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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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das muß dann gehalten werden, und das müssen die Gerichte schützen; aber ich will nicht, auch nach meinem Tod sollen die Amtsleut' sich nicht in meine Sach' mengen und ich möcht' auch noch meine Kinder verheirathet und auch noch Enkel sehen. Ist das ein schlechter Vater, der das will? Sag', willst du Allem folgen, was ich thu?«
    »Nein.«
    »Dann siehst du das Tageslicht nicht bis du anders wirst.«
    Der Bauer erhob sich und schlich wieder langsam die Treppe hinauf in seine Schlafkammer .....
     
    Sie nahm ihre Kleider in ihren Arm
    Und ging wohl zu der Scheuer.
     
    Das Wort aus dem Lied erneuert sich. Aus dem ersten Schlaf wurde Dominik geweckt. Ameile rief ihm. Sie hatte des Vaters nächtigen Gang belauscht und kam jetzt, Dominik das Gräßliche zu künden, was sie vernommen; sie sprach so verwirrt, daß Dominik sie nicht recht verstand, sie bat ihn, ihr zu helfen, die schweren Lasten von der Fallthüre wegzunehmen, und so viel stellte sich endlich heraus, daß Alban gefangen war. Ameile wollte, daß man ihn insgeheim befreie, aber sie staunte als Dominik sagte:
    »Nichts geheim! Dein Vater muß wissen was wir thun. Er darf uns nicht wehren. Das ist unmenschlich! Er muß froh sein, daß wir nicht unter die Leut' bringen, was er thut. Jetzt haben wir Ihn in der Hand, jetzt muß er thun was Wir wollen. Komm, Ameile.«
    Nur wie ein flüchtiger Blitz erkannte Ameile, welch' ein kräftiger Muth in Dominik erwacht war, »du bist unser Aller Heil,« rief sie und seine Hand festhaltend eilte sie mit ihm nach dem Hause.
    Dominik weckte Alles mit lauter Stimme, als er Alban aus dem Keller rufen hörte. Der Vater, die Mutter und Vinzenz kamen herbei und Alban stieg aus dem Keller empor und starrte sie an wie ein vom Tod Auferstandener.
    Dominik hielt den Alban in seinen Armen und sagte: »Thu' nichts was Gott verboten hat; die Hand, die sich gegen den Vater erhebt, wächst aus dem Grabe.«
    Alles war still, der Furchenbauer trommelte mit den Fingern auf dem Faß.
    Die Mutter umhalste ihren geliebten mißhandelten Sohn und jetzt hörten die Kinder ein entsetzliches Wort aus ihrem Munde gegen den Vater.
    »Du bist ein Unthier und kein Mensch,« rief sie ihm zu.
    Man ging nach der Stube, die Mutter wusch dem Alban selbst die Hände und das Antlitz und trug ihm Essen auf. Der Vater wollte aus Allem einen Scherz machen, Alban redete kein Wort; er aß ruhig und ging dann mit Dominik schlafen.
    Als ihm Dominik den gutmeinenden Plan des Vinzenz darlegte, lachte er vor sich hin.
     
Verhetzt und in den Abgrund gestürzt.
     
    Der Tag graute kaum, als Alban einen der Fuchsen gesattelt aus dem Stall zog, er schwang sich behend auf und ritt im Nebel zum Thor hinaus und davon. Ohne Aufhalt wie ein Feuerbote jagte er im raschen Galopp dahin und er war in der That ein Feuerbote, er wollte in der Stadt Schutzmittel suchen gegen den Brand, der in seinem elterlichen Hause entflammt war. In der Stadt angekommen und ganz brennend vor Zorn befiel ihn doch noch einmal Bangigkeit darüber, daß er einen Familienzwist vor die Gerichte bringen solle; die alte strenge Zucht war doch noch mächtiger in ihm, als er geahnt hatte. Er glaubte sein Auge nicht aufschlagen zu können vor dem Richter, dem er die Sache vorbringe. Der Kreuzwirth, noch ein standfester Republikaner, dessen Wirthschaft darum auch von Vielen, die es mit dem Amte nicht verderben wollten, gemieden wurde, galt für einen klugen Advokatenkopf, und ihm entdeckte sich nun Alban zuerst, ohne ihm jedoch Alles und namentlich die letzte Mißhandlung zu sagen. Der Kreuzwirth erklärte, daß Alban nichts anfangen könne, so lange der Vater lebe; man könne ihn nicht zwingen, sein Gut abzugeben auf diese oder andere Weise; er traute sich indeß doch nicht ganz und rieth Alban, nach der nächsten Stadt zu reiten, wo der Sohn des Hirzenbauern als Rechtsanwalt wohne. Alban schien das nicht genehm. Er ging aus und stand geraume Zeit vor dem Oberamtsgericht, ohne sich entscheiden zu können, ob er hineingehen solle oder nicht. Da sah er in der Oberamtei eine Frauengestalt am Fenster, er grüßte hinauf, man dankte freundlich. Alban ging hinauf zur Frau Oberamtmännin. Sie öffnete selbst den Treppenverschlag und hieß ihn eintreten; sie fragte ihn nach Ameile, nach dem Vater, nach Dominik und seinem eigenen Befinden. Alban gab Anfangs nur stotternde und oberflächliche Auskunft. Sein Blick schweifte wie verloren in der Stube umher. Ist denn dieses Haus auf derselben Erde, auf der sein

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