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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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betrachten mit lauter Bewunderung das schöne Thier und dieses scheint gefallsüchtig fast zu wissen, daß es bewundert wird, denn es macht immer freudigere Sprünge, bis endlich ein Mann aus dem dunkeln Schuppen ruft:
    »Hannesle, gieb Acht, daß dem Schwärzle nichts geschieht, thu's ein.«
    Das ist aber nicht so leicht, auch ein Thier läßt sich in seiner Lustbarkeit nicht gern unterbrechen, und erst mit Hülfe der Drescher, die sich wie es scheint, auch gern ein wenig im Freien umhertummeln, gelingt es dem Kühbub, das Schwärzle in den Stall zu bringen. Das Schwärzle ist eine wichtige und beliebte Erscheinung auf dem Furchenhofe, dem hohe Ehren bevorstehen und Jedermann spricht nur Gutes von ihm.
    Wir wollen aber jetzt der Stimme aus dem Dunkel folgen, deren Ruf Alles gehorchte. Das rollt und quetscht und platzt in dem dunkeln Schuppen und ein eigener süßer Duft dringt uns entgegen. In einem fast halbrunden Eichentroge wird ein steinernes Rad gewälzt, das die eingeschütteten rothbackigen und grünen Aepfel zerdrückt und dort hinten rinnt es aus der Presse in die Kufe; wir sind beim Mosten. Ein einäugiger schlanker junger Bursche treibt die Stange vorwärts, die mitten im Steinrade steckt, und ein anderer älterer Mann mit röthlich grauem Haar drückt sie wieder zurück, wobei Einer dem andern hilft. Ein alter schlanker Mann mit enganliegenden schwarzen Lederhosen und Rohrstiefeln, die faltenreich niederfallen und blaue Strümpfe sehen lassen, hält eine längliche hölzerne Schippe in der Hand, wandelt an der freien Seite des Eichentroges auf und ab und schiebt je nach der Wendung die zerdrückten Aepfel zum bessern Auspressen unter das Rad, manchmal bückt er sich, um einen ganzen oder getheilten Apfel, der über den Rand des Eichentroges gefallen, wieder hineinzulegen.
    Das ist der Furchenbauer. Er sieht langgestreckt, dürr und hartknochig aus, und das ganze Wesen hat etwas Zähes, Unbeugsames. Die weißen Haare, die den spitzen Oberkopf ringsum bedecken, sind kurz geschoren, die hohe Stirne ist runzelvoll, über den grauen Augen sind die Ausläufer der dicken Brauen in die Höhe gewirbelt, die linke mehr als die rechte, man sieht offenbar, daß der Mann seine Brauen oft mit der Hand bewegen muß, und wenn er auch die Augen ganz aufschlägt, hängt noch immer die Haut des Augenlides schlaff und fast wie ein Vordach auf den Backenwinkel des Auges, die Backenknochen stehen dürr hervor und tiefe Furchen ziehen sich zu beiden Seiten der knolligen Nase herunter; das sind Furchen, die das Schicksal gepflügt. Die schmalen Lippen des Mundes sind so sehr einwärts gezogen, daß man fast gar kein Roth sieht. Dabei hat der Mann in seinem Behaben noch etwas Bewegliches, wenn dieß auch eckig und herb ist.
    Man wird in vielen Bauerngesichtern etwas Trotziges und Widersacherisches finden, es ist das nicht immer Ausdruck einer innerlichen Gemüthsverfassung, sondern rührt meist von der schweren Arbeit her, gegen die es oft ein trotziges Anstemmen, ja gewissermaßen ein feindseliges Besiegen gilt.
    Wie jetzt der Furchenbauer nach einem großen Sack Aepfel ausgreift, um ihn zu wenden, haben seine Mienen etwas Grimmiges, das sich noch steigert, da er seiner Schwäche gewahr wird und ächzend ruft er:
    »Helfet doch, ihr faulen Kerle!« Der ältere Mann gehorsamt rasch diesem Zuruf, der jüngere Einäugige aber sagt ruhig stehen bleibend:
    »Vater, ich mein', es wär genug für heut. Ich möcht' lieber dreschen als mosten.«
    »Ich weiß was du lieber thätest, gar nichts wär' dir am liebsten,« erwidert der Furchenbauer zornig und schüttet mit Hülfe des älteren Mannes die Aepfel in den Trog. Die Aepfel platzen und zischen wieder unter dem steinernen Rad und erst als Alles in die Presse gebracht war, als die Spindeln der Presse krachten und knackten und der Saft nur noch tröpfelnd in die Kufe floß; erst als der Einäugige schon zweimal gesagt hatte, daß die Drescher bereits aufgehört hätten, gehen die Drei endlich nach dem Röhrbrunnen, waschen sich dort die klebrigen Hände, die sie nur durch Abschütteln trocknen, und treten endlich in das Haus.
    Die Drescher und Feldtaglöhner schienen schon lange auf den Hausherrn zu warten, sie umstehen den Sattler, den sich der Furchenbauer ins Haus genommen hat und der auf einem Seitentische der großen Stube ganze Felle zerschnitt, um daraus neue Pferdegeschirre zu machen und die alten in Stand zu setzen. Kaum ist der Hausherr in der Stube und plötzlich Stille

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