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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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vernahm, welch eine unerhörte Kälte draußen sei, beklagte sie, daß ihr Vater dadurch abgehalten werden könne, sie zu holen. Gegen Abend kam Munde mit noch einem Soldaten und dessen Vater, einem Bauer aus Unterthailfingen, der seinen Sohn besucht hatte. Fränz that heute besonders freundlich gegen Munde, bat ihn um Aufträge an die Seinigen, da sie bald die Stadt verlasse.
    »Und du wirst jetzt noch einmal so reich,« sagte Munde.
    »Wie so? Hast du was gehört? Hat mein Vater verkauft?«
    »Das auch, aber dein' Stiefschwester, die Kohlenhofbäuerin, liegt im Sterben und da kriegst du Alles.«
    »Woher weißt das?« fragte Fränz.
    »Da der Peter von Unterthailfingen erzählt's, dein' Schwester wird schon gestorben sein.«
    Während Fränz sich noch mit der Schürze die Augen abrieb, trat ein Postschaffner vor Kälte heftig trappend ein. Es war ein ehemaliger Unteroffizier, den Munde kannte; er bot ihm nun das Glas zum Trinken an und der Schaffner sagte, sich den Bart wischend:
    »Weißt auch schon, des Diethelms Haus in Buchenberg ist abgebrannt?«
    »Herr Gott, unser Haus?« schrie Fränz in lauter Wehklage, und stieß im Umsichschlagen die Flasche vom Tisch, die klirrend auf den Boden fiel, so daß Alles im Zimmer sich nach ihr wendete. Munde sprang schnell auf und setzte die zitternde Fränz auf seinen Stuhl. Der Schaffner bedauerte seine Unvorsichtigkeit, da er nicht gewußt habe, daß das Diethelms Tochter sei. Fränz aber, leichenblaß und mit stierem Blick, wollte Näheres wissen. Der Schaffner hatte dies nur von einem Andern gehört, der am Morgen durch Buchenberg gefahren war und wußte weiter Nichts, als daß kein Mensch dabei verunglückt sei, nur einen Knecht, der das Haus angezündet habe, suche man noch vergebens. Alles versammelte sich nun um Fränz und tröstete sie; ja man wollte ihr sogar die ganze Sache ausreden, es sei vielleicht gar nicht wahr und dergleichen mehr. Fränz aber war rasch entschlossen, sie wollte augenblicklich heim; sie faßte beide Hände des Munde und bat ihn, ihr zu helfen, daß sie fortkäme, sie jammerte um ihren Vater und ihre Mutter und klagte sich selber an, daß sie von ihnen fortgegangen sei, es seien gewiß Alle verbrannt, und man sage es ihr nicht. Die Wirthin wollte sie beruhigen und ihr solch wildes Rasen ausreden, aber Fränz stieß sie heftig von sich.
    »Munde, du bist dein Lebtag gut zu mir gewesen, ich bitt' dich Munde, guter Munde, hilf mir, daß ich fortkomm',« rief sie immer laut weinend, und Munde selber weinte mit und versprach Alles zu thun. Der Schaffner sah auf seine Uhr und sagte: durch Buchenberg gehe erst Morgen wieder ein Eilwagen, in einer Stunde aber gehe ein anderer nach G. ab, und von dort aus könne Fränz leicht nach Buchenberg kommen. Fränz eilte schnell auf ihre Kammer, holte ihre Kleider, und trotz aller Einrede, daß sie doch den Abgang des Wagens im Haus abwarten möge, blieb sie nicht und ging, von Munde allein begleitet, nach dem Posthofe.
    Wie träge schlug hier die Uhr, Fränz wollte fast vergehen vor Hast und Verzweiflung, und Munde, der sie gar nicht beruhigen konnte, sagte fast unwillkürlich:
    »Wenn ich nur den bösen Gedanken aus dem Kopf bringen könnt'!«
    »Was? Was hast?« fragte Fränz, ihn am Arme fassend. Munde sagte, daß es Nichts sei, und er könne es nicht sagen, es sei schlecht und sie solle es ja nicht glauben, aber er sag's ihr nicht.
    Nun drang Fränz immer heftiger in ihn und schwur, ihr Leben lang ihn nicht mehr anzusehen, wenn er nicht mittheile, was er im Sinne habe. Da sagte Munde:
    »Es ist einfältig, es wäre besser gewesen, ich hätt' dir gar nicht gesagt, daß ich was weiß. Aber ich seh' schon, ich komm' so nicht mehr los. Schwörst du mir, es nicht zu glauben und keinen Haß auf mich zu werfen und mich gern zu haben, wenn ich dir's sag'? Nein, nein, ich kann auch so nicht, ich bring's nicht auf die Zung', nie.«
    »Ich schwör' dir Alles, ich bitt' dich, lieber lieber Munde, ich hab' dich so lieb, ich bitt' dich, sag' mir's, was ist? Was weißt?«
    »Es ist eigentlich dumm, und du könntest meinen, Wunder was es wär', drum will ich's sagen, aber du darfst's nicht glauben.«
    »Nein; aber sag's.«
    »Mein Medard hat einmal im Rausch gesagt, dein Vater woll' das Haus anzünden. Das ist Alles. Nicht wahr, du glaubst's nicht? Ich bitt' dich nur, gieb mir gleich Nachricht, wie es den Meinigen geht. Wenn ich Urlaub bekomm', komm' ich morgen nach. Was hast? Warum redest denn nicht? Steh' doch

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