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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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brachte die beiden Männer, die Aepfel einkauften. Auf dem landwirthschaftlichen Bezirksfeste hatte der Furchenbauer eine große Masse davon versprochen, und wie kam jetzt die Erfüllung zur Unzeit! Der Furchenbauer that freundlich und unbefangen; und doch brannte es ihm im Innern. Er hatte gedacht, seinen Alban zu befreien, er hatte sich doch übereilt, und jetzt konnte er es vor den fremden Menschen nicht. Wer weiß, was der wilde, nun doppelt verhetzte Bursch im ersten Augenblick anfängt?
    Der Furchenbauer mußte im wahren Sinn des Wortes in einen sauren Apfel beißen und zwar in mehr als einen: er mußte seine Frucht proben und proben lassen, er mußte die Männer im Garten, in den Scheunen geleiten und zuletzt in die Stube führen und Spitzgäbele ließ nicht ab, bis der Furchenbauer den fremden Herren zeigte, was für einen guten Tropfen ein Oberländer Bauer im Keller hege. Glücklicherweise war der Weinkeller ein anderer als der, darin der Gefesselte lag. Spitzgäbele war auch eine Art Patriot, er machte sich stolz damit, den fremden Herren zu zeigen und zu erklären, was hier zu Lande ein Bauer sei. Wie war es dem Furchenbauer zu Muthe, als er jetzt seinen übermäßigen Reichthum und den Segen der geschlossenen Güter preisen hörte, und wie bei einem solchen Bauer »die Zeinsle singen,« denn man nennt Zeisige und Zinsen Zeinsle. Es wurde Nacht bevor Spitzgäbele mit seinen Herren davon fuhr, sie hatten hier gegen 400 Simri Aepfel eingekauft.
    Während der Furchenbauer mit den Fremden zu thun hatte, stand Ameile wieder bei Dominik im Garten.
    »Ich hab's gewußt, daß du kommst, du hast müssen kommen,« sagte sie nach den ersten Begrüßungen. »O Dominik! Wie sieht's bei uns aus. Ich thät' sterben vor Gram wenn ich nicht dich hätte. Laß dich nur nicht verscheuchen, du mußt da bleiben; ich muß einen Beistand haben, es kann jeden Augenblick auch gegen mich losgehen. Du bist mein' Hülf' und mein Zuflucht und mein Alles.« Natürlich war Alban bald der einzige Gegenstand des Gesprächs. Ameile konnte sich gar nicht erklären, wohin er verschwunden war; die Mutter glaube, daß er nach der Stadt vor Amt sei; sie aber habe ihr nicht gesagt, wie sie in seiner Kammer nachgesehen, da seien all seine Kleider und er sei nicht ein solcher, der unordentlich in die Welt hinaus laufe. Sein Gesangbuch sei aufgeschlagen, und weinend sprach sie die Ahnung aus, daß sie fürchte, Alban habe sich ein Leides angethan, er habe am Sonntag, als sie allein mit ihm war, so viel vom Tode gesprochen. Dominik beruhigte sie so viel er vermochte und die frische Stärke des Gemüthes, die er heute erst in sich erweckt, sowie der Umstand, daß er allein nicht erhitzt von dem Gehetze der vergangenen Tage aus der Ferne eine gewisse Ruhe mitbrachte, alles das übte endlich einen beschwichtigenden Einfluß auf Ameile. Dennoch war es Dominik nicht wohl dabei, und er sagte, er wolle auf den Hellberg gehen, Alban sei gewiß dort bei der Vreni.
    Beruhigt mit dieser Auskunft ging Ameile nach dem Hause und Dominik nach dem Hellberge.
    Zum Nachtessen kam Dominik nicht in die Stube, Ameile brachte ihm Speise in die Stallkammer und hörte, daß Alban seit zwei Tagen nicht auf dem Hellberg gesehen worden.
    Der Vater war heute voll Unruhe und brummte immer in sich hinein. Er schickte Alles früh zu Bett, aber Ameile konnte nicht schlafen und hörte jeden Tritt ...
    Als Alles still im Hause war, schlich der Vater nach dem Keller. Er versuchte es, jetzt die Säcke und das Faß von der Fallthüre zu wälzen, aber die Kraft versagte ihm, er setzte sich ermattet nieder und rief: »Alban!« Keine Antwort. »Alban, ich bin's, dein Vater ruft.« Immer noch lautlose Stille. Dem Vater standen die Haare zu Berge. Hätte sich Alban ein Leid angethan? Kam er zu spät? Mit bebender Stimme rief er: »Alban, du bist mein gutes Kind, Alban, sei fromm und brav, thu' mir das nicht an, es stoßt mir das Herz ab. Alban, du bist ein Schandbub', du bist nicht werth, daß man dich erwürgt. Alban gieb Antwort, sei brav, sei brav, ich will dir ja Alles, Alles thun, gieb Antwort –«
    »Was wollt ihr thun?« rief eine Stimme von unten und der Bauer athmete frei auf. Alban lebte. Er antwortete lange nicht und erst auf die wiederholte Frage von unten sagte er:
    »Du wirst jetzt einsehen, daß ich Recht hab', du mußt's einsehen, du hast dich im Stillen besonnen. Guck, ich könnt' ja warten, ich könnt' ja gar nicht abgeben so lang' ich leb' und mein Testament machen und

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