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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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sie Euch auf öffentlichem Markt vom Leib herunter, wenn Ihr mich so gehen lasset, und ich Euch damit seh',« drohte Munde und ging hinab in die Wirthsstube.
    Diethelm schaute hoch verwundert dem so plötzlich Veränderten nach und Fränz sah mit Schrecken die böse Saat aufgehen, die sie gesäet; sie wußte aber den Vater noch dahin zu beschwichtigen, kein Geld mit auf den Markt zu nehmen, die Leute könnten es für Prahlerei ansehen und das müsse man vermeiden nach so einem Unglück. In der Wirthsstube übergab hierauf Diethelm der Rautenwirthin die Geldgurte zum Aufbewahren und Munde lächelte vergnügt zu seinem Siege. Diethelm traf hier viele Bekannte, unter denselben auch den Reppenberger und den Steinbauer. Reppenberger war eben so zuthulich und redselig, als der Steinbauer unachtsam und maulfaul; er erzählte, daß er einen umfangreichen Branntweinhandel betreibe, er habe den Vertrieb übernommen, und fahre mit seinem Einspänner im Lande umher, während sein Geschäftsgenosse das Brennen aus dem Grunde verstehe.
    Munde trat auf Diethelm zu und wiederholte in entschiedener Weise einen früher gemachten Vorschlag, daß man die Rappen gegen gute Ackerpferde vertausche, sie brauchten ja keine Kutschenpferde mehr.
    Diethelm widersprach heftig und der Steinbauer, der sich sonst nicht in fremder Leute Sachen mischte, ließ sich doch zu den Worten herbei:
    »Dein Tochtermann hat Recht, Gäule, die gewohnt sind, in der Kutsch' zu laufen, gehen zu Grund, wenn sie wieder Zacker fahren müssen.«
    Der Steinbauer sagte das mit so schelmisch zwinkernden Augen, daß eine Bezüglichkeit seiner Worte auf die Lebensweise Diethelms kaum zu verkennen war. Diethelm merkte das auch, aber er that, als ob er's nicht verstände; ihm war das versessene Wesen des Steinbauern in der Seele zuwider, aber er vermied doch jede offene Feindschaft mit ihm. Er schüttelte lächelnd den Kopf und gab lang keine Antwort, bis er endlich zu Munde gewendet sagte:
    »Das ist mein' Sach', Punktum.«
    Der große Umzug der Marktpferde, der eben an dem Rautenkranz vorüberkam und alles an die Fenster und auf die Straße lockte, unterbrach den Streit, Munde folgte seinem Schwäher auf den Markt. Mitten im Gewühle wurde er von seinem Feldwebel und mehreren Kameraden angehalten, die wie versprochen gekommen waren, und nun auf's Neue ihr Verlangen aussprachen, den Pfifferling einkaufen zu sehen.
    »Ist der bärenmäßige Bauer dein Schwäher?« fragte der Feldwebel.
    »Ja, der ist's.« Aber Diethelm war verschwunden. Munde suchte ihn mit seinem Geleite hin und her, ohne ihn finden zu können und mußte manchen Spott darüber hören, daß er sich nicht getraue, einen Pferdeschwanz allein einzukaufen.
    Munde ließ sich diese Neckereien gefallen und schwieg, er wollte nicht weiter gehen, als ihm eigentlich zustand; etwas von der alten Zaghaftigkeit seines Wesens kam wieder über ihn. Er verwünschte es, daß er sich im Uebermuth Wächter seiner Ehrenstellung zugesellt hatte und hoffte sie in guter Weise wieder los zu werden. Der Feldwebel war ein Pferdeverständiger und that sich was darauf zu gute, er suchte ein Viergespann gleichgezeichneter Braunen aus, Munde ließ sie sich hin und her vorführen, holte die Rappen aus dem Rautenkranz zum Vertauschen und war eben daran unter Bedrängen des Feldwebels und der Kameraden in die dargebotene Hand einzuschlagen, als Diethelm herzutrat. Munde hielt ein und rief ihm zu:
    »Schwäher, ich hab' einen Handel gemacht.«
    »Du? Hast ein' Geis gekauft?«
    Munde schoß alles Blut zu Kopf, und Diethelm fragte wieder:
    »Wie kommen die Rappen daher?«
    »Ich hab' unsere Rappen vertauscht,« berichtete Munde.
    »Unsere?« lachte Diethelm. »Vor der Hand sind sie noch mein und ist keine Red' von unseren, was hast du von unseren zu sagen?«
    »Schwäher, was machet Ihr? Jeder Knecht sagt zu seines Herrn Sach unser, und ich bin kein Knecht. Sehet nur das Viergespann an. Ich bin so viel als handelseins.«
    »Du? Was nimmst denn du dir 'raus? Wenn man dich auf den Kopf stellt und es fällt dir ein Guldenstückle 'raus, soll man mir die Augen mit ausstechen. Und du willst vier Roß kaufen?«
    »Schwäher, das geht über den Spaß, redet nicht so. Ich hol' gleich unsere Geldgurt aus dem Rautenkranz. Besehet Euch nur die vier Roß.«
    »Daß ich ein Narr wär'. Wenn du allein Meister bist, so bezahl's auch.«
    »Schwäher, ich weiß nimmer was ich thu, wenn Ihr so fort machet.«
    »Das glaub' ich. Du hast keinen Groschen zum

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