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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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klug zu sein, die paar Jahre noch den Diethelm den Herrn spielen zu lassen, sagte er:
    »Ich bin nicht klug und will nicht reich sein.«
    Die ganze Nacht hindurch rastete man nicht, und bald saß der Eine, bald der Andere zu Pferde.
    Es war bald Mittag, als man sich Buchenberg näherte. Es hatte hier im Oberlande geregnet, und Blüthen und Blätter waren an den Bäumen hervorgebrochen, so plötzlich wie ein bereit gehaltenes Feuerwerk, das nur des zündenden Funkens wartet.
    Munde war ganz ausgehungert, denn er hatte sich geschämt, dem Schmied zu bekennen, daß er keinen Heller Geld bei sich habe.
    Als er in die väterliche Stube eintrat, rief ihm der alte Schäferle, die Pfeife im Mund haltend, vom Bette herab zu:
    »Grüß' Gott Munde, ich weiß wie's dir gangen ist. Komm her, gieb mir die Hand.«
    So zutraulich war der Vater seit lange nicht gewesen und die Hand reichend sagte Munde:
    »Was wisset Ihr? Von wem? Sind schon Marktleute vor uns angekommen?«
    »Kein Mensch. Ich weiß es von mir. Du hast mit dem Mordbrenner Händel gehabt. Ich weiß das so gewiß, als wenn ich dabei gewesen wär'.«
    Munde starrte drein vor dieser prophetischen Sehergabe des Vaters und dieser fuhr fort:
    »Ich hab's schon lang kommen sehen. Es ist mir aber lieb, daß ich's noch erlebt hab'. Ich treib's nimmer lang. Von heut' in sieben Tagen seh' ich meinen Medard, und der muß mir sagen, wie er so schnell von der Welt kommen ist, und wenn ich dir's berichten kann, thu ich's. Setz' dich zu mir auf's Bett. Jetzt bist du wieder mein. Gelt, jetzt bist wieder mein? Gehst nicht mehr zu dem Mordbrenner? Ich kann dir auch was geben, daß du nicht mehr an die Fränz denkst. Und ich sag' dir all meine Mittel. Ich hab' dem Medard schon viele gesagt gehabt, und ihm gehören sie auch, aber du bist jetzt mein Einziger.«
    Munde weinte laut und erzählte dann Alles, wie es ihm ergangen. Der alte Schäferle richtete sich auf, nahm die Pfeife in die linke Hand, hob die Rechte in die Höhe und rief:
    »Ich schwöre, so wahr ich bald vor Gott komm', der Diethelm ist nicht unschuldig an dem Tod deines Bruders, wie, das weiß ich nicht, das weiß Gott allein. Munde, leg' deine Hand auf meine Herzgrube, dir vererb' ich's, daß du nicht ruhst, bis der Diethelm seine Strafe hat. Willst du mir schwören, nicht zu ruhen und nicht zu rasten, bis der Tod deines Bruders gerächt ist?«
    »Ich kann's nicht, Vater, ich kann's nicht, ich thät Euch ja Alles so gern,« rief Munde, dem plötzlich davor graute, diese schwere Last auf sich zu nehmen, »aber das sag' ich, ich will dem Diethelm so lang ich lebe zeigen, daß ich ihn für einen schlechten Menschen halte.«
    »Gut, das ist mir genug, du hast ein weiches Herz, du kannst nicht mehr.«
    Der alte Schäferle begann nun, Munde alle seine sympathetischen Mittel zu sagen, wie er sie vom Vater ererbt; er wollte es Anfangs nicht dulden, daß Munde sie aufschrieb, das sei gegen das Herkommen und tödte vielleicht ihre geheime Kraft, aber Munde behauptete, nicht Alles so schnell behalten zu können. Das Zaubermittel gegen angethane Liebe schrieb Munde nicht auf. Er saß nun bei seinem Vater wie in einem Zauberberg, umgeben von geheimnißvollen Mächten und wußte nichts mehr von der Welt, bis Martha mit dem Reppenberger kam.
    Munde that es wehe, auch gegen die Meisterin feindselig zu sein, der Reppenberger sprach von einer Abstandssumme, die Diethelm dem Munde bezahlen wolle, wenn er sich zur Auswanderung entschließe, aber Munde wies alle Anerbietungen von sich, und der alte Schäferle war glücklich, als er hörte, daß sein Sohn die erledigte Stelle als Gemeindeschäfer in Unterthailfingen annehmen wolle.
    Auf den Tag hin, wie er es vorausgesagt, starb der alte Schäferle. Als ihm Munde noch am Morgen die gestopfte Pfeife übergeben wollte, schüttelte er den Kopf verneinend und sagte: »Es ist vorbei.«
    Munde überließ Alles seiner Schwester und nahm sich nur die Kleider des Medard.
    Er saß am Weg und hütete die Schafe, als Diethelm vierspännig mit seiner neuen Kalesche daherfuhr, er schaute auf, und blitzschnell durchzuckte ihn der Gedanke, welch ein großes Leben er hätte führen können; aber er drückte den Hut in's Gesicht und pfiff dem Passauf, während Diethelm und Fränz rasch vorbeirollten.
    Nicht ohne Befriedigung hörte Diethelm, daß der alte Schäferle gestorben und begraben sei, und daß der Geistliche an dessen Grabe sagte, Gott möge ihm vergeben, wie ihm der vergeben habe, dem er so schweres

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