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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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an. Dazu der
Lärm, die Autoabgase, sie war das alles nicht mehr gewöhnt. Der Schmutz, die
Leute ließen alles fallen, was sie in diesem Moment nicht mehr brauchten.
Angebissene Sandwiches, leere Flaschen, sogar Socken und ein versifftes T-Shirt
lagen im Rinnsal. Ständig drehte sich Berenike um. Doch da war niemand, den sie
kannte, nur die Masse.
    Sie war Hals über Kopf von Altaussee abgereist. Die ständige
Belagerung durch die Medienleute, es war zu viel, vor dem Salon ebenso wie vor ihrer
Wohnung. Frau Gasperl hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als willig
Interviews zu geben. Ja, Frau Roither sei Wienerin, ja, da gebe es ein
Geheimnis, das sie, leider, nicht kenne.
    »Entschuldigung, eine Frage?« Der Mann mit dem
verschmierten Gesicht war noch jung. Berenike blieb stehen, ohne weiter
nachzudenken. »Haben Sie vielleicht 50 Cent?« Berenike schüttelte den Kopf,
ging weiter. Kurz darauf drehte sie sich um. Sah den jungen Mann, wie er andere
Leute ansprach, beharrlich einen nach dem anderen. Eine Spur unterwürfig. Ein
Drogensüchtiger oder Alkoholiker, vielleicht auch von einem Jugendheim
weggelaufen. Stop it!, sagte sich Berenike. Sie wollte doch nicht mehr in alte
Schubladisierungen verfallen. Stattdessen kramte sie im Hosensack nach dem Wechselgeld
vom Fahrscheinkauf. Doch dann war von dem Burschen nichts mehr zu sehen. Sie
wartete endlos an der roten Ampel. Kaum fünf Schritte bei Grün, und sie sprang
wieder auf Rot. Hier ruhig zu bleiben, war die wahre Herausforderung für
Zen-Meister. Vorbei am Café Westend, zur vertrauten Straßenbahnlinie 5.
Shoppingbegeisterte drängten Richtung Mariahilferstraße. Sie fluchte, dass sie
sich diesen Wahnsinn überhaupt antat. Aber sie wollte wegen der Mordfälle
persönlich beim Event-Stammtisch ermitteln, den sie damals mit Rolanda
gegründet hatte. Das Telefonat mit Mike war nicht ergiebig genug gewesen.
Länger als er war keiner im Geschäft.
    Seine Stimme hatte verwundert geklungen. »Du, Berenike? Da
hätte ich eher mit dem Teufel persönlich gerechnet!« Sein Lachen drang
schmerzhaft laut durch den Telefonhörer. »Du wolltest doch mit unserem
schmutzigen Beruf nichts mehr zu tun haben. Was treibt dich zurück in unsere
fiesen Kreise?«
    »Mike, gibt es den Stammtisch noch?«
    »Klar, nur weil du uns verlassen hast … Entschuldige,
Berenike.«
    »Ja, ja, du brauchst mich nicht mit Samthandschuhen anfassen.
Ich rufe wegen Donner an.«
    »Donner? Gilbert Donner?«
    »Ja. Er wurde ermordet.«
    »Das war nicht zu überhören.«
    »Er wurde vergiftet, in Altaussee, Mike!«
    »Ja und?«
    »Und!? Und die Polizei hält mich für verdächtig. Ich gebe zu,
ich hätte alle Lust dazu gehabt.«
    »Aber du warst es nicht.«
    »Natürlich nicht. Ich werde es beweisen.«
    Sie hörte Mike lachen.
    »Ich werde den wahren Mörder finden.«
    »Oder die Mörderin.«
    »Wieso?«
    »Du hast doch Gift erwähnt. Die typische Mordwaffe der
Frauen. Beim Einsatz von Gift braucht man wenig körperliche Kraft.«
    »Und Zyklon B?«
    »Was?«
    »Die Gaskammern.«
    »Berenike …«
    »Willst du vielleicht sagen, dass ein weiblicher Kopf den
Massenmord an den Juden ausgeheckt hat?« Berenikes Stimme floh.
    »Berenike …«
    »Nein, nicht ›Berenike!‹ War Hitler Transvestit? Oder Göring,
Eichmann?« Sie schrie ins Telefon. Schluckte.
    »Bist du noch dran, Berenike?« Mikes Stimme klang besorgt.
    »Ja, ja, ich bin noch da.« Weiteratmen!
    »Ich habe es nicht so gemeint, Berenike.«
    »Schon gut. Das andere Mordopfer ist Robert Rabenstein, ein
Journalist. Er hat über einen verschollenen Widerstandskämpfer recherchiert. Es
muss da Zusammenhänge geben. Zwischen Donner und Rabenstein.«
    »Rabenstein, der Name sagt mir was, da war irgendwas im
Busch, aber ich weiß jetzt nicht …«
    »Ich tät gern zum Stammtisch kommen – das ist doch
okay?«
    Sie konnte Mikes Zögern durch den Äther spüren. »Du hast
jetzt deine Ruhe, Berenike, willst du das aufs Spiel setzen?«
    »Das ist meine Angelegenheit. Kommt eigentlich Rolanda noch?«
    »Fallweise.«
    »Na gut, Mike, wir sehen uns.«
    Sich mental auf die Stadt vorzubereiten, dafür war keine Zeit
geblieben. Immerhin pulsierte in Wien das Leben, in der anonymen Großstadt
konnte sie sich unbemerkt bewegen. Sie wollte auch herausfinden, ob
PrincessEvents die Nationale Bewegung weiter unterstützt hatte. Jonas
Lichtenegger, der Dichter mit dem numerologischen Talent, ging Berenike auch
nicht aus

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