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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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schritt weiter. Alban schauderte es im Innern.
    Auf dem zweiten Markstein saß ein Rabe und sah den Ankommenden ruhig entgegen. Der Vater winkte aufscheuchend mit der Hand, aber nach Art dieser kecken Thiere, die alsbald merken, wenn man waffenlos gegen sie ist, blieb der Rabe ruhig sitzen. Vinzenz bückte sich und hob eine Scholle auf; aber der Vater hielt ihm den Arm, indem er sagte:
    »Man darf nach einem Raben nicht mit Ackererde werfen.«
    Erst als man ganz nahe war, flog der Rabe kreischend davon. Dieselbe Weihehandlung wiederholte sich hier, nur sprach der Vater beim Aufstehen keine Verwünschung mehr aus, vielmehr brockelte er Brod ringsumher auf den Boden und sagte dabei:
    »Das ist für die hungrigen Vögel in Feld und Wald. Wer da gesegnet ist mit reichem Besitz, gedenke allzeit Derer, die in Noth und Armuth sind, denn darum hat ihn Gott gesegnet, und es wird ihm doppelt wohl ergehen.«
    Der dritte Markstein war am Waldessaum. Der Vater setzte sich auf den Stein und befahl den Söhnen: »Holt Wanderstäbe!« Sie eilten in das Dickicht und bald hörte man es knacken. Alban war der Erste, der wieder zurück kehrte, und im Angesichte des Vaters zuckte es seltsam, da ihm Alban einen abgezweigten Schwarzdornstock übergab und dann wieder in das Dickicht ging, um sich selbst einen zu holen. Vinzenz brachte zwei noch mit den Zweigen behangene Stöcke; der Vater befahl ihm, einen wegzuwerfen und einen für sich zu behalten. Als nun auch Alban mit seinem Stocke wiederkam, erhob sich der Vater und rief in gebieterischer Haltung:
    »Zerbrecht Eure Stöcke!« Vinzenz schaute den Vater verwundert an, der Stock Albans knackte und bald darauf auch der des Vinzenz und der Vater rief wieder:
    »Werft die Splitter weg!« Es geschah, und der Vater fuhr fort, seinen Stab erhebend: »Seht, ich allein halte den Stab, ich allein habe Macht über euch und ihr müßt mir gehorsam und unterthänig sein in Allem.« Vinzenz rief laut »Ja,« und gegen ihn gewendet sprach der Vater: »Ihr habt nicht zu antworten und ich hab' euch nicht zu fragen. Von Gott eingesetzt ist es, daß das Kind nach dem Willen des Vaters thue, ohne Widerrede; und so ist es treu und fromm von Alters her in unserer Familie gehalten, und darum stehen wir unter den Ersten im Lande.« Mit erleichtertem Herzen schloß er: »So, jetzt hab' ich nach dem alten Brauch gethan, und jetzt können wir ordentlich und frei miteinander reden.«
    In der That schien sich der Furchenbauer erst jetzt leicht und frei zu fühlen, er schritt an dem frisch geschnittenen Stabe behend dahin; der Waldweg war breit, seine beiden Söhne gingen neben ihm, Vinzenz war zur Linken, sein blindes Auge stets an der Seite des Vaters. Dieser erzählte abermals die Geschichte von dem Urahn, der die Furche um sein Gut gezogen und ihm den Namen gegeben. Im Walde waren viele Menschen, Männer, Weiber und Kinder, die Dürrholz rafften, denn am Montag übten sie von Alters her diese Gerechtsame. Jedes dem man begegnete, erhielt nach alter Sitte Wein und Brod und die Kinder sogar kleine Münze. Im Walde jauchzte und jubelte es von allen Seiten und der Tag hellte sich auf. Der Vater sagte, daß nun die Uebergabe des Gutes überall besprochen werde. Er wendete sich mit seinen Worten jetzt vorherrschend und besonders freundlich an Alban und plauderte von allerlei.
    Es war schon gegen Abend, als man am Markstein unweit des Felsens, den man des Geigerle's Lotterbett nennt, wieder den üblichen Halt machte. Drunten rauschte der Waldbach und der Vater fragte jetzt Alban geradezu:
    »Jetzt sag' einmal: wie thätest du denn das Gut übernehmen?«
    »Zehnfach so hoch als es bis jetzt geschätzt ist, aber ich will –«
    »Schweig. Still sag ich. Du verdienst nicht, daß man dir einen Fußbreit Boden giebt. Kann ein Mensch, der fünf zählen kann, ein Gut übernehmen, das so verschuldet ist? Die Zinsen fressen dich ja auf.«
    »Man kann den Wald am Kugelberg schlagen und –«
    »So? So fangen die rechten Lumpen an, der Wald muß büßen, was der Acker nicht vermag. Was die Voreltern aufgespart haben, kommt unter die Axt. Am Wald sich versündigen ist das Schlechteste. Du willst gescheit sein und hast kein Loth Verstand. Wenn ein Bauer keinen Wald mehr hat, hat er keinen Anhalt mehr. Drum hab' ich ihn auch geschont wie meine Vorfahren auch. Du thätest es dahin bringen, daß du kein' eigene Tanne mehr hättest, aus der man dir eine Bahre machen kann. Siehst jetzt ein, daß ich Recht hab'? Siehst ein?«
    »Wenn

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