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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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auch so halten können, das ist viel besser. Gelt, du bleibst jetzt aber auch da? Laß die Pfeif' beim Franzos und beim Teufel.«
    Unterdessen kamen die Kameraden zu Pferd, sie hatten sich mit Heugabeln bewaffnet und riefen: »Tapfer, Hansjörg, komm!«
    »Ich geh' nicht mit,« sagte der Hansjörg, das Kätherle im Arm haltend.
    »Was kriegen wir denn, wenn wir dein' Pfeif' wiederbringen?« fragte Fideli.
    »Sie ist Euer.«
    Die Beiden ritten wie im Sturme davon den Weg nach Empfingen, Hansjörg und Kätherle schauten ihnen nach. Dort, an der kleinen Anhöhe, wo die Lehmgrube für die Ziegelhütte ist, hatten sie die Marodörs fast eingeholt; als diese sich aber verfolgt sahen, machten sie keck kehrtum, schwenkten ihre Säbel, und der eine zielte noch mit einer Pistole. Als der Fideli und der Xaver das sahen, machten sie ebenfalls hurtig Kehrtum und waren schneller wieder da, als sie dort gewesen waren. –
    Von diesem Tage an that der Hansjörg keinen Zug mehr aus einer Pfeife. Vier Wochen später wurde er von der Kanzel herab mit dem Kätherle verkündet. –
    Eines Tages ging Hansjörg nach der Ziegelbütte; er war hinter dem Hause hergekommen, niemand hatte ihn gesehen; da hörte er drinnen das Kätherle mit jemand sprechen: »Also du kennst sie ganz genau?« fragte das Kätherle.
    »Warum soll ich sie nicht kennen?« erwiderte der Angeredete. Hansjörg erkannte an der Stimme das rothe Maierle, einen Handelsjuden. »Ich hab' ihn ja oft genug mit ihr gesehen. Er hat sie so gern gehabt, wie er dich hat, und wenn es gegangen wär', ich glaub', er hätt' sie geheirathet.«
    »Weißt du,« sagte Kätherle, »ich will nur sehen, wie er die Augen sperrangelweit aufreißen wird, wenn er sie an seiner Hochzeit wiedersieht. Ich kann mich also ganz gewiß darauf verlassen?«
    »So gewiß soll ich hunderttausend Gulden reich werden, sie muß da sein.«
    »Aber der Hansjörg darf nichts von ihr erfahren.«
    »Stumm wie ein Fisch!« erwiderte das rothe Maierle und ging davon.
    Hansjörg kam schüchtern zu Kätherle, er schämte sich zu gestehen, daß er gehorcht habe; als sie aber traulich bei einander saßen, sagte er: »Ich will dir's nur sagen, laß dir nichts vorschwätzen, es ist nicht wahr. Man hat mir einmal nachgesagt, ich hätt' Bekanntschaft mit der Adlerwirthsmagd, die jetzt in Rottweil dient: glaub du mir, es ist nicht wahr, ich bin ja damals noch in die Christenlehr' gegangen, es war nichts als Kinderei.«
    Das Kätherle that, als ob es ein gar großes Gewicht auf diesen Umstand lege, und der Hansjörg hatte viel zu thun, sich zu rechtfertigen. Er gab sich noch am Abend alle Mühe, das rothe Maierle auszuhorchen, aber das war »stumm wie ein Fisch«.
    Hansjörg hatte noch viele Rügen auszustehen und gewissermaßen durch das ganze Dorf Spießruten zu laufen. Das war nämlich so. Am Sonntage vor der Hochzeit gingen nach alter Sitte der Hansjörg und sein »Gespiel«, der Fideli, jeder mit einem rothen Bande um den Arm und einer rothen Schleife an dem dreieckigen Hute, von Haus zu Haus im ganzen Dorfe, und der »Hochzeiter« sagte folgenden Spruch: »Ihr sollet höflich eing'lade sein zur Hauzich am Zinstig (Hochzeit am Dienstag) im Adler. Wemmers (wenn wir's) wieder verdäue (vergelten) könnet, welle mer's au thoan (wollen wir's auch thun). Kommet au g'wiß. Vergesset's et. Kommet au g'wiß.« Darauf öffnete in jedem Hause die Frau die Schublade am Tisch, that Brod und Messer heraus und reichte es mit den Worten: »Schneidet au Brod.« Der Hochzeiter mußte nun ein Schnitzel Brod abschneiden und dasselbe mitnehmen. Hansjörg machte das Brodschneiden mit seinen vier Fingern etwas ungeschickt, und es that ihm wehe, wenn man in vielen Häusern mit gutmüthigem Spott zu ihm sagte: »Du dürftest eigentlich nicht heirathen, Hansjörg, denn du kannst mit deinem Stumpffinger doch nicht gut Brod schneiden.«
    Der Hansjörg war hochfroh, als diese Einladungen vorüber waren.
    Mit Singen und Jubeln wurde die Hochzeit gefeiert, nur durfte dabei nicht geschossen werden, denn seit dem Unglücke oder dem Muthwillen Hansjörgs war das strenge verboten.
    Am Hochzeitstische ging Alles lustig her. Gleich nach Tisch ging Kätherle hinaus in die Küche, es kam aber schnell wieder und hatte die uns wohlbekannte Pfeife im Munde – man konnte wirklich nicht unterscheiden, ob es die alte oder eine aufs Pünktchen hin ähnliche sei – das Kätherle that nun mit verzerrten Mienen wieder einige Züge aus der Pfeife und reichte sie dann

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