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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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recht im Sinn gehabt; nur that er jetzt, als ob er damit seinen liebsten Wunsch opfere.
    Fränz bestürmte den Vater, sie, wie er versprochen, nach der Stadt zu bringen; die Mutter aber widersetzte sich unnachgiebig diesem Vorhaben. Fränz schwieg und that, als ob sie nicht mehr daran dächte; je mehr es aber Herbst wurde, im Dorfe die Dreschzeit begann und die Wege so grundlos wurden, daß man oft ganze Wochen kaum in's Dorf hinab kam, um so mächtiger wurde die Sehnsucht der Fränz nach dem Stadtleben; sie war wie ein Wandervogel, der gewaltsam zurückgehalten wird vom Zuge. Trotz des Widerspruchs der Mutter wußte sie es dahin zu bringen, daß sie den Vater auf einer Fahrt nach der Amtsstadt begleiten durfte, und als Diethelm hier nicht, wie er gehofft hatte, Kauflustige für seine Vorräthe fand, ward es ihr nicht schwer, ihn zu bestimmen, mit ihr nach der Hauptstadt zu fahren. Wie ein Vogel, der angstvoll von Zweig zu Zweig hüpft, bald ausschaut, bald ruft: so wanderte hier Diethelm hin und her und verstand sich endlich zu dem schweren Entschluß, selber Anerbietungen zu machen und durch Zwischenhändler verbreiten zu lassen. Der Erfolg war aber ein geringer. Diethelm brachte nichts mit nach Hause als Aussichten auf den Verkauf der Staatspapiere, die er zu einem sehr niedrigen Tagespreis abgeben sollte; Fränz aber brachte er nicht wieder, denn sie blieb im Rautenkranz, in dem Wirthshause, wo Diethelm stets seine Einkehr hatte, um hier die Koch- und größere Wirthschaftskunst zu erlernen.
    In Buchenberg ging es nun gar still her, wenn nicht dann und wann Fuhren mit Heu ankamen, von dem immer neue Vorräthe zur Ueberwinterung der Schafe gekauft werden mußten. Diethelm hatte eine wahre Kaufwuth; wo nur irgend etwas zu haben war, eignete er sich's an, bezahlte Anfangs baar, gerieth aber auch nach und nach in's Borgen und behaftete sich mit einer Unzahl sogenannter kleiner Klettenschulden, so daß das einsame Haus von Drängern aller Art überlaufen wurde, die besonders die bekümmerte Frau peinigten; denn Diethelm blieb jetzt mehr als je und ganz ohne Grund tagelang aus dem Hause, nur um der Anschauung des auf ihn hereinbrechenden großen Unglücks und den kleinen Bedrängnissen zu entgehen. Er ärgerte sich jetzt über viele Menschen und sah erst jetzt, wie er es hatte geschehen lassen, daß er von Jedem ausgeraubt wurde, der etwas an ihn zu fordern hatte. Menschen, die ihm sonst brav und rechtschaffen erschienen waren, erkannte er nun in ihrer offenkundigen Schlechtigkeit und hatte vielerlei Streit und Gerichtsgänge. Noch böser hatte es Martha daheim. Leute, die sie sonst nicht lang bei sich geduldet hätte, saßen jetzt oft tagelang auf der Ofenbank, denn sie ließen sich nicht damit abweisen, daß Diethelm nicht zu Hause sei; sie wollten seine Rückkunft abwarten und Martha, die vor Zorn und Kummer fast vergehen wollte, mußte noch freundlich thun, mußte diesen Leuten zu essen und zu trinken geben und sich fast entschuldigen, wenn sie etwas für sich bereitete, denn sie sah nicht undeutlich die höhnisch frechen Blicke, als ob sie vom Eigenthum fremder Menschen lebte. Sie fürchtete sich, die Stube zu verlassen, denn sie wußte, wie hinter ihrem Rücken über den Verfall dieses Hauses gesprochen wurde und wie bald die Kunde hievon landauf und landab sich ausbreiten würde. Oft war es Martha, als sollte sie das ganze Haus mit Allem, was darin ist verlassen und davon rennen; es war ja himmelschreiend, wie ihr einziges Kind sie so heimtückisch verlassen hatte und wie ihr Mann sie dem Elende und der Schande preisgab, während er lustig lebte. Dennoch war sie wie festgebannt an das Haus und endlich griff sie ihren letzten Hort an: es war dieß eine nicht unbeträchtliche Summe, die sie verborgen hatte und die man erst nach ihrem Tode hatte finden sollen. Mit dieser erledigte sie sich nun der Klettenschulden und Diethelm war bei seiner Heimkehr überaus wohlgemuth, als er solches vernahm. Als sie ihm den Rest übergab, sagte sie:
    »Nur um Gottes willen keine Schulden. Schau, wenn so Gläubiger über Einen kommen, ist's grad wie beim Dreschen. Anfangs, wenn die Dreschflegel auf die volle Spreite fallen, da geht's langsam, und man hört's nur wenig, je leerer aber das Korn wird, da geht's immer lauter und schneller. Verstehst mich?«
    »Wohl, du bist gescheit. Aber hast nicht noch mehr so geheime Bündel?«
    Martha verneinte, Diethelm aber glaubte es ihr nicht und war wieder voll Liebe gegen sie, wie in der

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