- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
wertvolle Zeit, in der die Seite frei im Netz steht. Oder wissen Sie von einer Möglichkeit, sie zu löschen? Sie kennen sich doch da aus.«
Stephans schüttelte den Kopf. »Solange die Seite im Ausland liegt, können wir nichts machen. Es gibt allenfalls die Möglichkeit, den deutschen Teil des Internets per Kill Switch vom Rest der Welt abzukoppeln. Wenn alle ausländischen Webseiten unerreichbar sind, gilt das auch für Running Meph .«
Westphal kniff die Augen zusammen. »Interessant. Genau diese Vorgehensweise schlägt Alfons Littek vor.«
»Es wäre Wahnsinn. Der Kill Switch ist ein Instrument für Despoten, die Aufstände im eigenen Land eindämmen wollen. In einer Demokratie wären die politischen Folgen unabsehbar, von den wirtschaftlichen ganz zu schweigen. Industrie, die Börsen, Verkehr – alles würde darunter leiden.«
»Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig«, gab Westphal unwirsch zurück. »Es geht darum, einen Gefährder zu stoppen, bevor er Schaden anrichten kann, den wir nicht mehr rückgängig machen können. Ich tue meinen Teil und trete morgen bei Gianna Messina auf, um die Menschen auf unserer Seite zu halten. Was tun Sie?«
Stephans hielt seinem anklagenden Blick stand. »Abgesehen davon, dass ich am Rand meiner Leistungsfähigkeit arbeite, werde ich bald einen Blick in Effenbergers Versteck werfen.«
»Wie wollen Sie das anstellen?«
»Sagt Ihnen der Begriff Steganografie etwas? Er geht auf die alten Griechen zurück und bezeichnet die Methode, Informationen so zu verbergen, dass niemand von ihrer Existenz auch nur ahnt. Eine der ältesten Verschlüsselungsmethoden der Welt, wenn Sie so wollen.« Stephans angelte sein Pad zwischen den aufgeschichteten Papierwällen hervor und rief Mephs jüngste Videobotschaft auf. Er vergrößerte den Ausschnitt um die Augenpartie. »Achten Sie auf die Pupillen.«
Westphal sah nur flüchtig hin. »Kommen Sie zur Sache.«
»Effenbergers Umgebung spiegelt sich in seinen Augen«, erklärte Stephans. »Matthias Fenninger arbeitet derzeit an einer Filtersoftware, die die Reflexionen in den Pupillen herausfiltert und aus diesen das Originalbild rekonstruiert. Wenn es gelingt, können wir einen Blick in die Räume werfen, in denen er seine Aufnahmen macht. So können wir ihn möglicherweise lokalisieren.«
»Etwas Verwertbares haben Sie also nicht vorzuweisen?«
»Wir konnten aus den Bildern bereits die 3D-Oberfläche seines Pads rekonstruieren. Darüber hinaus sind wir noch …«
»Ja, ja. Wann liefern Sie Ergebnisse?«
»Das kann ich nicht sagen.«
»Nichts Verwertbares. Ich sagte es doch.«
Westphal verächtliche Art ärgerte Stephans. Er machte eine Geste über die Zeugnisse seiner Arbeit hinweg, die Tisch und Wände bedeckten. »Mit Verlaub, Herr Minister, ich arbeite seit zwei Wochen ohne Pause. Was verlangen Sie noch von mir?«
»Ich verlange, dass Sie Effenberger finden. Sie haben mir Erfolge zugesagt!«
»Und Sie wollten mir vollen Zugriff auf die Ephraim-Dateien geben. Auch das ist nicht geschehen.«
Die Bemerkung hätte Westphal fast ein dünnes Lächeln entlockt. »Das ist Ihnen nicht entgangen?«
»Ich mag ein Nostalgiker sein, aber ich bin nicht dumm. Die Daten, die Sie mir zugänglich gemacht haben, enthalten kein Wort über Ephraims Organisation, ihren Aufbau oder die Finanzierung. Dabei haben Sie mir vollen Zugriff versprochen, wissen Sie noch?«
»Es gab Gründe, die mich dazu bewogen haben, meine Zusage zurückzunehmen.«
»Das soll vermutlich heißen, dass Littek dagegen war.«
Westphal verzog keine Miene. »Er hatte stichhaltige Argumente. Er weiß, was auf dem Spiel steht. Im Gegensatz zu Ihnen.«
»Und er setzt alle Hebel in Bewegung, damit es so bleibt. Nachtigall, ick hör dir trapsen.«
»Littek genießt mein vollstes Vertrauen. Wollen Sie andeuten, es sei nicht gerechtfertigt?«
»Es geht hier doch nicht um Litteks Integrität«, entgegnete Stephans, »es geht um meine. Sie haben mir die Pistole auf die Brust gesetzt und verlangt, dass ich tue, was niemand in Ihrem Ministerium zu tun vermag, nicht einmal Ihr geschätzter Littek. Als Nächstes versagen Sie mir die nötige Unterstützung, und als Sie merken, dass ich nicht die gewünschten Ergebnisse erziele, reden Sie von Vertrauensbruch. Langsam habe ich die Nase voll. Nehmen Sie mich ernst oder blasen Sie die Sache ab!«
»Was fällt Ihnen ein? Allein für den Tonfall, in dem Sie mit mir sprechen, könnte ich Sie unverzüglich auf die Straße
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