Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
Vom Netzwerk:
Einkaufen. Ich will dir zeigen, wer die Geißel in der Hand hat.«
    »Schwäher,« kreischte Munde heißer vor Wuth und ballte beide Fäuste, »Schwäher, redet anders oder ich ...«
    »Weg da, führ' die Rappen in den Stall und red' kein Wort mehr.«
    »Ich will nichts von deinem Brandgeld, nichts von deinen Sachen, du bist unter'm Galgen weggelaufen, aber du bleibst doch noch einmal dran hängen. Lasset mich los,« schrie Munde, den seine Kameraden festhielten, daß er nicht auf Diethelm eindrang.
    Eine große Menge Menschen hatte sich um die Streitenden versammelt, Diethelm hatte sich rasch entfernt, Munde riß sich von seinen Kameraden los und mit geballten Fäusten und schäumendem Munde eilte er nach dem Rautenkranz: Fränz mußte ihm Genugthuung verschaffen für die unerhörte Schmach, die ihm der Vater angethan, und dann mußte sie noch zur Strafe ihren Vater verlassen, Nichts von seinem Sündengute annehmen, er wollte Tag und Nacht arbeiten, um sein Brod in Ehren zu verdienen. – Als er in die Wirthsstube trat, sah er Fränz, die Hand in Hand neben dem Rauthenwirthssohne am Tisch saß. Sie heftig schüttelnd, fuhr er auf:
    »Lumpenpack! Hundebagage seid ihr Alle. Da sitzst du bei einem Andern, derweil dein Vater mich vor aller Welt beschimpft.« Der Zorn gab ihm plötzlich höllische Gedanken ein und er fuhr fort: »Du hast mich aufgestiftet, ich soll deinem Brandstifter-Vater Widerpart thun und ihn hast du aufgestiftet, daß er mich beschimpfen soll, damit du mich los wirst. Du hast schon einen Andern. Jetzt seh' ich, du bist das schlechteste – ich kann's gar nicht sagen was. Aber warte nur, du hast mir selber gesagt, was du von deinem Vater weißt. Verflucht ist dein ganzes Haus. Ich will nur so lang leben, bis du mit deinen Kindern vor meiner Thür um Brod bettelst. Ich bin froh, daß ich nimmer so schlecht bin und von eurem Sündengut was mag. Fresset's allein und ersticket dran.«
    Fränz stieß den Munde weit von sich und er stürmte fort die Stadt hinaus der Heimath zu. –
    So unverhofft als die Verlobung geknüpft war, ebenso sollte sie auch zerrissen werden.
    Mit dem Abschied vom Militär hatte Munde heimkehren wollen, jetzt rannte er dahin wie aus der Welt verstoßen, er wußte gar nicht, wohin er sich wenden sollte. Die blüthenduftigen Bäume standen so still selig im Sonnenschein und ließen die Bienen in ihren Blüthenkelchen sich erlaben, die Vögel sangen so wonnig und Alles freute sich des Daseins, nur sein Herz war zum Tode betrübt. Stundenlang war er unaufhaltsam gerannt, immer vor sich hin fluchend und Alles verwünschend; als er jetzt durch das Dorf Breitlingen schritt, stand er vor dem Wirthshaus still, suchte in allen Taschen nach Geld und fand in der That keinen Heller; mit einem selbstverachtenden Lachen schritt er weiter und legte sich draußen vor dem Dorf unter einen blühenden Birnbaum am Wegrain. Beim Niederlegen gedachte er der schönen Kleider, die er anhatte, und er schämte sich derselben, sie waren von Diethelms Geld und Fränz hatte sie ihm gegeben. Er wollte nur noch heim, den Brandstiftern die Kleider mitsammt der Trau (Verlobungsgeschenk) schicken und dann fort, weit fort.
    Die Bienen summten und schwirrten im Baume und Munde spielte mit dem Brautring, den er vom Finger gezogen und ein abgerissener Klang aus dem alten Liede vom Teufel, der die untreue Braut holt, zog Munde durch den Sinn:
     
    So komm nur her, du schöne Braut,
    Du hast deinen Himmel in die Hölle gebaut.
     
    Er nahm sie bei der linken Hand
    Und führte sie in den feurigen Tanz ...
     
    Bald aber hörte Munde weder eine Stimme im Innern noch etwas um sich her.
     
Fußnoten
     
    1 Mick nennt man den neuen Ersatz des Radschuhs, wo man vermittelst einer zugedrehten Walze die Räder hemmt. Es ist erfreulich, daß das Volk die durch das Maschinenwesen eingeschleppten Benennungen sich erfinderisch mundgerecht macht. Das Wort Mick ist eine Zusammenziehung von Mechanique. Wäre es aus der Analogie von Bremse entstanden, müßte es im Oberdeutschen wenigstens Muck heißen.
     
     
Fünfundzwanzigstes Kapitel.
    Die beiden Rappen waren zu großer Verwirrung los und ledig auf dem Markt umhergelaufen, der Schmied von Buchenberg, der ein Pferd eingekauft hatte und eben davon reiten wollte fing sie ein und brachte sie dem Diethelm, der darob ganz verwundert schien; er übergab dem Reppenberger die Pferde um sie nachzubringen und eilte voraus durch Nebengäßchen und Durchhäuser nach dem Rautenkranz. Als er

Weitere Kostenlose Bücher