Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
Vom Netzwerk:
dann doch verschwunden? Sie hätte doch, ja wahrscheinlich hätte sie ihn
mit nach Hause genommen.
    Wieder am See angekommen, ließ sie ihren Blick über das
nächtliche Panorama schweifen. Sie war nicht ängstlich, der Dschungel lauerte
viel häufiger am häuslichen Herdfeuer. Ein halber Mond ging hinter dem
Plattenkogel auf. Der Himmel war ein bisschen violett. Wie die Augen von Jonas
in der Dunkelheit, wie sein Hemd. Dieses alberne Hemd, das sie …
    Sie mochte einfach nicht glauben, dass solche Augen sie
getäuscht hatten. War Jonas am Ende – ein Privatschnüffler? Ein Detektiv?
Von wem beauftragt, von Shanna MacLeod? Blödsinn. ›Been here before‹, sang es
lächerlich in ihr. Vorhin war ihr so leicht zumute gewesen. Ihr Bauchgefühl
hätte sie in seiner Gegenwart warnen müssen. Vielleicht bildete sie sich alles
ein. Endlich schlug sie den Weg nach Hause ein. Zurück zu ihren gepackten
Taschen und der neugierigen Frau Gasperl. Wenigstens waren die Reporter
verschwunden, wahrscheinlich saßen sie auf ein Bier beim Schneiderwirt. Sie
hatte kurz mit der Hausfrau geplaudert, alle heiklen Themen vermieden und ihr
angekündigt, dass sie ein paar Tage verreisen würde. Das Reden hatte sie
beruhigt.
    Kaum zurück in der Wienerstadt, von der sie nicht wusste,
warum die Touristen sie charmant fanden, klebten ihre Fußsohlen in den viel zu
warmen Schuhen am heißen, weichen Asphalt. Schwere, unheimliche Schwere drückte
sie nieder. So wie damals.

     
    *

     
    Damals.
    ›Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist.‹
    Operettenblödsinn, das hatte sie damals schon gewusst. Noch
immer ein Nervenbündel, war sie aus dem Spital entlassen worden. Hatte ihre
Arbeit bei PrincessEvents wieder angetreten. Dabei konnte ihr eine Schlange an
der Supermarktkassa nach wie vor Tränen in die Augen treiben, ebenso die Leute
auf der Rolltreppe. Burn-out hatte es geheißen, das dauert, bis man wieder auf
die Füße kommt.
    Auf den ersten Arbeitstag hatte sie sich trotzdem gefreut.
Wieder aktiv an ihr altes Leben anknüpfen. Sie wusste, dass Arbeit ihr guttat.
Im klassischen schwarzen Kostüm war sie erschienen. In der Agentur sah es aus
wie immer, ihr Büro war ordentlich geputzt. Brian flatterte ihr auf dem Gang
entgegen. »Ein neuer Kunde, Berenike. Willkommen zurück!« Die grünen Augen
blitzten sie an. Er blieb stehen, strich ihr über den Arm.
    »Gratulation!« Berenike nickte ihm zu. Sein Hemd sah
maßgeschneidert aus, blau und edel. Bei allen anderen hätte die helle Haut
lächerlich gewirkt. »Wir sehen uns, Süße!« Aufgeregt rannte er weiter. Die
Empfangsdame rief seinen Namen. Berenike setzte sich an ihren Arbeitsplatz. In
ihre Überlegungen hinein, womit sie anfangen sollte, klingelte das Telefon.
Brian, mit Samtstimme: »Süße, könntest du bitte zu mir kommen?«
    Endlose Schritte zu
seinem Zimmer am anderen Ende des Ganges. Ihre Geschwindigkeit die einer Maus.
Brian saß an seinem Schreibtisch mit der Glasplatte. »Berenike, ich bin froh,
dass du da bist! Wir brauchen deine Erfahrung dringend.« Er ließ sich im Sessel
zurücksinken. Sein Gesicht wirkte ein wenig grau. Das Gefühl, das sie für ihn
gehabt hatte, sie suchte vergeblich danach. Er zupfte mit Präzision Papiere aus
den Aktenbergen auf seinem Tisch. Schob Bücher nach rechts, hob die Tastatur.
»So, hier und hier und hier«, er hielt Berenike mehrere Mappen hin, »lies dich
ein. Ich erwarte deine Vorschläge für das Konzept. Du schaffst das bis heute
Nachmittag?«
    »Was?«
    »Um 17 Uhr Meeting.«
    Berenike war zurückgetrottet, die Unterlagen unter dem Arm
kamen ihr bleischwer vor. Sie blieb allein im Zimmer, den ganzen Tag. Früher
hatte sie es gemocht, ein eigenes Büro zu haben, für sich allein. Und
Brian – just in case.
    Sie kochte sich
Baldriantee, den sie seit ihrer Krise entdeckt hatte. Öffnete ein neues
Dokument im PC. Doch ihr wollte einfach nichts einfallen. Ein Event für
Margarine, es war lachhaft. Um 16.30 Uhr läutete das Telefon. »Meeting!«
Sie hatte keinen Strich notiert. Ein neuer Kollege, Hannes hieß er, saß bereits
bei Brian im Büro.
    »Berenike, was schlägst du vor?«
    »Ich, äh …«
    »Ja?«
    Hannes sagte etwas, spielte mit einem glitzernden
Ohrsteckerr. Brian sah sie abwartend und irgendwie kühl an. Aufstehen und
Hinausrennen.
    Berenikes Hals brannte, nachdem sie sich auf dem Klo
übergeben hatte. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, wie

Weitere Kostenlose Bücher