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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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da unter Meinesgleichen.«
    Man sprach davon, daß es einen harten Wahlkampf geben werde, wenn Diethelm gegen den Rothmann als Mitwerber um die Abgeordnetenstelle auftrete; Diethelm lehnte mit halber Miene jede Bewerbung ab, und stimmte selber in das Lob Rothmanns ein, der als »fadengrader« Ehrenmann gepriesen und oft bei seinem Beinamen »der Schweizertell« genannt wurde, denn er hatte nicht nur zweimal auf dem eidgenössischen Freischießen den Preis gewonnen, sondern stand überhaupt in vielfachem Verkehr mit dem benachbarten Freistaate und war selber ein Charakter als wäre er in der Republik aufgewachsen, schlicht, derb und unverbogen bei aller gelehrten Bildung.
    Als er jetzt in die äußere Stube trat und seine hagere hohe Figur Alle überragte, ging ihm Diethelm zuerst entgegen und reichte ihm die Hand, worauf fast alle Anwesenden nacheinander ihm zutranken.
    Der Reppenberger kam hastig, klopfte Diethelm auf die Schulter und sagte ihm in's Ohr: man rede schon überall davon, daß der Diethelm einkaufen wolle, und just heute ließe sich ein gutes Geschäft machen. Der Krebssteinbauer da hinten aus dem Lenninger Thal, der dort an der Ecke sitze, den müsse man zuerst einfangen; er mache die Andern kopfscheu und sprenge aus, der Diethelm thäte nur so als wenn er einkaufen wolle, der habe gewiß schon verkauft und stecke mit den Händlern unter Einer Decke, und man könne überhaupt nicht wissen, was der vorhabe; der Steinbauer werde aber schon einen geringeren Preis angeben, als wofür man abgekauft habe, wenn er nur baar Geld kriege, dafür wolle er schon als Unterhändler sorgen.
    Diethelm sah dem Reppenberger steif in's Gesicht, als müßte er herausgraben, was er von ihm denke; schnell sagte er aber ganz laut:
    »Es ist nur Spaß, daß ich einkaufen will, das Futter ist klemm und ich brauch' Geld, ich hab's nicht in Säcken stehen wie Ihr meint.«
    Alles widersprach und schalt zutraulich auf ihn, daß so ein Mann sage, er brauche Geld; man wisse ja, daß er Capitale ausstehen habe, mehr als seinen Schuldnern lieb sei.
     
Zweites Kapitel.
     
    Diethelm ging lächelnd die Stube auf und ab, sein Kleinthun hatte mehr genützt als alle Prahlerei; er blieb bei dem Steinbauer stehen, gab ihm einen derben Schlag auf den Buckel und sagte:
    »Wie, Steinbauer, kennst mich noch?«
    »Freilich, grüß Gott. Ich hab' nur warten wollen, bis ich gessen hab.«
    »Ruck ein bisle zusammen, ich will mich zu dir setzen. Fränz, da komm her.«
    »Ist das die Tochter?« fragte der Steinbauer, etwas verwirrt an die Seite rückend; er erinnerte sich nicht, daß er sich mit Diethelm duzte.
    »Wenn du nicht so altbacken wärst, könntest sie heirathen,« entgegnete Diethelm. Der Krebssteinbauer grinste nun gar seltsam und schwieg, er war überhaupt kein Freund vom vielen Reden und vorab beim Essen. Nur Einmal wendete er sich um und auf das Haupt Diethelms deutend, sagte er: »Auch grau geworden seit dem letzten Jahr.«
    »Ja, der Esel kommt heraus,« sagte Diethelm lachend, aber der Steinbauer ließ sich nicht zu der doch rechtmäßig erwarteten höflichen Entgegnung herbei; er aß ruhig weiter, als hätte er Nichts gesagt und Nichts gehört.
    Diethelm kannte die hinterhältige und selbst mit Worten karge Weise dieses Mannes wohl, und doch klammerte er sich an ihn und that gar zutraulich. Der Steinbauer ließ sich das gefallen, aber mit einer Miene, in der der Ausdruck lag: mein Geldbeutel ist fest zu, mir schwäzt Keiner einen Kreuzer heraus, wenn ich nicht mag.
    Als Diethelm sich einen Schoppen Batzenwein bestellte, schaute der Steinbauer nur flüchtig nach ihm um, aber er sprach kein Wort der Verwunderung und des Lobes über die Sparsamkeit Diethelms und diesem erschien solch ein Benehmen noch saurer als der ungewohnte Halskratzer. Diese in sich vermauerte Natur des Steinbauern, der über Thun und Lassen Anderer kein Wort verlor und selber that, was ihm gutdünkte, ohne umzuschauen, was man dazu denke oder sage; diese verschlossene Sicherheit, die ihr Benehmen nicht änderte und, von hundert Augen bemerkt dieselbe blieb wie daheim auf dem einödigen Hofe, – Alles das erkannte Diethelm als Gegensatz und es reizte nothwendig sein herausforderndes Gebaren zum Kampfe. Er mochte aber den Steinbauern anzapfen wie er wollte, höchstens ein Freilich, ein Jawohl oder ein kopfschüttelndes Verneinen war aus ihm heraus zu bringen. Als Diethelm fragte, ob er auf des Steinbauern Stimme zählen könne, wenn er sich um die

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