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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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dem Kopf. »Om«, summte Berenike, dieses Begehren würde ihre ganze
spirituelle Entwicklung verderben. »Om«, doch das Bild von Jonas stand immer
noch vor ihrem inneren Auge. Er war ihr wieder begegnet, rein zufällig, wie er
betonte. Vor dem Hotel Seebrise wäre sie fast an ihm vorbeigestürmt. Es
dämmerte, die warme Luft schmeichelte. Ein leichter Wind kühlte ihre Wangen.
Den ganzen Tag hatte Berenike geschwitzt, aber sie war froh über die steigenden
Gästezahlen im Ort. Die Hausarbeit war einmal mehr liegen geblieben. Sie müsste
längst den Balkon kehren, bevor Frau Gasperl sie erneut darauf hinwies. Doch
sie saß so selten draußen, dass sie ständig darauf vergaß.
    Jonas hatte sie angestrahlt. Sie mochte dunkle Augen. Immer
schon. Seine Bartstoppeln waren etwas länger. »Wie gehts?« Er bestritt heftig,
ihr nachgegangen zu sein. Kaum etwas konnte Berenike weniger leiden.
    »Frau Roither? Frau Roither!« Schon wieder ein Journalist.
Sie ließen sie kaum aus den Augen, jagten sie, wenn sie durchs Dorf ging.
    »Schluss jetzt, gehen Sie!«, fuhr Jonas den schlaksigen
Medienmann an. »Oder möchten Sie, dass ich Ihnen die Polizei auf den Hals
hetze?«
    »War nicht so gemeint. Frau Roither, ein Interview? Bergstein
vom Kurier.« Er streckte ihr eine dünne Hand entgegen. »Sie denken doch an
mich, wenn …« Berenike ließ ihn stehen, ging weiter, Jonas an ihrer Seite.
Gemeinsam schlugen sie den Weg um den See ein.
    »Trinken wir ein Gläschen?« Sie waren vor dem Strandcafé
angelangt. Seine Stimme zitterte leicht. »Hier gibt es guten
Schilcherfrizzante.«
    »Ein Gläschen trinke ich nicht, aber für ein Eis wär ich zu
haben.« Auch Jonas entschied sich für das angepriesene Weltmeistereis. Die
kühle Sünde aus Chili und Schokolade zerging auf der Zunge. »Sagen wir du
zueinander?« Immer dieses Vorpreschen.
    »Gern.«
    Berenikes Hand mit dem Löffel verharrte über der Glasschale.
Sie versank in seinen schwarzen Pupillen. Sein veilchenfarbenes Poloshirt
wirkte auf der fast im Dunkeln liegenden Terrasse kirchlich violett. Die oberen
Knöpfe trug er geöffnet, Berenike starrte auf das Grübchen an seiner Kehle.
Jetzt Vampir sein … Unter großem Widerstand wandte sie den Blick ab.
Konzentrierte sich auf den Geschmack von Eis aus grünem Tee im Mund. Ein
Verhältnis, das konnte sie jetzt nicht brauchen. Nähe-Distanz-Spiele, nein
danke. Und womöglich war er mit Shanna …
    Der Loser verlor in der Dämmerung nach und nach seine Kontur.
Einsam flackerten die Lichter der Berghütte wie eine Faschingsgirlande. Der
Wind wurde kühler. Sterne berichteten Geheimnisvolles aus alter Zeit. Was
wenn …
    »Erzähl mir von dir, ich weiß fast gar nichts, außer dass du
schreibst.«
    »Ich habe Jura studiert.« Die Uni hatte Jonas von England, wo
er aufgewachsen war, nach Wien gelockt. Er sprach von seiner Familie, die zum
Teil aus Österreich stammte.
    »Und du, Berenike?« Das ›du‹ sank in sie hinein. »Schreibst
du auch?«
    »Ja, ich – Spiritual Writing ist genial.« Jonas hörte
interessiert zu, gab aber nichts von seinen eigenen Schreibaktivitäten preis.
Wenn sie existierten. Stattdessen hatte er von der Kabbala geredet.
    Die Atmosphäre zwischen ihnen war so feurig wie der
Chiligeschmack auf der Zunge. Wolken, Blitze. Ein Gewitter bahnte sich über dem
See an. Sie bezahlten und gingen rasch zurück in den Ort. Berenikes Hand
berührte versehentlich seinen Oberschenkel. Ein Lächeln von Jonas als Antwort.
Vor dem Hotel Seebrise blieben sie stehen. »Also, servus, Berenike!« Seine
Stimme war etwas heiser. Ob es in Ordnung wäre, wenn er sich hier verabschiede.
    In Berenikes Bauch kribbelte es. Da stand sie nun mit ihrer
ganzen Emanzipation und ihrer Freiheit. Natürlich würde sie den Weg allein
gehen können. Berenike streckte die Hand aus. Legte sie in seine. Fühlte raue
Haut. Er winkte. Davon hatte sie auch nicht viel.
    Sie machte große, schnelle Schritte. Warum ließ er sie
allein, jetzt? Ihr Mund vollführte Küsse in die Leere vor sich. Sie spürte
wieder, wie ihre Beine sich im Lokal berührt hatten. Die ganzen Blicke, alles
nichts wert? Ein unglaublicher Gedanke überfiel sie, als sie bei der Kirche
angekommen war. Sie war zu erregt, um nach Hause zu gehen. Hatte er sie am Ende
benutzt, um sie auszuhorchen? Der Gedanke war so ungeheuerlich, dass sie ihn
nicht zu Ende denken wollte. Warum hatte er sich so lang mit ihr unterhalten?
Und war

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