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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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unerotisch Brian war.
Mit seiner senkrechten Falte auf der Stirn. Und sie – sie hatte sich von
ihm benutzen lassen. Benutzen bis zum Äußersten. Weil sie jung gewesen war.
Beeinflussbar. Und weil er gut fickte. Aber das war vorbei.
    Sie ging zurück zu Brian und Hannes. »Entschuldigt, bitte,
mir geht es noch nicht gut. Du weißt, warum, Brian.« Sie spürte die Blicke der
beiden beim Hinausgehen, wie sie über ihren Rücken wanderten, zu ihrem Po.
Brian kam ihr völlig fremd vor. Bei dem Gedanken daran, seine Haut zu berühren,
revoltierte ihr Magen erneut.
    Flucht in ihr Zimmer. Sie nahm ihre Tasche, trug sich bei
Herta am Empfang aus der Anwesenheitsliste aus und ging. Auf dem Weg die
Stiegen hinunter war sie ausgerutscht auf dem alten, ausgetretenen Stein. Das
Steißbein erinnerte sie noch tagelang an diesen Moment.
    Und Rolanda, die hatte sich hinter ihrer Unerreichbarkeit
verschanzt. ›Sie sind nun in der Sprachbox des gewünschten Teilnehmers.‹ Die
Kollegin hatte nur ihre Karriere im Sinn. Aber so wie sie hatten alle gedacht.
Nur ein einziges Mal meldete sich jemand unter Rolandas Nummer. Irrtümlich, wie
es schien. Berenike hörte eine Männerstimme Unverständliches murmeln. Dann ein
Stöhnen. Von Rolanda. Rolanda mit dem intakten Leben. Sex, Geld, Karriere, ein
eigenes Haus. Zu allem wäre Berenike damals fähig gewesen. Die Stimme, diese
eigenartige männliche Stimme auf Rolandas Handy. Berenike kannte sie, kannte
sie zu gut.
    Dann läutete eines Nachts Berenikes Telefon. Sie wachte auf
und fühlte sich, als wäre sie gerade noch dem Ersticken entronnen. Erinnerte
sich an die Schwere ihres Traums, ohne sich an den Traum selbst zu erinnern.
Herzklopfen. Aber auch Hoffnung. Sie hoffte auf Rolandas Anruf, endlich. »Ja,
hallo?«
    »Dir wird es schlecht ergehen. Viel schlechter als jetzt,
wenn du verstehst.«
    Eine verzerrte Stimme, vielleicht mit dem Computer
unkenntlich gemacht. Der Mann legte auf, bevor Berenike ein Wort herausbrachte.
So war es in unregelmäßigen Abständen weitergegangen. Dazwischen setzte Brian
sie wegen ihrer Rückkehr ins Büro unter Druck. Er ließ beiläufig Donners Namen
fallen. Irgendwann gab sie auf. »Ich kündige! Umgehend!«
    »Ach, aha.« Brian hatte sich angehört, als hätte er darauf
gewartet. Ein neues Leben, hatte sie gedacht. Alles ist besser als das hier.
    Doch da blieb die Anzeige gegen Gilbert Donner. Die
Befragungen waren nicht zu ertragen, dazu sein widerlicher Anwalt, Donner hatte
sich nicht selbst vor Gericht vertreten wollen. Weinerliche Stimme, gepresst,
völlig unauthentisch. Ob sie sich Befriedigung erhoffe von so einer Anzeige? Ob
sie es dermaßen nötig habe? Der korpulente Mann im teuren Anzug war zweideutig
grinsend dagesessen. Berenike kam das Kotzen, wie so oft in letzter Zeit. Sie
flüchtete sich in eine private Klinik, auf Anraten des Hausarztes der Familie,
Dr. Johansson. In dem Wellnesszentrum in Bad Aussee sollte Berenike ihre innere
Ruhe wiederfinden. Normal werden. Leistungsfähig. Sie kam in Kontakt mit
schamanischem Heilen. Lernte, ihrer inneren Stimme zu vertrauen. Sie führte
lange Gespräche mit der Therapeutin. Darüber, dass sie kaum schlafe. Dass ihr
die Polizei nicht helfen konnte. Dass sie keine Beweise habe. Und von der
Stimme, die auf Rolandas Handy geantwortet hatte, sprach sie auch. Der Tonfall
hatte sie an Donner erinnert. In einem Prozess würde es Aussage gegen Aussage
stehen. Donner war mächtig und ließ keinen Zweifel daran. Das hatte sie
begriffen, als sie sich bei anderen Agenturen bewarb. Ihr Name in der Branche
war ruiniert. Dabei hatte sie früher ständig Anrufe von Headhuntern bekommen.
Sie beschloss, es nicht zu einer Gerichtsverhandlung kommen zu lassen. Sie
hatte Rache geschworen, aber dann erkannt, dies war nicht der richtige Weg. Um
Genugtuung zu finden. Gerechtigkeit. Es ging darum, zu verzeihen, heil zu
werden und weiterzuleben. Ein letzter Anruf. ›Wie viel?‹ Und dann …
    Damit hatte sie Geld, Geld für einen Neuanfang. Auch wenn es
auf schmutzigem Weg erworben war. Die anonymen nächtlichen Telefonanrufe hörten
mit einem Schlag auf. Bis vor Kurzem jedenfalls.
    Mit neuer Kraft hatte Berenike sich für einen Karatekurs
angemeldet und dann die Journalistin Magdalena Siemens kontaktiert, die für das
Frauenmagazin Walküre schrieb. Sie würde sich für ein Interview zur Verfügung
stellen, anonym, versteht sich. Magdalena versprach, das Thema ihrer

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