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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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mit sich handeln. Wir nehmen unser Vieh wieder heim, es ist mir so lieb wie baar Geld.«
    Der Schäfer nickte, in seinem gerötheten Antlitze, das von einem langen zottigen Backenbarte eingefaßt war, zuckte es; er ging davon, wobei man ein Hinken am rechten Fuße bemerkte.
    Diethelm streichelte die Rappen und lobte sie, daß ihnen trotz des scharfen Fahrens kein Haar krumm geworden sei, er ließ sie deßhalb nicht sogleich nach dem Stall bringen, sondern hielt sie noch auf, bis sich immer mehr Bekannte sammelten, die sein »Baronen-Fuhrwerk« lobten und theils geradezu, theils auf Umwegen seinen Reichthum hervorhoben. Diethelm hielt die Hand auf den Sattelgaul gelegt, er war im Stehen kleiner, als er auf dem Wagen erschienen war, er maß kaum etwas mehr als sechzehn Faust, wie die Rappen, und war auch so wohlgenährt und breit wie sie. Er vernahm nun, wie das immer geht, von schlechten Marktaussichten, das Ausgebot sei groß und die Nachfrage gering, daß Händler und Fabrikanten den Preis sehr drückten und überhaupt baar Geld sehr knapp sei, weil Alles auf Zeit kaufen wolle.
    »Dann verkauf' ich gar nicht und kauf' selber,« erwiderte Diethelm und schlug sich dabei auf den Bauch, um den er eine umfangreiche leere Geldgurt geschnallt hatte. Mehrere boten ihm nun sogleich Wolle und Schafe an, aber er lehnte für jetzt noch ab, und als man ihn aufforderte, mit in die Stube zu gehen, schien er sich schwer von seinem Gefährte zu trennen und aus seinen Mienen sprach nur halb der ihn bewegende Gedanke: »So wie man geht und steht, herumlaufen, das hat kein Ansehen, da ist man wie jeder Hergelaufene; ich wollt', ich könnt' mit meinen Rappen und meinem Kütschle in den Stuben herumfahren, da zeigt sich doch auch gleich, wer man ist.« Es war ein seltsames Lächeln, mit dem endlich Diethelm die Rappen in den Stall schickte. Die stattliche Rotte, die ihn umgab, konnte er mit Fug als sein Geleite betrachten und waren auch verkommene Leute darunter, ehemalige Schafhalter, die jetzt als Unterhändler dienten, Schmarotzer, deren ganzes Marktgeschäft im Erhaschen eines Freitrunkes bestand: bah! große Männer haben immer auch solche in ihrem Geleite, und Diethelm schritt an der Spitze seines Trosses breitspurig einher.
    Der Reppenberger, ein hagerer Bauer im zertragenen blauen Kittel, mit einem schmutzigen Wochenbarte auf dem listigen Gesichte, war ehemals selbst wohlhabend gewesen, hatte sich im Schafhandel »verspekulirt« und war jetzt der gewandteste Unterhändler. Dieser wollte sich an die Seite Diethelms drängen; er bot ihm eine Prise aus seiner großen birkenrindenen Dose und wollte ihm allerlei mittheilen, aber Diethelm vertröstete ihn mit herrischer Miene auf später und zog den Schultheiß von Rellinghausen, einen mehr ebenbürtigen Genossen an sich, und so trat er in die Wirthsstube, wo jetzt im halben Morgen schon voller Mittag gehalten wurde; denn an langer Tafel und an Seitentischen saßen Männer und Frauen und erlabten sich an Sauerkraut und Speck und gedeihlichem Unterländer Wein, und was sie nicht aufspeisten, wickelten sie in ein daneben gelegtes Papier und steckten es zu sich. Da und dort war auch der Tisch zu einer Rechentafel geworden, und mit Kreide wurde der Erlös zusammengerechnet, denn es war schon Mehreres verkauft. Mancher vollgestopfte Mund nickte Diethelm zu, und manche Hand legte die Gabel weg und streckte sich ihm entgegen.
    »Je später der Markt, je schöner die Leut',« rief ein Weißkopf Diethelm zu.
    »Kommst spät.«
    »Bist alleine oder hast die Frau bei dir?«
    »Ist das zimpfere Mädle dein' Fränz?« (Franziska.)
    Solche und viele andere Anreden bestürmten Diethelm von allen Seiten, und manche Gabel deutete nach ihm, und mancher Kopf drehte sich um, denn die, die ihn kannten, zeigten ihn den Fremden, und eine Weile war alle Aufmerksamkeit nach ihm gerichtet. Erregte der Duft der Speisen einen ungeahnten Hunger, so gab dieses allgemeine Ansehen eine andere Sättigung. Eine Kellnerin fragte Diethelm nach altem Brauch, was er befehle; aber die Wirthin, die eben durch die Stube ging, schnitt ihr das Wort ab und sagte:
    »Der Herr Diethelm sitzt in die Herrenstube, der Advokat Rothmann sind auch schon drüben und unterhalten sich mit der Fränz.«
    »Die Fränz soll da herein kommen,« entgegnete Diethelm und so laut, daß es Alle hören konnten, »wenn der Advokat Rothmann was von mir will, kann er zu mir kommen; ich lauf' ihm nicht nach, ich hab', Gottlob! nichts mit ihm. Ich bleib'

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