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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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begleiteten ihn. Zu den Sternen aufschauend sagte er einmal:
    »Herr Gott im Himmel, hast du denn das gewollt, daß es Menschen geben soll, die ihre Kinder verleugnen müssen, damit sie in's Elend kommen? ... Es geschieht mir aber recht, warum bin ich nicht bei meinem ersten Gedanken geblieben; er hätt' uns nichts angehen dürfen ...«
    Traurig und verwirrt war Florian erst am dritten Tage wieder in's Dorf zurückgekehrt. Es war ihm auf dem Wege so bange zu Muthe als ginge er einer schweren Strafe entgegen, als müsse er dort für etwas büßen, und doch war er sich keines Vergehens bewußt.
    Als ihm aber zu Hause einige Zwischenträger berichteten, daß man während seiner Abwesenheit gesagt hatte, er sei entflohen: da kochte alles in ihm vor Wuth. Er hatte Alles daran gesetzt, um seine Ehre im Dorfe zu erhalten, und nun sah er seinen ganzen Ruf so wenig stichhaltig, daß man ihn dessen beschuldigen konnte.
    Eine tiefe Verachtung gegen die Menschen begann in seiner Seele Wurzel zu schlagen.
    Am Sonntage, als Florian mit mehreren Anderen vor dem Adler stand, kam der Buchmaier das Dorf herauf und sagte:
    »Florian! auf ein Wort, geh' ein Bisle mit mir, ich hab' dich um einen Rath zu fragen.«
    »Mit allem Willen, was denn?« fragte Florian mitgehend.
    »Ich hab' nur vor den Leuten so gesagt; ich thät gern einmal mit dir reden, aber offenherzig. Wo bist du vergangene Woch' gewesen?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Nun, wie du willst. Hör' 'mal Florian, du bist ein gescheiter Kerl, du bist ein geschickter Kerl, verstehst dein Handwerk aus dem ff.«
    »Nun, dahinter muß was stecken, saget's nur frei heraus.«
    »Ich möcht' halt, daß du's auch zu was Rechtem bringen thätst.«
    »Es wird schon kommen.«
    »Hör' mich jetzt ruhig an, ich red' jetzt nicht als Schultheiß mit dir, ich red' mit dir, weil ich's gut mit dir mein'. Wenn du so fort hier bleibst, gehst du zu Grund. Auf was wartest du denn hier?«
    Florian schwieg betroffen, der Buchmaier fuhr nach einer ziemlichen Pause fort:
    »Ich weiß wohl wie es ist, es ist grad wie wenn man aus dem Bett aufstehen soll, wenn man auch noch so hart liegt, man thut's halt nicht gern; wenn man aber nachher auf den Beinen ist, freut man sich doch. Drum folg' mir, geh' wieder fort. Guck, wenn Krieg wär', thät ich sagen: Florian, laß dir zweierlei Tuch anmessen, du bringst's zu was; du kannst's aber auch so zu was bringen, du brauchst nicht Menschenmetzger zu werden; aber hier ist deines Bleibens nicht. Fort mußt du.«
    »Ich kann aber nicht und will aber nicht, ich will sehen, wer mich fortbringt.«
    »Davon ist kein' Red'. Du brauchst gegen mich nicht stolz thun und nicht aufbegehren. Ich weiß wohl, du hast Bekanntschaft mit der Creszenz. Such' dir dein Glück, wenn dir's gut geht, kannst sie ja holen. Hier aber lebst du in Unehr'.«
    »Wer sagt das? Wenn ihr's nicht wäret, Schultheiß, wenn mir das ein Anderer sagen thät, ich wollt' ihm weisen; wer kann mir was an meiner Ehr' anhaben?«
    »Kein Mensch, drum mach', daß du fortkommst.«
    »Ich kann aber nicht und will nicht.«
    »Wenn du kein Geld hast, ich will machen, daß man dir aus der Gemeindekasse Reisegeld gibt.«
    »Gucket, lieber bestehl' ich den Heiligen; lieber leg' ich meine Hand da auf den Block und hack' mir sie selber ab, eh' ich einen Bettel aus der Gemeindekass' in die Hand nähm'.«
    »Du steckst schon arg darin, du willst zehn Kegel schieben und sind doch nur neun aufgesetzt. Florian, Florian, bedenk', es gibt nicht nur ein Hist und Hott, es gibt auch einen Weg grad aus. Wenn du nicht viel verlangst, will ich dir das Reisegeld geben; ich schenk' dir's nicht, ich leih' dir's nur. An einem jungen Lumpen ist nur die Hälft' verloren, sagt man als, nimm mir's nicht übel.«
    Florian knirschte die Zähne über einander und sagte dann: »Ich hab' Euch um nichts angesprochen und ich thu' jetzt was ich will, es hat mich Keiner zu schimpfen.«
    »Meinetwegen, ich bin fertig, ich hab' dir nichts mehr zu sagen; wenn dich's aber gereut, darfst morgen noch einmal zu mir kommen. B'hüt dich Gott.«
    Er ging weg und ließ Florian stehen, der sich in seinem Tiefinnersten angegriffen fühlte. Ein lustig Lied pfeifend ging er dann hinab durch das Dorf, einem Jeden in's Antlitz schauend, als wollte er ihn fragen, ob er nicht allen Respekt vor ihm habe.
    Creszenz erfuhr nie etwas von der Unterredung mit dem Buchmaier, Florian selber suchte sich die Erinnerung aus dem Sinne zu schlagen.
     
11.
     
Florian hilft

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