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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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Buchenberg gekommen sei und wie er jetzt auftrete, und noch höher hinaus müsse. »Und Alles nur für dich und für die Meinigen in Letzweiler,« schloß er und redete nun Fränz in's Gewissen, daß sie den Schäfer Munde, der jetzt daheim gewiß auf sie warte, ein- für allemal aufgeben müsse. Fränz erklärte sich hiezu bereitwillig, sie spottete über die Liebschaft mit Munde als über ein Kinderspiel, nannte ihn ein an Pfennigwirthschaft gewöhntes Schäferle und sagte geradezu, daß sie nur noch in reichen Verhältnissen leben und sich nicht abplagen möge, wie eine Viehmagd.
    An der sogenannten kalten Herberge auf der Anhöhe standen noch drei beladene Wollwagen. Diethelm stieg ab und hörte, daß diese Fuhren für ihn seien; er ließ nun den Fuhrleuten auftischen nach Herzenslust, beschenkte die Armen und Wanderburschen, die sich wie gerufen eingestellt hatten und geberdete sich überhaupt, als ob er einen großen Schatz gefunden und Geld für ihn gar keinen Werth habe. Er freute sich des dankenden Lobes von den Fuhrleuten und horchte aus dem Verschlage hinaus nach der großen Stube, denn er wußte wohl, daß die Leute dort den Ruf im Lande machen. Es war aber nicht allein dieser Ruhm, der ihn erfreute: er hatte seine Lust an der Freigebigkeit selbst; dieses Aufleben der Beschenkten durch die Gabe, dieses Erleuchten des Antlitzes gleich dem glänzenden Aufsprossen einer Pflanze nach erfrischendem Regen, das that ihm im Innersten wohl.
    Sinnliche Naturen, das heißt solche, die mit mächtigen Trieben ausgestattet sind, neigen auch leicht zu Freigebigkeit und Wohlthätigkeit: das Mitgefühl ist rasch erregbar und jener dunkle Zusammenhang mit der Außenwelt offenbart sich in Leid und Lust. Was man die Gutherzigkeit nennt und mit Recht hoch hält, wird durch solchen Ursprung nicht aufgelöst, die Sonne freier Erkenntniß färbt die Frucht, der aus dunklem Grunde der Saft zuströmt.
    Diethelm empfand eine wahre Glückseligkeit in der Anschauung und in dem Gedanken, wie Viele er labte und erquickte.
    Der Wein mundete vortrefflich, und da einmal aus Versehen ausgespannt war und die Frau zu Hause gewiß kein Essen bereitet hatte, ließ es sich Diethelm, trotzdem es noch so früh am Tag war, trefflich schmecken; zankte nun die Frau daheim, so hatte er doch vorgesorgt und der Wein gab Muth zu Allem. Der Wirth äußerte in redseliger Weise seine Freude über die Einkehr Diethelms und erzählte, wie es ihn schon lang verdrossen habe, daß er immer ohne anzukehren vorübergefahren sei. »Freilich,« setzte er hinzu, »früher hat das Haus kein Ansehen gehabt, aber jetzt, seit ich neu gebaut habe, besuchen mich die Herrschaften aus der Stadt.«
    »Hast deswegen neugebaut?«
    »Nein, ich hab' müssen, ich bin ja abgebrannt.«
    »So?« sagte Diethelm und stürzte ein volles Glas hinab. »Bist versichert gewesen?«
    »Darüber könnt' ich nicht klagen, der Kaufmann Gäbler auf dem Markt hat mir den Schemel unterm Tisch vergütet.«
    Diethelm schwieg während der weitläufigen Erzählung von dem Brand und dem Neubau. Er hörte mißtrauisch die ganze Darlegung von der Anklage auf Brandstiftung und der vollkommenen Freisprechung von derselben, und so heiter er in das Wirthshaus eingetreten war, ebenso mißmuthig verließ er dasselbe: der Mann und alle seine Habe, alle die Tische, Stühle, Thüren erschienen ihm so verbrecherisch, das ganze Haus so unheimlich, als spräche aus jedem Stein und Balken das Verbrechen, das es gegründet haben sollte.
    Als flöhe er vor einer verzauberten Behausung, die ihn festbannen wolle, machte sich Diethelm davon und die Leute schauten ihm verwundert nach, als er in gestrecktem Galopp über die Hochebene davon jagte.
    Als es wieder bergab ging, hemmte Diethelm kein Rad und die Rappen stemmten sich rechts und links und Diethelm fuhr immer hin und her, um dadurch eine Schlängelung des Wagens zu gewinnen; da krachte es plötzlich, der Sattelgaul stürzte und riß Diethelm mit sich vom Wagen herab, daß Fränz laut aufschrie. Herbeieilende Wegknechte halfen bald wieder auf, Diethelm hatte sich nicht beschädigt, nur hinkte er am linken Fuß. Die zerbrochene Deichsel wurde zusammengebunden, und die wild gewordenen Pferde an der Hand führend, ging Diethelm mit der Fränz neben ihnen her. Eine gute Strecke gingen sie lautlos dahin, jetzt hielt Diethelm an, nahm seufzend den Hut ab, seine Haare schienen in der That seit zwei Tagen sehr gebleicht zu haben und an das staubbedeckte Pferd gelehnt, sagte

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