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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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sollte
genauso anregend sein. Mit Brian hatte sie was verbunden, Gesellschaft und Sex.
Davon war sie heute meilenweit entfernt. Zu den Wiener Bekanntschaften war der
Kontakt nahezu abgerissen. Ragnhild spielte Blinde Kuh mit ihr. Was hatte sie
sich erhofft, fast verliebt in diese neue Freundschaft. Vielleicht war sie für
die groß gewachsene Frau aus dem Norden nur eine Arbeitgeberin.
    In kleinen Schlucken trank sie den Tee aus. Sein Geruch hing
noch im Raum, während sie die nassen grünen Blätter in einer Blumenkiste als
Dünger verteilte.

18
    Grüntee-Bowle
    Sie erkannte ihn sofort. Berenike war auf dem
Weg zum Badeplatz, um nach dem Schock zurück zu sich zu finden. Mit Susi als
Mitarbeiterin hatte sie einen Volltreffer gelandet, aber heute würde sie nach
ein paar Tagen Pause wieder selbst im Salon anwesend sein. Wieder fuhr Berenike
mit dem Fahrrad, wieder begegneten ihr vorwiegend ältere Frauen. Vor der Kirche
sonnte sich eine grau getigerte Katze. Warf Berenike einen Blick voller
Geheimnisse zu. Sexy.
    Er lief ihr in der Nähe der Konditorei fast ins Fahrrad.
Einer seiner Nordic-Walking-Stöcke beschrieb einen Kreis in der Luft. »Hallo,
Frau, hmchm, Berenike Roither ist Ihr Name, nicht?« Der Neue vom Schreibtreff.
Berenike bremste. Sein Blick aus dunkelgrauen Augen wanderte bedächtig über
Berenike, dann über die Landschaft. Dennoch war das nicht beunruhigend. Nicht
für sie. Es war wie neulich im Salon. Ihr einsam getrunkener Tee letzte Nacht
fiel ihr ein. Ob er ein Teefreund war? Sie erinnerte sich nicht mehr, was er
bestellt hatte. Konnte man jemanden zum Freund machen, einfach so? Es war
beunruhigend, wie magnetisch er sie anzog. Dunkle Locken fielen ihm in den
Nacken, in die Stirn. Zu lange Haare für einen Mann, der Modegeschmack war
nicht danach. Not now. Berenike mochte den Stil jedoch, mochte den Beat der
70er-Jahre. Die Freiheit, die damals auch für sie spürbar gewesen war. Jonas Lichtenegger,
jetzt fiel ihr sogar sein Name ein. Eine Vertrautheit wie aus einem früheren
Leben. ›Been here before.‹
    Nein. Ein Gefühl wie aus einem Kitschroman.
    Und wenn schon!
    Dabei war ihr Namensgedächtnis sonst äußerst schlecht. Im
Gegensatz zu früher. Bevor sie zusammengebrochen war. So lautete die offizielle
Version. Einen Zusammenbruch, so etwas bekam man nicht. Es war, als hätte sie
sich aus eigener Schuld Aids an den Hals gehext. Sie wollte Jonas davon
erzählen und …
    Blödsinn!
    ›… been here before …‹
    »Frau Roither, Sie haben doch diesen«, mit einem Lächeln, was
für einem Lächeln!, wandte er sich an seine Begleiterin, »sie hat einen
außergewöhnlichen Salon, du musst das Lokal kennenlernen.«
    Jetzt erst erkannte Berenike neben Jonas Shanna MacLeod,
Rabensteins Witwe. Auch sie trug Nordic-Walking-Stöcke. »Hallo, Shanna!« Etwas
sagen, irgendetwas. Shanna nickte ihr gelangweilt zu und blickte wieder auf die
Berge.
    »Frau Roither, wie geht es Ihnen? Haben Sie … sich
erholt von jener Sache unlängst?« Etwas war aufgeblitzt bei seinen Worten.
    »Ja, naja …« Im Aufruhr der letzten Tage hatte sie gar
nicht mehr an den Vermieter gedacht.
    »Inspektor Kain war wieder bei Ihnen?«
    »Ich, äh, ja.«
    Spaziergänger drängten vorbei. Ein Rucksack streifte
Berenike. »Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht, Frau Roither.«
    Am liebsten hätte Berenike von den Ermordeten angefangen.
Sich einmal alles von der Seele geredet. Die Unruhe, die Verdachtsmomente.
Gegen Menschen, die sie mochte. Das schlechte Karma. Niemand konnte das eigene
Karma abschütteln. Sie konnte nur das Beste daraus machen – für dieses
Leben. Ihr Blick wanderte zu Shanna, die ihren Kopf schnell wegdrehte. Also
doch. Die Schottin beobachtete sie.
    Vertrauen, diesem Mann etwas anvertrauen, einem quasi
Fremden, nein, das ging nicht. Flirten, ja. Ein Spiel, ein altbekanntes Spiel.
Es war so warm, dass sie mit einem Sommerkleid unterwegs war, Spaghettiträger.
Ihre Füße steckten ohne Socken in dünnen Leinenturnschuhen. Selten hatte sie so
heiße Tage im Ausseerland erlebt.
    »Tja …« Sie wusste nicht weiter. »Und Ihnen? Wie geht es
Ihnen?« Seine kurze Trainingshose saß eng am Körper. Die braunen Beine standen
fest am Boden, auch seine Arme zeigten einiges her. Wie er wohl – Berenike
musste grinsen – wie er wohl ohne Wäsche aussah?
    »Mir geht es«, er wiegte den Kopf, »ja, es geht recht gut.«
Und dieses Lächeln! Was für eine Wärme.

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