Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi
bei dem Journalisten. Rumänen sollens gewesen sein. Der
Inspektor hats behauptet.« Frau Gasperl lehnte den Besen gegen die Hauswand und
pflückte an dem Rosenstrauch neben dem Eingang herum. Berenike konnte nicht
nachvollziehen, was Frau Gasperl immer im Garten zu schaffen hatte. Für sie
genügte das Grün, auf das ihre Augen schauten, der Duft, der ihre Nase
glücklich machte.
»Rumänen, sagen Sie?«
»Ja, ein Raubmord. Wissens, die Forstarbeiter, die bei den
Tennisplätzen hausen. Na, mich wundert das nicht. Sogar die Trafikantin hat mir
ihr Leid geklagt, dass sie mit denen kein G’schäft macht. Die rauchen ein
stinkendes Kraut, das bringens von unten mit.« Frau Gasperl begann, den Weg zu
ihrer Haustür zu kehren. »Dabei gehts ihnen gut bei uns. Verdienen 300 Euro,
mehr als sie in Rumänien kriegen, freie Kost und Logis dazu.«
»Ach so?«
»Ja. Ich hab noch mit dem Sepp geredet.« Frau Gasperl
schüttelte nachdenklich den Kopf.
»Mit dem Sepp?«
»Ja, mit dem Meister Sepp. Der kommt doch immer zu Ihnen?«
»Natürlich.«
»Der hat es gleich gesagt, dass er die Rumänen verdächtigt.«
»Wieso? Kennt sich der Sepp so gut aus?«
»Ja sicher, er ist doch Jäger! Er hat gesagt, die Rumänen mit
ihrem Geheimdienst, die haben leicht Zugang zu Giften.«
Die Vorstellung, dass sich ein Rumäne in ihre Teeküche
geschlichen und Gift in den Verbenentee gemischt haben sollte, verwirrte
Berenike. Womöglich machte Ragnhild mit einem Rumänen gemeinsame Sache. So
geheimnisvoll, wie sie immer tat. Aber das war doch alles total absurd! So
einem Gerücht konnte man nicht trauen. Frau Gasperl reimte sich gern alles
Mögliche zusammen.
»Hat denn der Inspektor Kain nicht mit den Wienern geredet?«
»Welchen Wienern?«
»Der Kripo in Wien. Wegen dem anderen Mord, mein ich.«
»Diese Frau?«
»Ja.«
»Das weiß ich nicht, ob die gemeinsam ermitteln.« Frau
Gasperl stützte sich auf den Besen. »Sollten sie aber, oder?«
Berenike nickte.
»Ich kann mir schon vorstellen, dass diese Ostarbeit… –
dass die …« Der Blick der Vermieterin wanderte nachdenklich in die Ferne,
bäuerlich und erdverbunden. Sie wirkte wie ein lebendes, wenn auch gealtertes
Exemplar der heroischen Frauenbilder aus der Nazizeit. »Die dunkeln Murln
tauchen überall auf und schleichen herum, Fremde halt, das merkt man. Neulich
habens beim Fetzenmarkt von der Feuerwehr in Kainisch Ski und Elektrozeug
mitgehen lassen. Ohne zu zahlen. Nur das Beste habens g’nommen. Ich trau denen
alles zu. Sie nicht?«
Berenike zuckte mit den Schultern. Das waren zu viele
Informationen auf einmal. Die Rumänen konnten doch wohl nicht hinter den
Drohungen gegen sie stecken. Aber vielleicht waren sie angeheuert, gedungene
Mörder. Noch beängstigender. Und doch nicht stimmig. Aber wenn die Polizei es
für plausibel hielt – bitte, sie wäre nur zu froh, wenn die Fälle gelöst
wären!
»Ein paar von den Forstarbeitern sind verschwunden, kaum dass
sich die Polizei für sie interessiert hat. Damit machen sie sich erst recht
verdächtig, meinen Sie nicht?« Frau Gasperl zupfte an einer Fliederstaude. »Was
halten Sie denn von dem Ganzen??«
»Was soll ich davon halten?«
»Na, Sie kennen sich halt bei uns noch nicht so gut aus. Aber
man hört so viel, man kann den Ausländern einfach nicht trauen. Eine
österreichische Reisegruppe habens da unten als Geiseln genommen, furchtbar.«
»Sie meinen in Algerien?«
»Ja, ich glaub.«
Berenike hatte die Berichte am Rande verfolgt. Einige
Touristen hatten die Warnungen nicht ernst genommen und waren in ihren Jeeps
dieselbe Wüstenroute gefahren, auf der es bereits zu einer Entführung gekommen
war. Auf eine einheimische Reiseleitung hatten sie verzichtet. Prompt waren sie
in eine bewaffnete Falle geraten. Das österreichische Außenamt wurde
eingeschaltet, weil sich unter den Vermissten österreichische Halbprominenz
befand. Dass der Leiter der Reisegruppe zwar häufig in der Region unterwegs
war, aber trotzdem nicht Französisch sprach, fand offenbar nur Berenike
sonderbar.
»Ja, ja, die Leut«, Frau Gasperl schüttelte den Kopf. »Aber
der Maler Maresch …«
»Was ist mit dem?«
»Ach nichts. Er lebt in der Nähe von diesen Rumänen.« Frau
Gasperl warf einen prüfenden Blick auf die Blumen. »Raubmord. Diese armen Leute
haben ja nix. Kein Wunder, dass …« Sie ging hinters Haus und kam mit einer
Schaufel zurück.
»Aber Gift bei einem Raubmord? Ist
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