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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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er arm ist, das ist kein' Schand. Mein Dominik –«
    »Dein Dominik? Wart ich will dich dein Dominik –«
    »Ja, das wird ein' Kunst sein, eine arme Tochter, die sich nicht wehren kann, zu schlagen. Die gut' Oberamtmännin die hat's geahnt, die hat nicht umsonst gestern aus heiler Haut zu mir gesagt: Mädle wenn du einmal Beistand brauchst, vergiß nicht wo ich bin. –«
    Es dröhnte ein polternder Sturz an der Kammerthür und man hörte kein Wort mehr in der Stube. Die Mutter kam aus der Kammer, sie sah schnell was geschehen war, Ameile lag am Boden und der Vater saß am Tisch und hielt die geballte Faust auf demselben. Sie führte Ameile schnell in die Kammer und ließ nicht ab, bis sie sich auf das Bett setzte, dann eilte sie zu ihrem Mann und redete ihm mit klugen Worten zu, doch kein Aufsehen zu machen, man müsse die Sache vertuschen; reize er aber das Kind, so mache er's damit ja ärger, das Kind habe nichts mit dem Knecht, es sei nur eine alte Anhänglichkeit, das Kind sei gescheit und werde sich auch wenn etwas wahr sei, so eine Narrheit bald aus dem Kopf schlagen; mache man aber viel Wesens daraus und käme so etwas in der Leute Mund, so müßte man Ameile mehr als das doppelte Heirathgut geben, um sie an den rechten Mann zu bringen.
    Diese Gründe leuchteten dem Furchenbauer wohl ein und er sagte nur noch: »Aber das Teufelsmädle will die Sach' selber an die große Glock' hängen und will Alles der Oberamtmännin berichten.«
    »Das ist nur so gered't. Wenn man gehetzt und gejagt wird, da sagt man Mancherlei was man nachher doch nicht thut. Da laß nur mich dafür sorgen. Jetzt sei lind gegen das Mädle und verscheuch mir's nicht. Hör' nur wie es heult, es stoßt ihm ja fast das Herz ab. Jetzt laß mir heut den Freudentag, weil unser Alban wieder da ist und halt Friede. Meine Kinder sind so brav und noch braver wie andere, und du mußt so gut Alles in Frieden und Gutheit herstellen können wie jeder andere Bauer, und wenn's nicht ist, denk' nur, es ist deine Schuld.«
    »Nicht meine, sag' das nicht, es ist nicht meine.«
    »Das wollen wir jetzt nicht ausmachen. Ameile!« rief sie laut, »geh' 'naus und thu Schmalz und Mehl 'raus und back Sträuble. Hurtig, mach voran, seit wann muß ich dir was zweimal sagen? Wasch' dir die Augen ab und laß dir vor den Mägden nichts merken. Sei brav und man hält dich brav.«
    Der kindliche Gehorsam in der Wirthschaftlichkeit bewältigte den Kummer in dem sich Ameile fast verzehren wollte: ihr Geliebter war aus dem Haus gejagt und sie selber mißhandelt. Noch als sie am prasselnden Feuer stand, rann ihr manche Thräne über die Wangen und sie sagte der Großmagd, daß heute der Rauch sie so sehr beiße. Mit Trauer und Klage im Herzen buck sie den Festkuchen. Als ihr die boshafte Großmagd, die Wasser geholt hatte, erzählte, wie sie den Dominik verhöhnt habe, der dagestanden habe wie der Gott verlaß mich nicht, kam kein Laut der Erwiderung über Ameile's Lippen; sie war der Großmagd nicht einmal böse. Warum sollten fremde Menschen besser sein als die eigenen Angehörigen?
    Alban kam mit freudiger Morgenfrische in die Küche, die Hinterhältigkeit des Bruders war ihm ganz aus dem Sinn gekommen. Alban hatte in aller Frühe geordnet und gewirthschaftet und es that ihm wohl, wieder im väterlichen Hause zu walten und die Freudenbezeigungen der Taglöhner und Dienstleute erhellten ihm das Gemüth. An Dominik dachte er kaum mehr, er war ein Knecht, er hatte ihn freilich besonders lieb und war ihm zu Dank verpflichtet, aber es ist doch nicht von besonderer Bedeutung, wenn ein Knecht aus dem Haus zieht. Das Herz, das lange der Freude entbehrte, wird oft so eigensüchtig, daß es sich jedes störende Begegniß gern ablenkt. Alban hörte den betrübten Ton nicht, in dem Ameile sagte, daß sie zur Feier seiner Ankunft Sträuble backe; er freute sich nur kindisch ob dieses Schmauses.
    Dem Vater und der Mutter sagte er im Stüble mit heller Stimme »Guten Morgen,« und selbst der Vater nickte freundlich; er mochte wohl der Erschütterung gedenken, die er in der Nacht beim Horchen empfunden; auch hatte er heute schon Kummer genug gehabt, er durfte sich eine Freude wohl gönnen.
    Bei dem Morgenschmause waren die Eltern und beiden Söhne äußerst wohlgemuth. Ameile trug ab und zu. Der Vater wollte sie jetzt zwingen, fröhlich zu sein und sich mit an den Tisch zu setzen, sie aber schützte allerlei Arbeit vor und als der Vater darob zornig werden wollte, sagte die Mutter nach

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