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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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hier von Fränz hörte, was geschehen war, erschrack er anfangs, so weit hatte er's mit Munde nicht treiben, er hatte ihm nur den Daumen auf's Auge halten wollen. Bald aber sagte er: »Es hat sein müssen, drum ist's besser heut als morgen.« Fränz war nicht so leicht zu beruhigen, sie nahm den Vater aus der Wirthsstube fort nach dem stillen Zimmer und sagte hier, daß man nicht wissen könne, was Munde vorhabe, er wisse Alles, Medard habe ihm das Gleiche gesagt wie dem alten Schäferle.
    »Das ist vorbei,« beruhigte Diethelm, »davon bin ich freigesprochen; was gemäht ist, ist gemäht. Red' mir heut nichts mehr von der Geschichte.«
    »Ja Vater, aber er wird mich deßwegen vor Gericht fordern.«
    »Dich? Warum? Was hast denn du dabei?«
    »Ich hab' ihm Alles gesagt,« erwiderte Fränz mit niedergeschlagenem Blicke.
    »Was? Was hast ihm gesagt? Was weißt denn du? Ich versteh' den blauen Teufel von all deinem Geschwätz.«
    »Vater, ich hab' gemeint, er sei mein Mann und ihm darf ich Alles sagen und da hab' ich ihm erzählt, wie Ihr damals auf der kalten Herberge die Farb' gewechselt habt, wie der Wirth erzählt hat, und wie Ihr mir hier in diesem Zimmer vier Wochen vor dem Brand gesagt habt, Ihr wisset nicht mehr wo aus noch ein. Vater, ich hab's ja nicht bös gemeint, ich hab' ja nie daran denken können, daß uns der Munde verrathen könnt'.«
    Diethelm schnaubte wild vor Zorn und Schreck, er ballte die Faust als wollte er Fränz zu Boden schlagen: sein eigen Kind wußte um seine Schuld und hatte sie preisgegeben; aber schnell entballte er seine Faust wieder, spielte in der Luft mit den Fingern wie auf Claviertasten und sagte bitter lächelnd:
    »So? Also du bist so gescheit und willst deinem Vater was zusammen zwirnen? Aber du bist zu dumm, daß dich die Gäns' beißen. Ich sollt' eigentlich kein Wort mehr mit dir reden und dir die Peitsche anmessen. So denkst du von deinem Vater? Du bist's nicht werth, daß ich dir einen Groschen hinterlasse. Geh' nur vor Gericht. Kannst Alles sagen, Alles. Aber gedenken will ich dir's was du gethan hast. Jetzt weiß ich, warum der Lump so frech gegen mich gewesen ist. Mein eigen Kind, mein einzig Kind hat's ihm eingeben. Ich will hinaus und will die ganze Welt fragen ob das noch einmal vorkommt, so weit der Himmel über der Erde steht.«
    »Vater, verzeihet mir. Ich denk's ja gewiß nicht mehr,« bat Fränz weinend.
    »Schlecht genug, daß du's Einmal gedacht hast. Wenn du von heut an, hör' zu was ich sag' und guck' nicht unter sich, sieh mir in's Gesicht sag' ich,« knirschte Diethelm seine Tochter schüttelnd, »wenn du von heut an nicht demüthig und gehorsam bist, wie's einem Kind zukommt, nein, ich will dir nicht sagen was ich thu', ich behalt's bei mir, aber vergessen werd' ich's nicht, verlaß dich drauf. Jetzt komm, hinter mir drein gehst und machst ein heiter Gesicht, das sag' ich dir, und red' mir kein Wort mehr davon.«
    Diethelm war es gelungen, den schlimmen Sinn seiner Tochter zu bezwingen, sie ging hinter ihm drein wie ein Lamm und erschrack bei jedem seiner Blicke, wenn er sich umwendete. Was war aber damit gewonnen? Handhaben für erneute Anklagen waren in fremde Gewalt gegeben und noch dazu in die eines auf's Aeußerste Erbitterten. Soll denn die That nie ruhen? Brennt das Feuer immer wieder auf? Nur Eines tröstete Diethelm, und dieß war der weichmüthige Charakter Munde's. Aber hatte er sich nicht seit gestern so auffallend verändert? Nein, er ist noch derselbe, sonst wäre er ja nicht davon gelaufen, statt Diethelm und Fränz sogleich den Gerichten zu überliefern. Dennoch schickte Diethelm sogleich den Reppenberger nach Buchenberg, theilte ihm oberflächlich mit was geschehen war und gab ihm den dringenden Auftrag, zu erforschen, was Munde vorhabe und es ihm durch einen Eilboten nach der Stadt mitzutheilen. Der Reppenberger verstand den Vorgang wenn auch nur halb und sagte:
    »Ich hab's bald gemerkt, das thut kein gut. Man kann ein Roß und ein Schaf nicht zusammenspannen.« Diethelm lachte über diesen Vergleich und gab dem Reppenberger ein gutes Zehrgeld mit auf den Weg. –
    Beim Namen angerufen erwachte Munde unter dem Birnbaum bei Breitlingen, der Schmied von Buchenberg hielt mit seinem Pferd neben ihm und hieß ihn aufsitzen, wenn er müd sei. Munde nahm das gern an. Der Schmied wußte nur von Händeln, die Munde mit seinem Schwäher gehabt, und Munde war nicht geneigt, viel zu sprechen. Nur als der Schmied sein Glück rühmte und ihm anrieth,

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