Schwarzwaelder Dorfgeschichten
Kupferschmiedin war siebzehn Jahr alt wie sie geheirathet hat. Sie hat damals noch nicht gewußt, was das zu bedeuten hat; sie hat's zu spät erfahren. Der Kupferschmied war ein schlechter Gesell und hat sein' Freud' dran gehabt, sie zu peinigen. Er ist fast den ganzen Tag bei uns in der Wirthsstub' gesessen und hat da gelumpt. Einmal hör' ich, wie er zum Doctor sagt: »Doctor, könnet Ihr mir nicht helfen? Mein' Frau liegt mir nicht recht und steht mir nicht recht.« »Warum? wo fehlts?« fragt der Doctor und der Schmied sagt: »Sie sollt' halt auf dem Kirchhof liegen und im Kirchenbuch stehen«. Alles hat gelacht, ich wär' gern hin und hätt' ihm den Kragen 'rumgedreht. Er muß mir so was angesehen haben und nimmt einen harten Thaler aus der Tasch', wirft ihn auf den Tisch und sagt: »Jakob, den kriegst du zum Trinkgeld, wenn du mir mein Weib abnimmst.« Ich hab' Angst vor mir selber bekommen, ich hab' nichts sagen können und bin 'naus in den Stall und hab' mir gewünscht, wenn ich nur ein Gaul wär' oder gestorben. Ich hab' mir heilig vorgenommen, gar nicht mehr nach der Kupferschmiedin umzuschauen; aber es ist nicht gangen. Am Sonntag drauf kommt gegen Abend eine Extrapost, ich spann' an und fahr' mit fort. Es waren zwei prächtige Leutle drin, ein junges Ehepaar, und die haben sich so gern gehabt und sie hat immer gewollt, er soll rauchen, und er hat gesagt, es sei ihm so feierlich zu Muth, er könn' jetzt nicht; und da haben sie die Handschuh' auszogen und haben sich die Hand geben, und er hat ihre Hand an den Backen gehalten und sie sind still gewesen. – Ich hab' schon seit vielen Tagen nichts weiter als das Signal blasen, und jetzt war mir's, wie wenn mir Einer das Posthorn an den Mund legt' und ich hab' aufgespielt, daß es eine Art gehabt hat, und wie ich absetz', haben die beiden Eheleut' in die Händ' klatscht und haben sich nachher küßt. Wie wir den Berg oben sind und die Sonn' ist drüben so schön untergangen, da sagt er wieder: ich soll noch ein Stückle blasen, und ich hab's gethan, und hab' nicht mehr aufgehört, bis wir auf der Station waren, und da hab' ich einen harten Kronenthaler Trinkgeld bekommen. Ich füttre nun und mach' mich auf den Heimweg, die beiden Leutle grüßen noch zum Fenster heraus und Sie ist noch schöner ohne Hut. Ich bin fast immer die Steig' hinauf neben meinen Gäul gangen, aber heut waren mir die Stiefel wie Centnerstein' an den Füßen. Es war mir, wie wenn ich im tiefen Wasser ging'; ich hab' mich nicht regen können. Mein Sattelgaul guckt mich verwundert an, wie ich jetzt schon aufsteig'. In Steinsfeld ist Kirchweih. Ich bind' meine Gäul am Haus an und geh auch 'nauf zum Tanz. Der Kupferschmied ist auch da und thut wie ein lediger Bursch; ich hab' mich aber nicht viel um ihn bekümmert und hab' mich in eine andere Stub' gesetzt. Heut zum Erstenmal hab' ichs gespürt, daß ich viel geblasen hab', ein Schoppen langt nicht; ich trink' mehr, ich hab' ja auch mehr als dreifaches Trinkgeld. Jetzt bin ich grausam traurig geworden. Da sind die Burschen alle und Jeder hat seinen Schatz und Jeder darf ihn zeigen, und ich – ich hätt' mir gern in's Gesicht geschlagen. Ich hab' mein Schicksal verflucht und hab' mir vorgenommen, die Sach' zu ändern und wenn ich meinen Dienst aufgeben muß. Es ist schon gegen zwölfe, wie ich heim reit', und die Bäum' am Weg haben tanzt, und die Stern' haben mich wie zum Spott anblinzelt und ich hab' an die beiden Eheleute dacht und an daheim und an Alles, und der Kopf hat mir geturmelt und mein Horn hat auch den Teufel im Leib und will nimmer. Wie ich in den Wald komm', da geht der Kupferschmied am Weg; ich nehm' mein' Peitsch und thu' ein Fitzerle nach ihm, nur zum Spaß, er aber schimpft was er vermag und geht auf mich los. Ich 'runter, ihn tüchtig durchklopfen und in den Graben schmeißen: das war Alles eins.
Meine Gäul', die sonst ruhig stehen bleiben wie die Lämmer, waren davongegangen, ich muß ihnen schnell nach und hol' sie richtig ein, dort wo's wieder den »Stich« hinaufgeht. Tags darauf hör' ich, daß der Kupferschmied krank im Bett liegt, er sei auf einen Stein gefallen und sei die ganze Nacht mit den Füßen im Wasser gelegen. Jetzt ist mir's doch bang worden und ich hab' dacht, das wär' nun die best' Zeit, um auf und davon zu gehen; aber der Teufel hat mich am Narrenseil gehabt und hat mir allerlei vorgemacht. Der Schmied hat scheint's die Sach' von Anfang nicht bekennen wollen. Samstag Morgens hat mich der Schütz
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