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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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dem Weggehen Ameile's:
    »Du willst doch immer die Gedanken gleich umstellen wie du sie haben möchtest. Laß doch in dem Kind die Sach' auskochen, dann ist's vorbei; will aber nicht gleich: jetzt geheult und jetzt wieder lustig.«
    Als man aufstand, bat die Mutter, daß ihr Alban noch ein wenig bei ihr sitzen bleibe und der Vater befahl es ihm ausdrücklich. Er machte seiner Frau gern eine Freude und heute besonders, er fühlte doch, daß sie ihn von manchem unüberlegten Aufbrausen abhielt und vielleicht gelingt ihr jetzt bei Alban, wovor ihm noch immer bangte.
    »Gelt, du bist jetzt brav und hörst auf zu widerspensten?« sagte die Mutter mit freudig herzlichem Blicke.
    »O Mutter!« rief Alban erregt. »Es giebt doch kein' größere Freud' auf der Welt als seinen Eltern Freud' machen. Wenn ich draußen in der Welt ein Lob bekommen hab' über Das und Jenes, hab' ich tausendmal denken müssen: Was nützt mich das Alles? Was thu ich mit eurem Lob und eurer Zufriedenheit? Das geht Alles in Wind auf, weil meine Eltern es nicht hören und sehen können, für die allein möcht' ich der rechtschaffenste und aller Orten gepriesene Mensch sein. Wenn's meine Eltern nicht hören und sehen, ist Alles nichts. Es hat den Schein gehabt, als wenn ich ungehorsam wär', aber jetzt erst seh ich's, ich bin nichts gewesen als ein verirrtes Kind im wilden Wald, das jammert und weint, und weint und ruft nach Vater und Mutter. Mir wär' am liebsten, ich thät jetzt sterben, daß Ihr und der Vater mit Freude an mich denken könntet.«
    Aus dem Urquell alles Lebens strömten Worte und Gedanken Albans heraus und die Mutter sah ihn staunend und bewundernd an, wie sein Antlitz sich verklärte, wie eine Verzückung daraus leuchtete. Mutter und Sohn waren in diesem Augenblick hinausgehoben über alle Wirrniß und alle Beschwerung des Alltagslebens. Die Mutter drückte ihre beiden Hände auf Augen und Wangen des Sohnes und hielt sein Haupt in den Händen fest, sie drückte ihre Zähne übereinander vor innerstem Jubel, und hier, auf dem einsamen Gehöft unter dem Strohdache leuchtete jene Glorie auf, darob der Stern am Himmel erglänzt zum Zeugniß, daß sie so ewig ist wie er ...
    »Lieber Gott, ich hab's ja gar nicht gewußt, was du für ein Kind bist,« brachte endlich die Mutter hervor, und helle Freudenthränen rannen ihr über die Wangen.
    Eine Weile waren die Beiden still, die heiligste Regung klang noch in ihnen aus; aber kein Leben, am mindesten das werkthätiger Menschen duldete eine solche in's Höchste versetzte Erhebung lange.
    Die Hände in einander legend und ihren Sohn mit behaglichem Lächeln betrachtend sagte die Mutter endlich wieder:
    »Du bist doch auch wie dein Vater, nur in anderer Art und bist besser geschult. Es ist wunderig! Dein verstorbener Bruder ist der Einzige gewesen, der meiner Familie nachgeartet ist, der ist grad gewesen wie mein Vater selig, von dem hat man auch sein Lebtag kein laut Wörtle gehört. Dein Vater hat ihn oft ausgelacht wegen seinem Ochsenschritt: aber ihr seid Alle wie die wilden Ross': hinten und vorn ausschlagen, wenn's was giebt, das ist bei euch daheim. Aber jetzt komm und erzähl mir einmal geruhig: wie ist dir's denn auch gangen?«
    »Wie ich in den Krieg kommen bin –«
    »Davon will ich nichts wissen. Wie ist dir's denn als Knecht ergangen?«
    »Gut. Nur um Weihnachten war mir's am ärgsten –«
    »Kann mir's denken, da hast rechtschaffen Jammer (Heimweh) gehabt?«
    »Nein, nicht mehr als sonst, aber schrecklich ist mir's gewesen, daß ich mich hab' müssen beschenken lassen. Ich hätt' gern dem Meister die Schenkasche vor die Füß' geworfen und hab's doch nicht dürfen; er hat's gut gemeint. Und fürchterlich ist's, wie die Dienstboten gegen einander sind. Wenn Eines dem Andern das Leben recht sauer machen kann, ist's ihm ein Freud'.«
    »Ihr Kinder und besonders du hast's uns ja nie glauben wollen, was für ein schlechtes Corps das ist, jetzt bist selber drunter gewesen, jetzt wirst uns Recht geben. Freu dich nur jetzt, daß du wieder Haussohn bist. Mach' nur, daß Alles mit Gutem ausgeht und laß die Kirch' im Dorf.«
    »Ich thu was ich kann, Mutter! Ich laß mir da die Hand abhacken, eh ich eine Ungerechtigkeit leid'. Wenn nur der Vinzenz auch brav ist, redet mit ihm, mit mir brauchet Ihr nicht zu reden; er soll Euch sagen wie ich's im Vorschlag hab' und was er dazu will. Mir giebt er keinen Bescheid.«
    Ein unterdrücktes Husten in der Stube bestärkte die Mutter in der

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