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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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alte Männchen und seine Zuhörer zehrten mit. In diesem Hause, wo das tägliche Leben so wenig bot, erquickte und erheiterte man sich an alten Geschichten und Späßen und war wohlgemuth. Die Goldfuchsen lachten mit und sprachen in Alles hinein im Beisein der Eltern und die ganze Familie war wie Ein Mensch. Wenn Alban jetzt wieder täglich vom elterlichen Hause hierher kam, war es ihm stets als athmete er nun erst frei auf, hier war er »ausgeschirrt,« wie er oft sagte, und bei allem Freisinn genoß er noch das Wohlbehagen eines Höherstehenden, der sich in niederen Kreis begiebt, dem man den besten Stuhl anweist, dem man jede Freundlichkeit doppelt dankt und vor dem man sich gern im besten Lichte zeigt. Alban war hier wieder der rechte Sohn des Furchenbauern und das that ihm wohl und er sagte sich nur, daß das überall sei, wo er eintrete.
    Der Nagelschmied sprach manchmal mit Alban über das Zerwürfniß mit dem Vater. Er war klug und fest, denn er vermied jeden Schein, als ob er Alban aufhetze, und Alban war stolz und eigenwillig genug, daß dieß gerade das Gegentheil hervorgebracht hätte. Der Nagelschmied hatte daher nur allerlei unhaltbare Einwände gegen den Plan Albans vorzubringen und ließ sich gern von ihm widerlegen; daneben wußte er aber ernste Andeutungen zu geben, daß er mit seiner Tochter Vreni nicht spielen lasse und daß er sein Leben an den wage, der mit der Krone seines Hauses leichtfertigen Scherz treiben wolle oder gar sie verunehre; er wiederholte stets, daß er Alban nicht damit meine, daß er zu ihm alles Vertrauen hege, er wußte ihm aber dabei immer deutlich zu machen, daß der arme Mann nichts habe als seine Ehre und sein heiteres Gemüth, und eben darum um so eifriger auf deren Erhaltung bedacht sein müsse.
     
Bruder und Enkelkind.
     
    Nächsten Montag war der Vater siebzig Jahre alt. Am Samstag Morgen wurde Alban in aller Frühe mit den beiden Fuchsen nach Siebenhöfen geschickt, um die kleine Tochter des verstorbenen Schmalzgrafen zu holen; auf dem Rückweg sollte er Abends in der Stadt die Ankunft des Eilwagens abwarten, mit dem der Bruder des Furchenbauern, der Dekan im Oberlande war, kommen sollte. Mit dem einzigen Bruder und dem einzigen Enkel des Vaters sollte Alban dann zurückkehren. Die letzte Entscheidung nahte. Der Vater schien dazu Alles was ihm angehörte um sich versammeln und feierlich mit der Welt abschließen zu wollen. Alban war es trotz aller innern Entschiedenheit schwer zu Muthe auf dieser Fahrt. Vinzenz war ihm immerdar ausgewichen und hatte ihm nie einen richtigen Bescheid auf seinen in der ersten Nacht gestellten Vorschlag gegeben. Alban fand keinen Schlaf mehr neben dem Bruder, der verstockt und wortlos blieb; theils um doch Schlaf zu finden, theils auch aus innerer Furcht, daß er sich einmal im Grimm an seinem Bruder vergreife, hatte sich Alban nun in der Stallkammer das Bett des Dominik zum Lager gewählt und schließlich hatte das auch noch den besonderen Vortheil, daß man ihm seine Ausflüge nach dem Hellberge und seine Rückkunft nicht nachrechnen konnte. Der Greif allein verrieth ihn am ersten Abend, denn dieser Hund, den sich Vinzenz während der Abwesenheit Albans angeschafft hatte und der in der Nacht von der Kette losgelassen war, fiel den Heimkehrenden wie einen räuberischen Eindringling an, so daß das ganze Haus in Allarm kam. Am andern Morgen hatte der Vater zu Alban gesagt:
    »Das ist grad nicht nöthig, daß du in der Knechtskammer schläfst, bleib' du nur bei deinem Bruder, und wenn er dir was hinterwärts gegen mich einfädeln will, sag' ihm nur: es gilt Alles nichts als was Ich festsetz', das allein hat Bestand.«
    Hatte Vinzenz dem Vater die erste Unterredung verrathen? Alban konnte nicht klug daraus werden. Er blieb aber jetzt um so mehr bei seinem Nachtlager, und um den Greif nicht zum Lärm zu bringen, ließ er einen Laden im Heuschuppen nach der Feldseite offen und schlüpfte durch denselben allabendlich herein. Im eigenen elterlichen Hause hatte er einen verborgenen Eingang. Jetzt im Fahren gedachte er, wie fremd er doch eigentlich noch im Elternhause war.
    Als er in der Ferne am Eichhof vorbeifuhr, wo er vor anderthalb Jahren um die Wittwe gefreit, erwachten in ihm wieder Scham und Trotz von damals, und doch konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, wie ausgeglichen und friedlich Alles wäre, wenn er hier oben bauern würde, vielleicht hielt er jetzt schon ein eigen Kind auf dem Arm ... Alban liebte trotz alledem die Vreni

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