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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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abgeholzt ist. Er ist fest genug, sich von keinem Sturm entwurzeln zu lassen.
    Ja, der Furchenbauer gleicht einer mächtigen Tanne, und wie diese oft in ihrer Wurzelausbreitung auf ein Felsstück stößt, aber unbehindert ihre Wurzeln darüber hinstreckt und den Fels in sich einkrallt und wie dieses Wurzelgeäste harzgetränkt lichterloh brennen kann, so ist auch der Furchenbauer unbewegt, einen Gedanken wie einen Felsen mit den Wurzeln festhaltend und helle Flammen in sich bergend.
     
Ein Knecht mit verschiedenen Anliegen.
     
    Nach geraumer Weile tritt Dominik der Oberknecht ein und stellt sich ruhig wartend an den Tisch des Sattlers. Der Bauer liest noch ein wenig weiter, dann sagt er aufschauend:
    »Du stehst heut Nacht um zwei auf und giebst Acht, daß gut gefüttert wird, besonders das Schwärzle, und vor Tag machst du dich mit dem Schwärzle Wellendingen zu. Du fahrst den Hennenweg über Jettingen, der Boden ist oben linder als auf der Landstraß und das Schwärzle hat weiche Klauen, du thust recht gemach und laßst dir Zeit. Daß du mir aber ja nicht über Nellingen fahrst; kannst deiner Mutter Bescheid geben lassen, daß sie zu dir nach Wellendingen kommt. Du ziehst dein Sonntagsgewand an und in Wellendingen im Apostel wartest auf mich, wenn ich noch nicht da bin.«
    Ohne ein Wort zu sagen, will Dominik weggehen, da ruft ihm noch der Bauer nach:
    »Kannst dich auch freuen, du kriegst morgen eine Denkmünze, weil du jetzt schon bis Martini elf Jahr bei mir dienst.«
    Dominik stolpert über einen Stuhl als er die Stube verläßt.
    »Soll ich dir was mitbringen von Wellendingen?« fragt Dominik in der Küche beim Pfeifenanzünden das Ameile, und diese erwidert:
    »Ich fahr' mit dem Vater. So? Gehst du auch hin?«
    »Ja, und ich krieg' ein' Denkmünz und das Schwärzle vielleicht auch. Mensch und Vieh ist eins. Es ist nur schad, daß man die Menschen nicht auch verkaufen und metzgen kann.«
    »Der Dominik thät bitter und sauer schmecken,« sagt die Großmagd, eine stämmige und handfeste Person, während ihr verliebter Blick sagt, daß ihr dieser grobe Witz keineswegs ernst war. Ameile aber setzt hinzu: »Es muß dich freuen, Dominik, daß du den Ehrenpreis kriegst. Wenn ich ein Dienstbote wär' –«
    »Dann wärst du nicht des Furchenbauern Ameile,« unterbricht sie Dominik und geht davon, denn er hörte wie die Stubenthür sich öffnet. Die Bäuerin ruft Ameile in die Stube.
    Bald kommt Ameile wieder, nimmt die kupferne Gelte und geht damit zum Brunnen. Die Nacht ist stille und sternlos, am Himmel jagen sich die Wolken, aus den Ställen vernimmt man das Kettenrasseln der Pferde, das Brummen der Kühe und Ochsen, ein lautes Zwiegespräch zwischen Knechten oder fremden Taglöhnern, das oft von Lachen unterbrochen wird, und der Kühbub stimmt jetzt auf seinem Lager ein einsames Lied an.
    Die Gelte ist schon lange bis über den Rand gefüllt und lauft über, aber noch steht Ameile mit auf der Brust über einander geschlagenen Armen träumend davor. Ein plötzlicher Windstoß macht den Hollunderbusch rauschen und sich beugen, der Brunnenstrahl wird seitwärts gebogen und Tropfen davon gerissen, die Ameile ins Gesicht spritzen, sie wischt mit der einen Hand die Tropfen ab und steht wieder still. Jetzt vernimmt man ein Geräusch in der Stallkammer, Ameile ruft den Kühbuben um ihr aufzuhelfen, aber statt des Gerufenen kommt Dominik.
    »Holst noch Wasser?« sagt dieser die Gelte Ameile auf's Haupt hebend und sie erwidert:
    »Ja, und weil du da bist, grüß' mir dein' Mutter und sag' ihr, ich schick' ihr mit Nächstem was.«
    »Dank, weiß nicht, ob ich mein' Mutter seh.«
    »Ja und wegen dem Ehrenpreis muß ich dir noch einmal sagen, du mußt dich mit freuen, du versündigst dich, wenn du's nicht thust. Ich freu' mich auch mit. Es ist ja auch eine Ehre für uns, daß du so lang bei uns bist, und sei nur recht stolz.«
    »Freilich, freilich,« erwiderte Dominik, »gut Nacht.«
    Ameile geht nach dem Hause, aber schon auf halbem Wege begegnet ihr die Mutter, die nach Dominik ruft und als dieser bei ihr steht ihm sagt:
    »Du mußt morgen in Reichenbach anhalten und schauen was mein Alban macht. Wir haben seit der Heuet nichts von ihm gehört. Des Nagelschmieds Vreni soll jetzt auch in Reichenbach bei ihrer Schwester sein, sag ihm, er soll doch von ihr lassen, dann wird wieder Alles gut.«
    Dominik kommt endlich zu Worte:
    »Der Bauer hat mir verboten über Reichenbach zu fahren, ich soll den Waldweg über

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