.» Vincent erinnerte sich, dass Castorps Witwe dieses Wort benutzt hatte.
    «Genau.»
    «Aber für diese Konten braucht man Nummern und Codewörter.»
    «Die kannte er noch aus seiner Zeit als Schatzmeister. Sein Nachfolger hat nie daran gedacht, etwas zu ändern.»
    Dominik mischte sich ein. «Wieso deponiert eine deutsche Partei ihr Geld auf Schweizer Nummernkonten?»
    «Jüdische Vermächtnisse», antwortete Vincent.
    «Bitte?»
    «Mit dieser Ausrede wollte ein Schatzmeister der hessischen CDU schon einmal illegale Parteispenden verschleiern. Das war um das Jahr 2000 herum.»
    «Jetzt kapiere ich. Eine schwarze Kasse.»
    «Und Castorp wusste, dass es für die gesamte Partei

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