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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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katholische Erziehung. Fred fand es gut
so. Ein klarer Schnitt. Sie sollten das Trauma vergessen. Es braucht drei
Generationen, bis die Vergangenheit aufhört zu schmerzen. Als Berenike ihr
Studium hinwerfen wollte, hatte der Vater gesagt: ›Sei froh, dass du lernen
darfst!‹ Daraus wurde schnell: ›Sei froh, dass du lebst.‹ Und immer die Toten,
die aus den Kellern krochen. Berenike sah sie wie er. Konnte nicht schlafen.
Horrorträume. Fotos, Andenken, ein Kleid, das Einzige, das der anderen Oma
gehört hat. Mit 20 verheiratet, eine brave jüdische Tochter. Mit 21
Mutter, mit 25 deportiert. Wien, Auschwitz, die Spur verliert sich.
    »Ich habe gehofft, ihr kommt mich besuchen in der neuen
Wohnung. Aber deine Mutter will nicht mit mir reden.«
    »Ach, Papa.«
    »Also nicht Fred?«
    Er hatte sich endlich den Pensionsvorschuss erkämpft, Berenike
freute sich mit ihm. Die Sonne verschwand hinter den eng stehenden, hohen
Häusern. In Wien war kaum Luft zum Atmen, kein Ausweg, zu verwinkelt die
Gassen.
    »Berry.« Sie lächelte. Aus seinem Mund klang das niedlich.
Eine Frau in altmodischer Krankenschwesterntracht trat ihnen in den Weg. »Eine
Spende für notleidende Menschen in Österreich?« Sie standen immer noch vor dem
Denkmal. Berenike verneinte.
    »Was soll ich tun, Papa?«
    »Halt dich raus. Halt dich einfach raus. Wer weiß, mit wem du
dich anlegst.«
    »Danke, Papa –«, Berenike stockte, »Fred.« Es kam
plötzlich wie von selbst. Er strich ihr über das Haar. Es musste geschnitten
werden.

21
    Käsepappeltee
    Diese Frau kannte sie doch! Das war …
    Fred hatte sich beim Burgtheater von ihr verabschiedet. Der
Heimweg zog sich. An der Landesgerichtsstraße Autokolonnen, mehrspurig. In
einem Supermarkt in der Josefstädter Straße schnappte sich Berenike eine
Bio-Pizza mit Spinat und ein paar Joghurts. Die Gedanken, was sie noch kaufen
sollte, sortierten sich nur langsam. Schließlich nahm sie lediglich noch eine
Mango von der Obsttheke und balancierte alles zur Kassa. Selbst im Supermarkt
warteten die Leute geduldig, als würde die Energie bei 38 Grad im Schatten nur
für das Allernötigste reichen, keineswegs aber für die üblichen Streitereien.
Im Gegensatz zur feuchten Hitze draußen empfand sogar Berenike die
klimatisierte Luft heute als angenehm. In einem kleinen Antiquitätengeschäft
lachte ein silberner Samowar sie an, bauchig und wunderschön. Zum Glück hatte
sie nicht genügend Bargeld eingesteckt.
    An der nächsten Kreuzung sprang die Ampel schon wieder auf
Rot. Stop-and-go. Einem ersten Impuls folgend wollte Berenike rennen. Doch ihr
lief nichts davon. Die Stadt fing an, ihr wieder zu gefallen. Als Kind hatte
sie sich gern das Leben unbekannter Menschen ausgemalt. Lebte der grauhaarige
Herr mit dem Schirm am Arm allein? Freute sich das Mädchen, das neben ihr
wartete, auf die Ferien? Wie ging es der Businesslady auf der anderen
Straßenseite? War ihr pinkfarbener Hosenanzug neu, weil sie ihn so stolz trug?
Das Rosa der Tasche passte nicht ganz dazu, aber teuer sah beides aus.
    Die Autos stoppten, die Frau in Rosa wackelte los, Berenike
entgegen. Die knalligen Stöckelschuhe kontrastierten fröhlich mit dem
Zebrastreifen. Das war ja Rolanda! Aber – Berenike zupfte an ihrem weißen
T-Shirt – die Frau ging an ihr vorbei. Rolandas Blick hatte Berenikes
Schulter sekundenlang gestreift, war kurz an den nackten Füßen in den Sandalen
kleben geblieben. Berenike stolperte über die Gehsteigkante. Blickte zurück.
Von dem pinken Hosenanzug und seiner Besitzerin war nichts mehr zu sehen.
    Eine Fata Morgana? Berenike sah an sich hinunter, na gut,
die ausgewaschene violette Cardiganhose verlieh ihr den Look einer Studentin.
Rolanda mochte sie nicht erkannt haben. Einen Moment war sich Berenike
unsicher, ob es sich bei der Frau überhaupt um die ehemalige Kollegin gehandelt
hatte. Alles in ihr rief ja. Niemand sah aus wie Rolanda. Der fransige
Pagenkopf. Wie groß sie war, ein wenig pummelig um die Hüften und sehr präsent.
Und diese Mundwinkel, die sich so gern zu einem sarkastischen Grinsen verzogen.
Sie hatten oft gemeinsam zu Mittag gegessen. Später dann … Der Ausseer See
interessiere sie nicht, hatte Rolanda auf Berenikes Einladung erwidert. Sie
schwärme jetzt für Kambodscha, eine neue Entdeckung. Später hatte sie sich bei
Mike beklagt, dass Berenike ihr nicht zu ihrem Karrieresprung gratuliert hätte.
Sie war stellvertretende

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