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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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Metzger, mit dem Diethelm vorgestern nicht handelseins werden konnte, kam gerade den Hügel heran, hatte allerlei Ausreden, wie er zufällig daher komme und begann nochmals einen geringen Kaufpreis anzubieten, aber Diethelm war klug genug, die Kauflust des Metzgers zu ersehen und sagte stolz und fest: wenn nichts mehr geredet werde, halte er sein Wort, und bleibe es bei dem auf dem Markte Besprochenen, wo nicht, wenn er nicht bevor die Heerde den Berg hinab ist in die Hand einschlage, verlange er für jeden Hammel einen Gulden mehr. Der Metzger schlug ein und Diethelm hatte schon am frühen Morgen dreihundert Hammel verkauft und dabei eine namhafte Summe gewonnen. Diethelm ging mit dem Metzger in's Feld und übergab ihm die gesondert gehaltene Heerde, die sogleich nach der Hauptstadt getrieben wurde, und eben als er noch im Wirthshaus saß und dort die baare Bezahlung empfing, kam ein Wagen angefahren und in die Stube trat bald darauf der Kaufmann Gäbler mit noch zwei Männern, die Diethelm als die Oberfeuerschau vorgestellt wurden. Diethelm war sichtlich betroffen, aber schnell sagte er mit Entschiedenheit: daß er es mit dem Versichern nicht so ernst gemeint habe, sein Haus läge so einödig und er könne schon selber jede Feuersgefahr abwenden und sei überhaupt entschlossen, die erworbenen Vorräthe bald wieder loszuschlagen. Der Kaufmann Gäbler widersprach heftig und die Feuerschaumänner, der Metzger und selbst der Waldhornwirth redeten Diethelm zu, er möge doch versichern, da sei man für alle Gefahren geborgen und der Zins sei so gering. Gäbler faßte schnell den Waldhornwirth beim Wort und hatte ihn bald gewonnen. Während nun die Fahrniß im Wirthshaus aufgenommen wurde, eilte Diethelm heim um seine Frau gütlich vorzubereiten. Er übergab ihr zuerst das eingenommene Geld für die Hammel und zeigte ihr zum Erstenmal in seiner rothen Schreibtafel den Einkaufpreis und ließ sie den Gewinnst selber ausrechnen. Die Frau nickte zufrieden und verschloß eben das Geld in ihren Schrank, als Diethelm von der bald ankommenden Feuerschau und der Fahrnißversicherung sprach. Wie gewaltsam gepackt kehrte sich Martha um und sah ihrem Manne, der am Fenster stand, starr in's Gesicht, dann setzte sie sich rasch auf einen Stuhl, legte die Hände gefaltet in den Schooß und jammerte vor sich nieder: »Ist's soweit?«
    »Was meinst? Was hast?« fragte Diethelm.
    »Mußt du anzünden?« fragte Martha ohne aufzuschauen, und wild auffahrend erwiderte Diethelm:
    »Weib, daß du mich für so schlecht hältst, hätt' ich doch nie geglaubt. Guck, aber nein, du traust mir ja nicht auf's Wort. Guck, mich soll die Sonn', wie sie jetzt am Himmel steht, nie mehr bescheinen, nie mehr warm machen, wenn ich nur einen Gedanken an so was hab'.«
    Und plötzlich fühlte Diethelm, wie es ihm frostig den Rücken hinablief, als wären die Sonnenstrahlen auf Einmal eiskalt, er schaute sich um und verschloß lächelnd das Fenster, das er in der Heftigkeit aufgestoßen hatte, so daß durch die offen stehende Thür ein Luftzug strömte.
    »Verzeih mir, was ich gesagt hab', und glaub' mir, ich hab's nie gedacht,« sagte die Frau aufstehend, »ich will nur ein bisle Ordnung machen, daß nicht Alles so unters über sich aussieht, wenn die Herren kommen.«
    Rasch veränderte sich der leidmüthige Ausdruck ihres Gesichts, und es war leicht zu erkennen, daß sie mit Stolz daran dachte, welche Augen die fremden Herren machen würden, wenn sie über Kisten und Kasten kämen. Festen Schrittes verließ Martha die Stube.
    Diethelm stand wie gebannt an das Fenstersims gelehnt, er rieb sich die plötzlich so trocken und kalt gewordenen Hände, und fühlte mit Behagen, wie die Sonne ihm den Rücken durchwärmte. Durch seinen Sinn zog die gräßliche Anmuthung, die ihn auf dem Marktplatze in G. zum Erstenmale getroffen und niedergeworfen hatte, dann auf der kalten Herberge so verlockend und doch widerlich und jetzt daheim so vorwurfsvoll an ihn gekommen war. Wie kann nur ein Mensch daran denken und gar ihm solches zumuthen? Und doch – drängt ihn nicht Alles mit Gewalt dazu und ist das nicht die letzte Rettung, wenn er sich in seinen Aussichten betrogen und die Waare ihm auf dem Halse liegen bleibt?
    Diethelm war's, als ob die Mauer, daran er sich lehnte, plötzlich morsch würde und zurückwiche, und ein Schwindel erfaßte ihn wie gestern, als er oben in freier Luft zwischen Himmel und Erde schwebte. Diethelm schob die Ursache hievon auf die brennenden

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