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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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väterliches stand? Wie ist hier Alles so geregelt, so fein, wie spricht aus Allem eine Ruhe; und doch ist das nur ein Stockwerk höher über den Stuben, wo die gräßlichsten Händel, Mord und Todtschlag, Raub und Betrug verhandelt werden. Und dazu diese begütigende Stimme der Frau. Alban hatte ein solches von Bildung und zarter Sitte erfülltes Hauswesen schon einmal kennen gelernt im Hause des Direktors der Ackerbauschule, aber jetzt erschien ihm Alles wieder so fremd, so traumhaft schön.
    Die Oberamtmännin verstand es, seine Gedanken zu sammeln, und mit einer wie elegisch gebrochenen Stimme erzählte ihr nun Alban Alles. Sie stand oft unwillkürlich auf, wenn er ihr eine Herbheit berichtete, setzte sich aber schnell wieder und bat Alban fortzufahren. Zuletzt sagte sie ihm, daß ihr Mann Morgen nach Reichenbach müsse, sie werde vielleicht mitkommen und ihn wo möglich bewegen, daß er auf den Furchenhof fahre und dann solle Alles rein freundschaftlich ohne den Amtsweg geschlichtet werden, denn das stehe fest, Alban könne nicht mehr bei seinem Vater bleiben. Während dieser noch herzlich dankte für die getreue Annahme, kam ein Dienstmädchen und meldete Dominik. Die Frau Oberamtmännin hieß ihn eintreten.
    »So? Da treff' ich dich?« sagte Dominik zu Alban und richtete einen Gruß von Ameile an die Oberamtmännin aus, mit der Bitte, sie möge so bald als möglich auf den Furchenhof kommen, der Vater habe Respect vor ihr und sie könne viel machen. Die Oberamtmännin gab nun feste Zusage, und auf dem Weg nach dem Wirthshause sagte Dominik zu Alban:
    »Dein Vater hat mich dir nachgeschickt, du sollst ja nicht vor Gericht gehen. Er will Alles thun.«
    »Will er theilen?«
    »Das glaub' ich nicht, aber sonst Erkleckliches, und wenn du nachgiebst, ist's mein Glück auch.«
    »Ich geh' nicht um ein Haarbreit ab von dem was ich gesagt hab',« erwiderte Alban, ohne auf das Letzte zu hören und im Zorne rief Dominik:
    »Es ist doch so. Du bist grad wie dein Vater, grad so unbändig.«
    »Meinetwegen, und es wird sich zeigen, wer stärker ist.«
    Im Kreuz traf man den Klein-Rotteck. Alban bat ihn, doch auch Morgen früh auf den Furchenhof zu kommen und ihm beizustehen. Der Klein-Rotteck lehnte entschieden ab, er mische sich nicht in fremde Händel, da putze sich Jedes an Einem ab. Auf des Dominik Zureden und auf dessen leisen Zusatz, daß er ihm zulieb kommen möge, zumal er es ihm ja versprochen habe, ihm beizustehen, sagte endlich der Klein-Rotteck mit einem Handschlag zu.
    Der Hirzenbauer war sehr betrübt, obgleich er heute einen Prozeß gewonnen hatte. Seine Ortseinwohner hatten ihn wirklich verklagt, weil er sein Gut getheilt hatte, kein Advokat aus der Nachbarschaft hatte sich dazu hergegeben, den Klägern eine Eingabe zu machen, sie hatten aber einen Winkeladvokaten, einen sogenannten Entenmaier gefunden, der ihnen die Sache als sehr bedeutsam und erfolgreich darstellte; ja er hatte behauptet, die Advokaten hätten nur deßhalb keine Klagschrift gemacht, weil sie alle Parteigenossen des Klein-Rotteck seien. Nun hatte der Klein-Rotteck heute den Prozeß in erster Instanz gewonnen, aber das sah er, er hatte keine Nachbarn mehr, das sind lauter Feinde, ja, sie denunzirten jetzt bei Gericht, was er im Jahr 1848 gesprochen und wäre der Richter nicht doch noch wohlwollend gewesen, er hätte einen neuen Strick für ihn drehen können.
    Alban und Dominik ritten mit einander heimwärts, Alban war wild und voll Jähzorn und Dominik erkannte wieder, daß solch ein reicher Bauernsohn ganz anders geartet ist als ein armer Knecht; solch ein Haussohn ist nicht so leicht zufrieden gestellt und vergiebt nicht so schnell. Er erzählte Alban, um ihn zu beruhigen, daß der Vater ihn ja auch dreimal mit Schande aus dem Hause gewiesen habe und er sei doch geblieben, aus Anhänglichkeit und um Frieden zu stiften. Diese Mittheilung machte aber die verkehrte Wirkung, denn Alban sagte:
    »Das beweist eben wieder, daß du kein' Ehr' im Leib hast.«
    Es war schon Nacht als man am Hellberg ankam, vom Hause schimmerte Licht und die Klarinette der Obedfüchti tönte in's Thal. Alban stieg ab und befahl Dominik, das ledige Pferd an der Hand heim zu führen. Dominik rieth ihm, jetzt zu den Eltern nach Hause zu gehen, die seiner sehnsüchtig harrten, aber Alban erwiderte:
    »Ich bin drei, ja vier Tage sind's, nicht dort gewesen. Ich muß wieder hin.«
    Raschen Schrittes sprang er den Berg hinan. Die Obedfüchti spielte sich allein etwas vor

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